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Die Stille entdecken

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Wie können wir diese unberührte Stille entdecken, wenn sie weder Erfahrung noch Objekt ist und unser Verstand sie auch nicht erfassen kann. Wie können wir ihrer gewahr werden?

Zunächst ist es mir wichtig zu wiederholen, dass die Stille des Bewusstseins nichts ist, was wir irgendwie erreichen könnten. Man kann das gar nicht oft genug betonen, denn der Verstand wird immer versuchen, still zu werden oder Stille zu erreichen. Er strengt sich an und sucht nach Stille. Da er nur Objekte kennt, versucht er vergeblich, Stille als Objekt zu erfassen. Stille sein verwirrt unseren Verstand.

Wenn es keine Buddhanatur gäbe (mit anderen

Worten: Wenn wir nicht schon diese absolute Stille

wären), wozu würden wir dann praktizieren?

Haben wir ein schmutziges Kleidungsstück, dann

waschen wir es. Aber in Wirklichkeit waschen wir ja

nicht das Kleidungsstück – wir waschen den Schmutz

weg. Dann haben wir ein so genanntes sauberes

Kleidungsstück. Doch in Wahrheit war das Kleidungsstück

nie schmutzig, daher kann es nicht gereinigt

werden. Der Schmutz ist vorübergehend. Er hat seine

Ursache und seine Bedingungen. Das Kleidungsstück

selbst ist niemals weder sauber noch schmutzig.

Genauso ist es mit der Buddhanatur. Wir sind

diese Natur.

DZONGSAR KYENTSE

Wie können wir also diese Stille entdecken, die wir immer sind? Wie kann es geschehen, dass Stille nicht nur theoretisches Wissen bleibt, sondern lebendiges Sein ist, aus dessen Mitte heraus wir leben?

Schauen wir noch einmal auf die zweifache Natur des Bewusstseins: Objektbewusstsein und formloses Bewusstsein. Die Stille des Bewusstseins ist immer da, doch sie wird von Erscheinungen, dem Objektbewusstsein, verdeckt.

Wie die Leere des Spiegels niemals für unser Auge sichtbar wird, da sich ständig alle möglichen Erscheinungen darin spiegeln, so enthüllt sich uns auch das formlose Bewusstsein nicht ohne Weiteres, da es voller Erfahrungen und Objekte ist.

Was uns den Blick auf das formlose Bewusstsein verstellt, sind dennoch nicht die Objekte selbst. Es ist unsere Fixierung auf Objekte. Unsere Wahrnehmung wird magnetisch von allen Erscheinungen angezogen. Wir lassen uns von Erfahrungsobjekten so vollständig vereinnahmen, dass der Hintergrund der Erfahrung, die Stille, verblasst.

Bildlich gesprochen fixieren wir uns auf die Wolken am Himmel und bemerken nicht die grenzenlose Weite, in der diese Wolken erscheinen. Um die Weite des Himmels zu erfassen, müssen sich nicht die Wolken auflösen, sondern unsere Fixierung.

Der Schlüssel zur Stille des Bewusstseins ist, Sensibilität für das Objektbewusstsein zu entwickeln und unsere Fixierung darauf zu lösen. Es ist wie das Erwachen aus einer Hypnose. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit dann immer weniger den Formen und Erscheinungen zu und öffnen uns stattdessen mehr und mehr einem ungerichteten offenen Gewahrsein.

Kein Pfad

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