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Gewahrsein

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Was ermöglicht es dem Auge zu sehen? Oder anders ausgedrückt: Wer sieht?

Beide Fragen lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Subjekt einer Erfahrung. Bewusstsein ist das Subjekt, zeitlos und immer während. Es ist das, was wahrnimmt. Es ist der Ursprung jeglicher Erfahrung. Das Subjekt können wir nicht erfahren, wir können es nur sein.

Trotzdem ist es möglich, uns des Bewusstseins bewusst zu werden, und zwar dadurch, dass wir von den Objekten zurücktreten. Der Fokus unserer Aufmerksamkeit verschiebt sich unmerklich von den Wahrnehmungsobjekten weg zu dem, was wahrnimmt. Wir schauen nicht mehr auf die Wahrnehmungsinhalte, sondern sind ganz Wahrnehmung, ungerichtet und offen. Man nennt daher das Erkennen des formlosen Bewusstseins auch Gewahrsein, also „ganz Wahrnehmung sein“. Im Gewahrsein sind wir eins mit offenem, unberührtem Bewusstsein.

Obwohl Bewusstsein das Subjekt jeglicher Erfahrung ist, kennt es kein Ich. Denn der Ich-Gedanke oder das Ich-Gefühl ist nur ein Objekt des Verstandes, das im Bewusstsein erscheint, ohne es zu berühren. Wie ein Spiegel im Bad nicht davon berührt wird, wenn wir morgens verschlafen hineinschauen, so bleibt Bewusstsein selbst vollkommen unberührt von unserem Gefühl, eine unabhängige, getrennte Person zu sein.

Bewusstsein ist unberührt, transparent, unendlich. Daher wird es mit Stille in Verbindung gebracht. Etwas, das vollkommen unberührt bleibt, ist in sich unendlich still. Es ist die Stille selbst. Es reagiert nicht, wertet nicht, denkt nicht. Die Natur der Stille ist nichts anderes, als vollständige Offenheit.

Erfahrung bedeutet Veränderung, sie kommt und geht.

Die Realität jedoch ist keine Erfahrung, sie kann nicht

erfahren werden. Sie ist nicht wahrnehmbar, so wie man

ein Ereignis wahrnimmt. Die Realität kommt nicht und

geht nicht. Der Wunsch selbst und die Suche nach der

Realität sind die Bewegung, der Vorgang und die

Handlung der Realität. Sie können lediglich den entscheidenden

Punkt begreifen, dass alles, was geschieht, was

kommt und geht, nicht die Realität ist.

Erkennen Sie Vergänglichkeit als vergänglich, Erfahrungen

lediglich als Erfahrungen, und Sie haben bereits

alles getan, was Sie tun können. Dann sind Sie offen für

die Realität, nicht mehr dagegen gepanzert, so wie Sie es

sind, solange Sie Ereignisse und Erfahrungen Realität

beimessen.

SRI NISARGADATTA MAHARAJ

Kein Pfad

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