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Heimkommen

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Manche Menschen ahnen in diesen kurzen Momenten des Ankommens, dass es ein Ankommen und einen Frieden gibt, der noch viel umfassender ist und auch vom Unterwegssein im Leben unberührt bleibt. Eine Erfahrung des Heimkommens, die unserem Leben Sinn gibt und uns Frieden schenkt. Dieses große Heimkommen wird Stille, Erleuchtung oder Gott genannt.

Also machen sie sich auf den Weg nach diesem großen Zuhause, sie beten und praktizieren Meditation. Die spirituelle Reise beginnt. Eine Suche nach Stille, Wahrheit und Erfüllung.

Jeder Suche aber liegt die Überzeugung zugrunde, dass das Gesuchte im gegenwärtigen Moment nicht existiert. Wir fühlen einen Mangel, der unsere Bemühungen in Gang hält. So wenden wir unseren Blick nach außen und hoffen, in der Zukunft das Ersehnte zu finden. Suchen aber führt uns weg von dem Ort, an dem wir gerade sind: die Gegenwart. Suchen lässt uns nicht ankommen.

In einem Königreich herrschte über viele Jahre Krieg.

Um den Sohn des Königs sicher vor den Feinden zu

schützen, wurde er heimlich schon als kleines Kind zu

Pferdezüchtern aufs Land gebracht und dort ohne

Wissen seiner Herkunft aufgezogen. So wuchs er

mitten unter Pferden auf und wurde schnell ein

großartiger Reiter.

Eines Tages starb der König und niemand außer ihm

wusste, wo der Königssohn war.

Also übernahm ein Bruder des Königs die Regierungsgeschäfte

und veranlasste, dass die besten Reiter und

Spurensucher des Landes nach dem verschollenen

Königssohn suchen sollten. Als der Königssohn, der

inzwischen ein junger Mann geworden war, davon

hörte, dachte er bei sich: „Ich bin ein guter Reiter und

will meine Dienste anbieten. Ich werde wie ein Wirbelwind

durch das ganze Land reiten und jeden Winkel

nach dem Sohn des Königs absuchen.“

So suchte er das ganze Reich ab. Immer auf der

Suche nach einem jungen Mann, der ungefähr

so alt sein musste wie er selbst und der, so hoffte er,

dem Bild des verstorbenen Königs glich. Er suchte

Wochen und Monate, fand viele junge Männer in

seinem Alter, aber keinen, der dem König in seinem

Aussehen glich.

Erschöpft gab er auf und beschloss, dem Bruder des

Königs seinen Misserfolg mitzuteilen. Als er aber in

den Königspalast kam und der Bruder ihn bemerkte,

rief dieser: „Wer ist dieser junge Mann? Er ist meinem

Bruder, dem verstorbenen König, wie aus dem Gesicht

geschnitten!“

RICHARD STIEGLER

Stille können wir weder in der Zukunft noch außerhalb von uns finden, denn sie ist da, wo wir sind. Wie in der Geschichte mit dem verschollenen Königssohn suchen wir das, was wir bereits sind, unsere wahre Natur. Doch das, was wir sind, können wir nicht erreichen oder werden.

Stille kann daher kein Ziel sein. Stille ist vielmehr die Grundlage unseres Seins. Sie ist die Grundlage der momentanen Erfahrung des Haltens dieses Buches, des Lesens, des Denkens, des Atmens.

Wenn Stille immer da ist, dann kann sie uns nicht fehlen. Auch dann nicht, wenn wir vielleicht gerade keine Stille empfinden. Sie ist genauso die Grundlage der Erfahrung von Ruhelosigkeit und Gedankenlärm. Stille ist nicht gestört von unserer Unruhe und unseren Gedanken. Sie ist die Grundlage unserer Unruhe und Gedanken. Wie kann etwas gestört werden, das die Grundlage ist von allem, was existiert?

Stört es das Gold, wenn der Goldschmied daraus Ringe formt? Gold ist die Grundlage, der Stoff, aus dem Ringe gemacht werden. Egal, welche Formen der Goldschmied schmiedet, der Grundstoff bleibt in sich vollkommen und ganz.

Wenn Stille die Grundlage unseres Seins ist, gibt es auch keinen Weg zur Stille. Oder muss ein Ring sich verändern, um Gold zu werden? Da ist kein Weg, kein Ziel und keine Anstrengung.

Kein Pfad

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