Читать книгу Jalta 2.0 - Robert Hanke - Страница 10
2.1. Nachbarn und Verwandte kann man sich nicht aussuchen
ОглавлениеDer Gedanke der Zugehörigkeit zu einer Familie setzt sich mit steigendem Abstraktionsgrad fort über die Sippe, den Stamm, das Dorf, die Kommune, die Landsmannschaft, das Volk, die Nation bis hin zu einer transnationalen Wertegemeinschaft, je nachdem was oder wen man gerade als den oder die „anderen“ wahrnimmt oder benennt.
Die Europäische Union hat mit Russland und der Türkei zwei Nachbarn, die bisweilen ziemlich anstrengend und nervig sind, aber (und das werden die Gliederungspunkte 2.4.2. und 2.4.3. zeigen) in den Augen beider sind wir Europäer nicht minder anstrengend und nervig.
Insbesondere Russland hätte man nicht nur als Nachbarn sondern (aufgrund des gemeinsamen christlichen Glaubens, der gemeinsamen Zugehörigkeit zur Kaukasischen Rasse) gleichsam als Verwandte zu betrachten. Auch Verwandte können anstrengend und nervig sein, aber man kann sie sich zumindest auf Abstand halten – nicht aber, wenn sie gleichzeitig Nachbarn sind.
Russland und die Türkei werden nicht von der Landkarte verschwinden, nur weil sich das manche im Westen heimlich wünschen. Sie werden dort sein, wo sie jetzt sind – dauerhaft. Anstatt diesen Zustand zu beklagen, sollten wir uns, heute und jeden Tag erneut, die Frage stellen: Wie können wir einander dauerhaft nützlich sein? Wer die Frage in dieser Form stellt und sich dann die Aufgaben näher betrachtet, die sowohl im Europa als auch im Nahen Osten ungelöst herum liegen, wird, wie in 4.2. sowie in 9. und 10. beschrieben wird, zu ganz erstaunlichen Antworten gelangen.