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3.2.4. Korea (seit 1948)
ОглавлениеDer Plan „Befriedung durch Teilung funktioniert auch hier. Ein Ende dafür ist derzeit nicht absehbar. Nach der Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA ist Nordkorea das letzte orthodox kommunistische Land der Welt und als solches weitgehend isoliert. Die Familie Kim regiert hier mittlerweile in der dritten Generation. Die Grenzen zwischen dem Kommunismus und einer Erbmonarchie sind hier fließend, allerdings bietet, abgesehen von einigen Emiraten, jede der derzeitigen echten Erbmonarchien auf der Welt ein moderneres Gesellschaftsbild als Nordkorea.
Das ein Land mit einem solch repressiven System und in einer solch beklagenswerten wirtschaftlichen Verfassung bisher weder einem politischen Umsturz noch einem Aufstand oder Bürgerkrieg geschweige denn einer (erneuten) ausländischen Invasion anheim gefallen ist, grenzt an ein Wunder. Der letzte verbliebene ausländische Ansprechpartner für Nordkorea ist die Volksrepublik China, an dessen Grenze auch vorsichtiger Schwarzmarkthandel stattfindet, der der koreanischen Grenzbevölkerung das minimale, aber hoch gefährliche, Überleben sichert.
Der Grund dafür, dass China bisher keinerlei Schritte unternommen hat, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Nordkorea dadurch um Besseren zu wenden, indem man sich aktiver einbringt, liegt in einem in der Chinesischen Geschichte und Mentalität begründeten überzogenen Gedanke des Nichthandelns (Wu wei). Die Befürchtung, die Bestandteil dieser Haltung sind, ist folgende:
a) Dass die US-Truppen auf der Koreanischen Halbinsel nach einer Wiedervereinigung plötzlich an der chinesischen Ostgrenze stehen. Dieser Befürchtung kann durch eine politische Vereinbarung, nach der die US-Truppen nach einer Wiedervereinigung die Koreanische Halbinsel dauerhaft verlassen, entgegen gewirkt werden.
b) Dass ein wiedervereinigter Tigerstaat Korea in seiner ganzen Buntheit, Lautstärke, Lebendigkeit, Offenheit, Innovationsfreude, religiösen Vielfalt und dem wirtschaftlichen Erfolg ohne ein Meer dazwischen sich direkt an der bisher ruhigen chinesischen Nordostgrenze breitmacht und die dort ansässige ländliche Bevölkerung aus ihrem gewohnten Trott bringt. Nun ist Inspiration und Kreativität nicht unbedingt eine originäre Eigenschaft der Chinesen, sonst würden nicht von Lima bis Baku alle Chinarestaurants dieser Welt gleich aussehen. In sofern wäre den Chinesen zu wünschen, sie würden einen wirtschaftlich potenten Nachbarn auch in ihrem eigenen Interesse eher als Bereicherung denn als Bedrohung wahrnehmen.
c) Dass im Falle des Aufkommens einer Opposition diese durch den Staatsapparat sofort brutal und blutig bekämpft wird. Das würde angesichts des bisherigen repressiven Systems und der beklagenswerten wirtschaftlichen Verfassung unweigerlich zu einer derartigen Druckentladung führen, dass ein genau so blutiger und langwieriger Bürgerkrieg wie in Syrien die Folge wäre. In Syrien sind fast 50% der Bevölkerung vor dem Bürgerkrieg geflohen, zumeist nach Jordanien und in den Libanon. Für die Nordkoreaner ist der Fluchtweg nach Südkorea versperrt, daher wäre es sehr wahrscheinlich, dass die chinesischen Grenzprovinzen binnen wenigen Monaten ca. 12 Millionen koreanische Flüchtlinge zu bewältigen hätten. Diese Befürchtung ist durchaus berechtigt, aber je länger man dieses Szenario aufschiebt, desto wahrscheinlicher und brutaler wird es. Vermeiden hilft also nicht!
Die Teilung Koreas und damit auch das Leiden der nordkoreanischen Bevölkerung wird also nicht eher enden, ehe sich diese drei Erkenntnisse innerhalb der chinesischen Staatsführung durchgesetzt haben und aus chinesischer Sicht auch diese Befriedungslinie einen jungen, irrationalen Diktator nicht länger im Zaum halten kann.