Читать книгу Aus dem bösen Wirtschaftsleben - Rolf Anton Bartonek - Страница 3

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Edel sei der Mensch, hilfreich und gut? Aber doch nicht in der Wirtschaft! Hier geht es hart zu. Der Chef ist natürlich ein Idiot, du selber baust nur Mist und willst dafür auch noch eine Gehaltserhöhung. Es fehlt an brauchbaren Geschäftsideen, kreiert werden analotive statt in-novative Produkte, ein Öko-Klo bringt dem Hintern Licht. Posten werden am Biertisch ergattert. Um dir die Karriere zu vermasseln, wählen dich die lieben Kollegen sogar zum Betriebsrat.

Der „Held“ des in Du-Form geschriebenen Glossenbuchs „Böse ist das Wirtschaftsleben“ durchläuft viele Stationen in vielen Unternehmen. Er erlebt Firmenpleiten und befindet sich ständig auf Jobsuche. Er lernt, das „sozialverträglicher Abbau“ besser klingt als „gesundschrumpfen“ und wie man seinen alten Chef vernichtend lobt, um selbst eine neue Chance zu bekommen. „Make the Future“ steht für das Englisch-Geschwätz von PR-Agenturen, in denen Menschenfreunde fehl am Platze sind, wenn es um Werbung für Finanzdienstleister geht.

Bei einem Strukturvertrieb ist das gesamte Streben darauf ausgerichtet, keine graue Maus, sondern ein Tiger zu sein. Unser „Held“ landet als Leiharbeiter am Band eines Autokon-zerns, wo es mit der Freiheit, der Gleichheit und vor allem der Brüderlichkeit absolut nicht klappt. Er versucht sich als Ein-Euro-Sklave, als Denkmal auf dem Bau und als illegaler Fahrkartenkontrolleur. Mit einer eigenen Reinigungsfirma scheitert er kläglich, wird sie nur durch kriminellen Verkauf wieder los. Für eine Zeitung produziert er Horoskope und Rätsel fürs dumme Volk. Später erfährt er viel über Bestechlichkeit am Bau, gerät selber in den Knast und landet schließlich als Tellerwäscher in einer Kantine. Bei einem Sicherheitsdienst bekommt er es mit scheißenden Gespenstern zu tun, verkauft dann Mondland, gerät in die von den Chinesen gebeutelte Solarbranche. Schließlich engagieren ihn die Berufs-Wutbür-ger, die gegen alles kämpfen – von der „blöden“ Solar-, Atom-, Wind- und Kohlekraft bis hin zu Autos und Straßen. Wegen fäkaler Waldverschmutzung muss er beim Kleckskommando im Straßenbau rackern, in einem Nordseebad findet er als Kassierer Wege, Kurtaxe privat einzunehmen. Endlich gerät er in die Politik, wo er es mit fehlenden und überlaufenden Ideen, einem Reiterdenkmal, verarmten Ärzten und einer Rhetorikschule zu tun bekommt und irrtümlich in Verdacht gerät, ein Kommunist zu sein.

Immer wieder, ob als von einem Hund tyrannisierter Gärtner oder gescheiterter Selbst-mörder, lernt unser „Held“ das Wirtschaftsleben von seiner bösen Seite kennen. Der „kleine Mann“ hat es eben nicht leicht, sich in der heutigen Gesellschaft zu behaupten. Erst als er seine Memoiren schreibt, hat er Erfolg. Vom Verlag zunächst abgelehnt, bringt er sein Buch selbst heraus und verkauft ein einziges Exemplar. Doch eine öffentlich inszenierte Verbrennung seiner Bücher beschert ihm mediale Aufmerksamkeit und einen Verlag. Der Verkauf läuft aber bald wieder äußerst schleppend. Die Deklaration zum schlechtesten Buch Deutschlands bringt endlich den Durchbruch und eine hohe Auflage.

Die einzelnen Geschichten sind in Kapiteln zusammengefasst, die zum großen Teil unab-hängig voneinander verstehbar sind. Das Prolog-Kapitel hebt sich absichtlich stilistisch von den anderen etwas ab, weil es, gewissermaßen als Eingangstür ins Buch, Verhaltensregeln im bösen Wirtschaftsleben aufstellt.

Aus dem bösen Wirtschaftsleben

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