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3.2.3. Deutschland 1949-1990
ОглавлениеDas Ende des Zweiten Weltkriegs fiel in eine Zeit zunehmender Rivalität zwischen Stalin und der Sowjetunion einerseits und den Westalliierten andererseits. Dies hatte nicht nur machtpolitische, sondern auch handfeste ideologische Gründe. Es ging um die Rivalität zweier Weltbilder. nämlich dem Kommunismus einerseits und Demokratie und Marktwirtschaft andererseits. Dieser Dualismus bestimmte weltweit das politische Geschehen und war auch in Korea maßgeblich.
Deutschland wurde nach dem verlorenen Krieg zunächst in vier Besatzungszonen, Berlin als Hauptstadt in vier Sektoren aufgeteilt. Bereits vier Jahre später hatten die Westalliierten aus wirtschaftlichen Gründen ihre Zonen und Sektoren zusammengelegt und so entstand 1949 die Bundesrepublik Deutschland und wenige Monate später die DDR.
Auch Österreich war nach dem verlorenen Krieg zunächst in vier Besatzungszonen, Wien als Hauptstadt in fünf Sektoren aufgeteilt worden. Trotzdem wurde Österreich 1955 als Ganzes, ohne Teilung, in die Eigenstaatlichkeit entlassen. Sämtliche ausländischen Truppen verließen das Land. Dies war nur möglich, weil festgeschrieben wurde, dass Österreich weder der NATO noch dem Warschauer Pakt beitreten durfte, mithin also militärisch und politisch neutral zu sein hatte. Dies ist auch der Grund, warum, 25 Jahre nach Auflösung des Warschauer Pakts, Österreich immer noch nicht Mitglied der NATO ist.
Der Verzicht auf militärische Stellungen in Niederösterreich und dem Burgenland dürfte der Roten Armee leichter gefallen sein als der Rückzug der kompletten Westgruppe aus der DDR. Einen Kampf um Österreich als ganzes zu führen, wäre aufgrund der vielen engen Täler, die ausgreifende Panzerbewegungen (auch Schützenpanzer) und massiven Lufttransport unverhältnismäßig aufwändig gemacht hätten, für keine der beiden Seiten ein lohnenswertes Unterfangen gewesen. Darüber hinaus war und ist die Wirtschaftskraft Deutschlands um ein vielfaches höher als die Österreichs und keine der beiden Seiten wollte darauf verzichten, sich diese Wirtschaftskraft strategisch zu sichern.
Schon zu Zeiten des Baues der Berliner Mauer war Westdeutschland der umsatz- und wachstumsstärkste Markt in Europa. Dies bedeutete bereits damals einen erweiterten Grad von Verantwortung, der auch mit einem erweiterten Ermessensspielraum für die Politik der Bonner Republik einher ging, den Willy Brandt mit den Ostverträgen dann auch konsequent nutzte. Was er begann, gipfelte 1975, von allen akzeptiert, in der KSZE-Schlussakte. Diese wiederum legte den Grundstein für universelle Selbstbestimmungs- und Menschenrechte, auf die sich 15 Jahre später alle, die das Joch des Kommunismus abschüttelten und sich auf den Weg der Postkommunistischen Systemtransformation begaben, erfolgreich berufen konnten.
Innerhalb des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe war die DDR von Anfang an bis zum Ende die erfolgreichste und produktivste Volkswirtschaft. Trotzdem bedurfte es der Niederschlagung des Aufstands des 17. Juni 1953 und des Baus der Berliner Mauer 1961, um das Land zu stabilisieren. Als weiterer Pfeiler der Stabilisierung stand immer die Sowjetunion im Hintergrund. In dem Moment jedoch, in dem in der Sowjetunion eine gesamte Generation von Politikern (Leonid Iljitsch Breschnew, Juri Wladimirowitsch Andropow, Konstantin Ustinowitsch Tschernenko; alle vor dem Ersten Weltkrieg geboren) das Politbüro mit den Füßen zuerst verlassen hatten, hatte auch die Ideologie des Stalinismus keine glaubhaften aktiven Vertreter mehr in der sowjetischen Politik. Dass der Nachfolger vor der Aufgabe stand, ein verkrustetes politisches und wirtschaftliches System von Grund auf zu modernisieren, lag auf der Hand. Diese Aufgabe packte er in Form von Glasnost und Perestroika auch an.
Die außenpolitischen Auswirkungen seines Politikwechsels hatten insbesondere in Form seiner Sinatra-Doktrin für die DDR zur Konsequenz, dass die Führung in Ost-Berlin sich nicht mehr darauf verlassen konnte, die Sowjetunion zur Stabilisierung um Hilfe rufen zu können. Keine zwei Wochen nach Bekanntwerden der Sinatra-Doktrin leistete Günter Schabowski sich seinen historischen Versprecher, der das Ende der Berliner Mauer und das Ende der DDR einläutete. Dieser Doktrin ist es zu verdanken, dass sich alle Völker Osteuropas auf den Weg der Transformation begeben konnten, ohne dass auch nur ein einziger Schuss gefallen ist. Der Plan „Befriedung durch Teilung“ hat hier also in besonderer Weise funktioniert. In dem Moment, in dem durch den Zusammenbruch des Kommunismus der zur Befriedung notwendige Zeitraum abgelaufen war, wurde auch die Teilung in Europa obsolet und unmittelbar aufgehoben.