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15 Sich mit Hindernissen anfreunden

Sich von Moment zu Moment der Gegenwart zuwenden, das ist die Praxis der Meditation. Was könnte natürlicher sein, als sich dem zu öffnen, was gerade da ist? Trotz dieses einfachen Geschehens tauchen immer wieder Hindernisse auf. Zu den klassischen Hindernissen in der Meditation zählen Schläfrigkeit, Ruhelosigkeit, Langeweile, Zweifel und auch Stolz.

Schläfrigkeit führt dazu, dass unsere Aufmerksamkeit für das gegenwärtige Erleben erlahmt und wir in Tagträume abrutschen. Ruhelosigkeit kann sehr quälend sein und hindert uns an der nötigen Sammlung und Stabilität unserer Achtsamkeit. Langeweile lässt unser Interesse und damit auch unsere Aufmerksamkeit stumpf werden. Zweifel führt dazu, dass wir bei unangenehmen Zuständen unserem inneren Widerstand folgen und unsere Meditation frühzeitig abbrechen. Der Stolz wiederum taucht typischerweise immer dann auf, wenn wir gerade eine „gute“ Phase ohne Widerstände in der Meditation erleben, und führt dazu, dass wir innerlich abheben und die schlichte Gegenwart aus dem Blick verlieren. Natürlich gibt es neben den klassischen Hindernissen auch noch andere Faktoren, die wir als schwierig oder hemmend erfahren können: äußere Unruhe oder Lärm, körperliche Schmerzen, starke Widerstände und anderes.

Doch auch wenn diese oder andere Faktoren unsere Meditation erschweren, bedeutet dies nicht, dass sie bekämpft werden müssten. Das eigentliche Hindernis für unser Offensein und unser Gegenwärtigsein besteht nicht in der Schläfrigkeit oder was wir auch sonst immer als Problem empfinden, sondern darin, dass wir uns gegen die Schläfrigkeit wehren.

Letztlich lässt sich alles, was wir als Hindernis für unsere Meditation erfahren, auf einen Widerstand und damit auf eingrenzende Vorstellungen in uns zurückführen. Jede Art von Vorstellung darüber, wie Meditation sein soll und welches Erleben dabei entstehen soll, wirkt als innere Grenze und bewirkt einen Widerstand gegen den Facettenreichtum der Seele.

Diese oft subtilen Vorstellungen und Widerstände zu erkennen und ihre leidhafte Wirkung auf uns zu untersuchen, ist ein wesentlicher Teil der Praxis. Nur so können wir mit der Zeit innere Grenzen und Widerstände klarer erkennen und gleichzeitig das Gewahrsein entdecken, das bedingungslos ist.

Aus diesem Grund ist die beste Haltung gegenüber scheinbaren Hindernissen in der Meditation, nicht zu versuchen, sie möglichst schnell auszuräumen, sondern sich gerade mit den schwierigen Momenten anzufreunden, ihnen wertfrei zu begegnen und dort mit größerer Aufmerksamkeit zu verweilen. Es sind genau diese Momente, in denen wir Selbstgrenzen entdecken können und in denen ein großes Potential für innere Freiheit steckt.

• Was empfindest du als typische Hindernisse in deiner Praxis? Wie kämpfst du dagegen an? Welche Art von Vorstellung führt dazu, dass du dies als störend empfindest? Wie wäre deine Meditation ohne diese Vorstellung?

• Oft sind auch die sogenannten Hindernisse (z. B. Schmerz) bereits ein Ergebnis von inneren Widerständen. Untersuche, wenn „schwierige“ Dinge in der Meditation auftauchen, ob es Widerstände gibt, die zu dem störenden Erleben führen.

• Wenn unangenehme oder störende Zustände in der Meditation auftauchen, erinnere dich an die unbedingte Annahme des Gewahrseins und sag dir innerlich: „Das darf sein.“

Nach innen lauschen

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