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Im Armenhaus

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Dann geht’s endlich los. Porsche und Pyramide im Kopf machst du dich froh gestimmt auf den Weg zu den Kunden. Wie seinerzeit bei der Klopiss AG steckst du voller Tatendrang. Und diesmal hast du sogar eine eigene Idee: Der Anschaulichkeit halber erwirbst du in einem Spielzeugladen aus beißfester Plaste eine Nachbildung des altägyptischen Mammutbau-werks. Der Fürst wird stolz auf dich sein. Als einziger Verkäufer bist du in der Lage, über den Klotz nicht nur zu reden, sondern ihn auch auf den Tisch zu stellen. Die Kunden werden dich lieben für so viel Realität.

Indes, das Leben ist schwer, oft noch schwerer als eine Pyramide. Mit der Kundenkartei, die du von „Pechmeider“ käuflich erwerben musstest, klebt das Pech jeden Tag aufs Neue an dir. Weiß der Teufel, woher die so viele Adressen von so vielen armen Leuten haben. Bald kommt dir das ganze Land vor wie ein einziges Bettelhaus. Wo sind sie hin, die reichen Deutschen? Langsam keimt in dir der Verdacht, dass diese scheiß Milliardäre keinen Wert darauf legen, bei „Pechmeider“ Fonds zu kaufen. Du erinnerst dich: Da war doch mal was mit Banken in der Schweiz und Liechtenstein. Die meisten Kunden auf deiner Liste haben dagegen nicht mal das Fahrgeld, um in so eine Steuer-Oase zu gelangen.

Vom häufigen Auf-den-Tisch-stellen ist deine Pyramide schon ganz abgegriffen. Den größten Eindruck macht sie auf Kinder. Ob denn die Pharaonen sehr stark waren, will so ein Hosenmatz wissen. Warum? Na wenn die so viele schwere Steine geschleppt haben. Keine Sorge, haben sie nicht. Die hatten dafür Mitarbeiter. Alle Reichen haben für alle anfallenden Aufgaben Mitarbeiter. Dazu zählen auch Berater, die für sie denken. Für die Nichtreichen gibt es euch Vertreter von „Pechmeider“, ihr denkt sogar für einfache Leute aus dem Volk. An dieser Stelle lächelt der Papa und erzählt die alte Geschichte vom nackten Mann, dem ihr nicht in die Tasche greifen könnt. Wieder ist ein Gespräch beendet. Es fällt dir zunehmend schwer, Kunden zu lieben.

Einer vom FDP-Jungvolk klopft dir anerkennend auf die Schulter. Er weiß schon lange, wie das mit der Pyramide ist. Die Alten fressen alles auf, für die Jungen bleibt nur wenig Rente übrig. Privat vorsorgen ist immer am besten. Dummerweise ist er gerade nicht flüssig, denn er hat sich anderweitig verspekuliert. Ein Professor rechnet dir vor, wie wenig attraktiv und dabei riskant dein Fonds ist. Wieder so ein intellektueller Klugscheißer. Du gehst deine Liste durch und streichst ähnliche Verdächtige. Zu groß ist bei denen die Gefahr einer reinen Zeitverschwendung. Endlich ein Lehrer: Der greift zu. In Erwartung deiner Provision kaufst du dir mal wieder ein richtiges Mittagessen. In den vergangenen Tagen hast du zähneknir-schend feststellen müssen, dass selbst McDonald's ganz schön teuer ist.

Eine Kampfmaid von den Jusos, deren Ziehvater und SPD-Kanzler Gerhard Schröder einst maßgeblich an der Umdeutung der Renten in Richtung Armutseinkommen mitwirkte, fängt gleich an zu fluchen, als du in der Tür erscheinst. Sie durfte nach ihrem Studium ge-rade die vierte erbärmlich bezahlte und natürlich befristete Praktikantenstelle antreten. Ein Immobilien-Fonds wäre höchstens was für ihre Parteibonzen, erklärt sie. Die hätten reichlich Geld, um es aus dem Fenster hinauszuwerfen, darin seien sie geübt.

Nach ein paar Wochen ist der Porsche in deinem Hirn zum gebrauchten Lada ge-schrumpft. Ehrlich, das wäre jetzt dein Traumwagen, leider unerreichbar mit den kärglichen Provisionen. Denn du schaffst pro Woche höchstens einen Vertrag. Viel besser geht es dem Fürsten und den Obergurus, die von tausend Vertretern mit je einem Abschluss immerhin tausend Provisionsanteile einstreichen. Allmählich kommt dir das anrüchig vor, mit knurren-dem Magen beginnst du von Ungerechtigkeit zu faseln. Das ist, wenn alle gierig sind, aber nur wenige etwas bekommen. Deine Rolle im „Pechmeider“-Geschäft wird ständig neu für Trottel ausgeschrieben. Es gibt nämlich seit Jahrtausenden viele Mäuse und ganz wenig Tiger! Du musst weiter piepsen. Es ist nicht ganz so einfach, das Pech zu meiden.

Aus dem bösen Wirtschaftsleben

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