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2.2. Schlimmer geht es immer – besser auch

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Wenn nicht gerade Völkerwanderung ist (die letzte ist auch schon wieder fast 1500 Jahre her), dann hat ein Volk über Jahrhunderte hinweg die gleichen Nachbarvölker. Im Laufe dieser Zeit lernt man seine Nachbarn ziemlich genau kennen, in gutem wie in schlechtem Sinne. Das kollektive Gedächtnis eines Volkes neigt dazu, einmal gemachte Erfahrungen im Verlaufe mehrerer Generationen zu überhöhen, bis die sich daraus entwickelten Stereotypen und Vorurteile nichts mehr mit den ursprünglich gemachten Erfahrungen gemeinsam haben.

Negative Stereotypen erschweren eine Kooperation von Nachbarn, die in vielen Dingen dauerhaft aufeinander angewiesen sind, ganz erheblich. Sie haben, konsequent zu Ende gedacht, alleine zwischen Deutschland und Frankreich, seit 1618 zu mehr als einem Dutzend Kriegen geführt. Die von Adenauer und De Gaulle betriebene Aussöhnungspolitik in Form des Élysée-Vertrags kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Mit Russland in gleicher Weise eine gemeinsame Schnittmenge zu finden, wäre die umfangreichere, aber letztlich die leichtere Aufgabe, weil die kühle interessengeleitete politische Analyse, die auch über den Tag hinaus denkt, schon immer ein wesentlicher Bestandteil im politischen Inventar in Russland gewesen ist.

Die Türkei hingegen in gleicher Weise in solche politischen Lösungswege einzubinden, wird der Europäischen Union, ohne dass Russland in gleicher Weise Überzeugungsarbeit in der Türkei leistet, nicht gelingen. Die Türkei wird zu erkennen haben, dass, wenn sie auch in Zukunft versucht, ihre Nachbarn (die EU gegen Russland und Saudi-Arabien gegen den Iran, und alles nur, um die Kurden klein zu halten) fortwährend gegeneinander auszuspielen, sich ihr eigenes Pulverfass schafft, welches, wenn die Lunte einmal brennt, auch von der Völkergemeinschaft nicht wieder gelöscht werden kann.

Jalta 2.0

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