Читать книгу Jalta 2.0 - Robert Hanke - Страница 27
4.1. Das hohe Ross einer werte-gebundenen Außenpolitik
ОглавлениеZyniker würden behaupten, dass moderne Außenpolitik, zumal in Zeiten der Globalisierung und deregulierter Finanzmärkte, grundsätzlich und immer interessengeleitet sind. Dies trifft jedoch nicht zu. Einige Beispiele mögen dies verdeutlichen, wobei man aber nicht vergessen darf, dass es, neben dem europäisch-westlichen, auch ganz andere Wertfundamente gibt. Sie mögen uns uns fremd und barbarisch anmuten, aber ebenfalls Werte darstellen, sie als solche in den meisten Fällen nicht verhandelbar sind. Die Beispiele im folgenden sind:
- Der Iran befand sich von 1979 bis 2015 aufgrund der stringenten Gebundenheit seiner Außenpolitik an die Werte der Islamischen Revolution in einer bewusst in Kauf genommenen wirtschaftlichen und politischen internationalen Isolation.
- Die amerikanische Israel-Politik hat die USA seit 1948 etliche Milliarden Dollar an Direkthilfen und entgangenen Umsätzen gekostet, ohne dass diesen jemals auch nur ansatzweise vergleichbare wirtschaftliche oder politische Gegenwerte gegenüber gestanden hätten.
- Das viele Geld, welches saudische Geschäftsleute zur Unterstützung salafistischer Bewegungen, Moscheen und Milizen ausgeben, wird auch nie eine wirtschaftlichen Mehrwert erbringen und ist somit alleine mit dem Wertefundament des Wahabismus erklärbar
- Nicht zuletzt die Europäer, auch in ihrer Inkarnation der Europäischen Union, werden von außen, nicht zuletzt auch aufgrund ihrer Kolonialgeschichte, oft als jene wahr genommen, die mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt laufen und glauben, alles besser zu wissen als der Rest der Welt. Selbst den oftmaligen Verweis der Europäer auf universelle Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz oder das Übel von Korruption wird in dem Kontext als Eurozentrismus übel genommen.
Auch aus europäischer Sicht muss konstatiert werden, dass, zumal seit den Terroranschlägen am 11. September 2001, sich die nationale und die gemeinsame Außenpolitik der Europäer und der EU in allerbester Absicht immer wieder selbst ein Bein gestellt hat. Diese allerbesten Absichten waren es, die in der Vergangenheit zu den meisten der in Abschnitt 5.1. diskutierten Fehlwahrnehmungen mit ihren teils tragischen politischen Konsequenzen führten.