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Cynthia
ОглавлениеSchau an, ein Gärtner krabbelt in den Büschen rum und sammelt unter anderem meine Grillreste des Sommers ein.
Dachte bei meiner Entsorgung zwar mehr an natürliche Verwesung, doch weg ist weg.
Gefällt mir, dass vor Winterbeginn noch mal alles durchgeforstet wird.
Wie der sich durch die Büsche schlängelt ist schon fast elegant für einen Kerl.
Ob ich mal Hallo sage!?
„Lust auf ein Bierchen?“
„Immer“ sagte er.
Er schnibbelte noch da und dort und begab sich dann zu mir auf die Terrasse.
'Ne Gärtnerin, schau an.
Sie wirkte irgendwie knubbelig in ihrem Dress, doch wenn schon jemand auf meiner Terrasse war, konnte man auch was quatschen.
Sie erklärte mir direkt, dass sie nur ein wenig Deutsch sprach und aus Australien käme, so ein Studi –Austauschding.
Obwohl ich im Englisch nicht so trainiert war, quatschten wir munter drauf los. Sie war 27 und kam aus Sydney. Und sie krabbele in unserem Gemeinschaftsgarten, weil sie über das Internet einen Ferienjob bei der zuständigen Gärtnerei Grömer angenommen hatte.
Der Tag wechselte fast unbemerkt in den Abend. Unser Bier wurde zu Wein und um uns herum sammelten sich, wie von selbst, Kerzen an. Ich erzählte ihr von meinem katastrophalem Urlaub auf Malle, meinem tollen Geburtstag und von Susu. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass mein Urlaub im nach hinein eher komisch und amüsant war. Wir lachten und scherzten über Dinge, die ich bis jetzt nicht lustig fand. Sie erklärte mir, dass sie morgen gegen 18 Uhr wieder nach Sydney flöge und sie eigentlich schon längst in ihrer Unterkunft seien wollte. Zwei Monate war sie in Europa unterwegs und nun seit drei Wochen hätte sie ein Zimmer bei ihrem Onkel. Sie wolle aber noch was bleiben und fragte mich, ob es mir was ausmachen würde, wenn sie bei mir mal eben duschen würde. Das waren Probleme, die ich nicht
kannte!
Als sie ihren Arbeitsanzug auszog, war schnell klar, dass nicht sie knubbelig war, sondern der Anzug.
Ich verstummte, obwohl ich nichts sagte, denn was da aus diesem Anzug krabbelte, war etwas, was den Körperwelten-Strand in Malle hätte erblinden lassen.
Sie trug ein verknittertes schwarzes Kleidchen unter ihrem Knubbelanzug, doch trotz allem saß es an ihr wie eine zweite Haut.
Obwohl ich sie ansah, bemerkte ich nur visuell dass sie mit mir sprach. Ich kam zurück in die Welt der Hörenden und verstand Handtuch. Ja, ein Handtuch und nicht gucken - klar.
Es wäre auf der Terrasse etwas kühl geworden und ich solle den Wein und unsere Gläser und so reinbringen und Musik wäre nicht schlecht.
„Ja, klar, mache ich, und wie ist es mit Hunger, hast du Hunger?“ fragte ich sie. Sie lachte und wies auf ihre Ohren. Etwas verunsichert, aber doch deutlich, wiederholte ich das auf Englisch.
Sie drehte keck auf der Stelle und verschwand mit dem Handtuch und ihrer Sporttasche im Bad.
Ich machte mich an meine Aufgaben und brachte unsere Gläser, die Kerzen und die Weinflasche in die Wohnung.
Leonard Cohen landete im CD Player und zwei Pizzen im Ofen. Obst wurde zu einem Salat und ich öffnete eine weitere Flasche Roten. Ich war nervös, aber irgendwie aufgeregt oder so.
Kurz dachte ich an die Blumenfräuleins in Malle, die sich meinen 10€-Schein geangelt hatten, doch den Gedanken verwarf ich so schnell wie er gekommen war.
Das Bad öffnete sich und meine Gärtnerin trat zurück in den Raum. Ihr schwarzes Kleidchen saß geschmeidig an ihr wie eine zweite Haut. Wir setzten uns an meinen mit Kerzen und Tellern angerichteten Esstisch und Leonard Cohen sang dazu.
Sie machte einige Scherze, schob während des Essens ihren Stuhl näher an meinen und sagte: „My name is Cynthia“.
Ganz sicher küsste sie mich, und ich sie erst viel später.
Der Tisch war kein Tisch und der Stuhl kein Stuhl mehr.
Alles verschmolz in ein Seidenbett für unsere Körper.
Was wir in dieser Nacht machten war mir nicht fremd, aber was ich empfunden hatte, war etwas ganz anderes und zum Teil fremdes.
Cynthia verlies meine Wohnung und mich gegen 5 Uhr und sie bestand darauf, wieder den gleichen Weg zu nehmen, den sie gekommen war. Sie ging zu meiner Terrasse und schwebte durch meinen Garten davon.
Ich hörte noch ein „Happy Birthday Paul“ und sah noch lange in die Nacht hinaus.
Irgendwann ging ich ins Bett und schlief mit ihren Augen in den meinen ein.