Читать книгу PAULZEIT - Roland Menzel - Страница 12
Zuhause
ОглавлениеEndlich wieder in gewohnter Umgebung und doch scheint mein Lauf irgendwie nicht zu enden. Mein Briefkasten hatte bereits ein fröhliches Hallo vom Arbeitsamt und Rechnungen bekannter Herkunft für mich.
Daggi hatte auf Malle wohl schon recht früh entschieden, wie es mit mir weitergehen sollte, was ihre Möglichkeiten betraf. Wenn ich das Schreiben recht verstehe, muss ich morgen gegen 9:15 Uhr dort erscheinen und mir wohl noch Kommentare zu meiner 4-wöchigen Sperre anhören.
Nicht genehmigter Urlaub und so.
Danke Daggi.
Oh – ein Briefchen ist von meiner Ex Susu.
Na fein – ihre Nachbarin hätte sie gebeten, mir eine Rechnung für die Reinigung eines von mir versauten Kleides auf Malle zukommen zu lassen.Typisch für mich und so.
Daggi scheint, was meine Person betrifft, nachtragend zu sein. Meine damaligen Hänseleien im Treppenhaus, von meiner Ex Susu, scheint die Ex-Dicke Daggi mir wohl noch nicht so ganz verziehen zu haben. 14,20 € für so
‘n Fummel waschen.
Also – ab in die Wanne, fein machen und essen, essen, essen.
Die Gefriertruhe roch irgendwie komisch.
Diese Nacht ist ohne Discoblick, aber mein Magen scheint das nicht zu bemerken und bleibt mit mir in einem Dauergespräch.
9:15 Uhr ins Amt, da war 3:15 Uhr keine gute Zeit, um im Bad abzuhängen.
3. Stock, Zimmer 309, Herr Weber.
Es blieb bei einer Belehrung und einer geringfügigen Kürzung meines Arbeitslosengeldes.
Tja, dicke Daggi, Herr Weber aus dem 3.Stock war wohl kein Freund von Denunziantinnen.
Also, einkaufen und die Gefriertruhe neu einrichten.
Tolle Wurstfrau erwischt und 'ne witzige Bäckerin.
Aber in den Tüten waren wieder nur Wurst und Brot.
Habe meine Handy-Nummer auf den 5-Euro-Schein geschrieben, den ich der Bäckerin gab.
Mal sehen, ob sie sich traut, ihren Neigungen zu folgen und mich anzusimsen oder so.
Sie, Fr. Simone, hatte es gesehen.
Wieder zuhause angelangt machte ich mich erstmal über meine Annoncenfräuleins her.
Da hatte ich irgendwie den Lauf der Dinge verloren.
Also, ordnen, ordnen.
Hatte noch Einiges an Briefchen vor meinem so tollen Malle Urlaub bekommen und werde Diese erstmal lesen.
Meine Lebensumstände und ich halten mich eigentlich gut in Trab, doch ich denke oft an Susu.
14 Monate und 6 Tage sind keine Ewigkeit, für eine Beziehung, aber ich war eben ein Fan von Susu.
Was hatte ich nicht alles versucht und verändert.
Irgendwie hatte ich so einige Selbstzweifel in dieser Zeit, aber Susu war auch wirklich nicht einfach.
Ich wurde zärtlicher und liebevoller, hatte Verständnis für dies und das. Gespräche und Gespräche, hatte aber immer das Gefühl, dass uns nichts trennen könnte. Doch dann kam der Moment in all seiner Deutlichkeit. „Irgendwie fehlt mir was.“ sagte Sie, stand auf und ging.
Das war keines der gehabten Gespräche, es war unser Ende.
Einsamkeit und Verlust fanden in mir eine extreme Verbindung. Hunger, Durst und der innere Antrieb waren wie betäubt. Nach und nach lösten sich Einsamkeit und Verlust voneinander, aber nicht von mir.
Einzeln begleiten sie mich dann und wann noch heute.
Ein halbes Jahr Trennung ist eben keine Ewigkeit.
Bei mir läuft zwar im Moment einiges recht sonderbar, aber ich habe Hunger und Durst und bemühe mich diesen zu befriedigen.
Sex wird auch wieder zu einem Thema. Also, fein machen, raus gehen und Briefchen schreiben.
Werde auch das Internet mal mehr für meine Zwecke nutzen.
Erstmal wieder bei Facebook rein und alten Liebschaften ein Hallo und so senden.
Ab ins Netz und Menschen ernten.
So, – drin – brauche jetzt wohl mal mehr als 7 Freunde.
Hätte da so einige Ideen, aber die erscheinen mir einseitig.
Beschäftige mich erstmal mit Lieblingsbüchern, Filmen, TV und so.
Muss mich um meine Wandererbriefchen kümmern, doch der Tag ist irgendwie schon lange wieder um.
Bin Single und arbeitslos, also betrachte ich meinen Wecker erstmal nur als Uhr und schlafe morgen in den Tag.
Gedanken über Susu begleiten mich in den Schlaf.
Meine Bäckerin Fräulein Simone und Lydia vom Amt kamen dann später noch in meine Traumwelt.
Werde meine Träume mal aufschreiben – natürlich nicht solche.
Mein Morgen begann zur Mittagszeit und der Tag schien irgendwie mein Freund zu werden.
War einiges zu tun.
Was war denn draußen im Garten los?