Читать книгу PAULZEIT - Roland Menzel - Страница 5
Initiative
Оглавление„Ein Wanderer sucht neue Wege.“
Wohl nicht der Beste aber sicherlich der kürzeste Text einer „Er sucht Sie“-Annonce. Dreiundzwanzig Zuschriften in der ersten Woche! Da bin ich eine Weile mit beschäftigt.
Bei einer brauchbaren Restmenge, pro Annonce, von vier bis fünf Zuschriften, meiner Bewerberinnen, reicht eine erneute Annonce alle vier bis fünf Monate – denn Kennenlernen dauert eine Weile – darf aber auch nicht zu teuer werden.
Das muss geplant und organisiert werden.
Von wegen: annoncieren ist zeitsparend.
Da benötigt man eine Grundorganisation, auf der man dann aufbauen muss.
Datieren, Listen und Bewerten sind nur die groben Punkte für den endgültigen Erfolg – denke ich.
Doch bevor man analysiert und studiert, muss erstmal der Wanderer erkannt und definiert werden, denn da kommen mündliche und schriftliche Fragen und darauf sollte man vorbereitet sein.
Nun ist Ehrlichkeit zu sich selbst angebracht, doch man sollte wissen, was einen weiter bringt und was erstmal auf den richtigen Moment warten sollte.
Nur nicht die Damen verwirren!
Also, da fertige ich dann erstmal ein persönliches Infoblatt für meine begeisterten „Wanderer-Damen“ an.
Der Wanderer:
Meine Eltern nannten mich meistens Paul.
Bin 41 Jahre alt und am 2.11.1968 im Zeichen des Skorpions geboren.
Es wird behauptet: „Braune Augen sind gefährlich aber in der Liebe ehrlich“.
Ich schaffe es, ein Gewicht von 95 Kilo auf die Waage zu bringen und bei gestrecktem Körper erreiche ich 1,76 Meter.
Bis Anfang 30 war ich recht sportlich, aber dann eher gut beweglich.
Beruflich gibt es Vieles, aber wie mit den Mädels: nichts von dauerhaftem und greifendem Erfolg.
Eine psychische Ursachenforschung hätte sicherlich so einige Ansatzpunkte an meiner Person, aber sicherlich auch bei meinen ex Lebensbegleiterinnen.
Ich bewohne eine 2,5-Zimmer-Wohnung im EG – mit Gartennutzung.
Meinen Lebensunterhalt sichere ich derzeit mit dem Aufwand einer 5 Tage Woche, als Angestellter, mit dem Verkauf von Reifen.
So, das reicht für eine „Wanderer-Grundinfo.“
Offiziell denke ich, dass ein Körpergewicht von 85 Kilo genug ist, und den Reifen-Job stelle ich auch erstmal hinten an.
Die Formulierung meiner Erstreaktion auf die Annoncengirls werde ich – nach Notwendigkeit und Neugierde der Damen – dem erkennbaren Verlangen meiner „Beute“ anpassen.
Die letzten Tage und Wochen waren gefüllt von Leere, nichts an dass ich mich später erinnern werde.
Aber nicht erinnern bedeutet auch unangenehmes zu vergessen, oder besser gesagt: Die Dinge des Lebens etwas angenehmer zu empfinden.
Blöder Liebeskummer.
Die Zeit vergeht und die Leere bleibt.
Herr Freud bestätigt meine andauernde Trauerzeit mit einer einfachen Formel.
Beziehungszeit durch 10 bei aller Normalität, und Beziehungszeit durch 10 plus Dies und Das bei negativen Begleitumständen.
Also alles im“ Freud’schen Maßstab“.
Na fein, dann weiter!
Zähle die Monate der Trennung nicht mehr. Müsste rechnen, also bin ich wohl auch geistig so langsam ein Single.
Die Euros reichen immer noch nicht, um der Zukunft und somit dem kommenden Wochenende, entspannt entgegen zu gehen.
Bin jetzt 41, nicht jung und nicht alt, für die Rente nicht gesorgt, und das nötige Kapital, um sich zu entspannen, habe ich auch nicht erreicht. Und nun muss ich feststellen, dass es in der Vergangenheit eher einfacher war, sich mit einigen finanzstarken Workaholics in eine Richtung zu bewegen, als im gewollt kleinen Rahmen zurechtzukommen.
Es stellt sich also die Frage, ob der nun kleine Rahmen meines Lebens gewollt oder ein notwendiges Ergebnis meiner Art ist.
Da gilt es mal wieder ehrlich zu sich selbst zu sein, und die Geschehnisse der eigenen Lebensphasen – so gut wie möglich – neutral zu betrachten und zu bewerten.
Klingt eher mathematisch als philosophisch.
Aber ich denke, das Eine ist ohne das Andere für die neutrale Bewertung von Lebensphasen sonst eher armselig und irreal.
Einfacher, in einem Satz gesagt: „Vergangene Versuche, vermögend zu werden, waren gescheitert!
Mal sehen, wie es nun so weiter geht.“
Sind somit zwei Sätze – egal!