Читать книгу Der Zweite Weltkrieg - Rolf-Dieter Müller - Страница 19

3. Die Ausweitung des Krieges

Оглавление

Kriegspläne der Westmächte

Die Westmächte richteten sich derweil auf den deutschen Angriff ein. Sie vertrauten auf den Schutz der Maginot-Linie und wollten an der Peripherie aktiv werden. So trafen sie Vorbereitungen, ein Hilfskorps für die Finnen notfalls auch ohne Zustimmung der betroffenen Regierungen in Norwegen landen und durch Nordschweden marschieren zu lassen. Damit wäre zugleich Hitler von dieser lebenswichtigen Rohstoffregion abgeschnitten und der Blockadering enger gezogen. Parallel dazu wurden auch Luftangriffe auf die Ölquellen des Kaukasus erwogen, um eine Offensive der Wehrmacht mit sowjetischem Treibstoff zu erschweren.

Wie in Paris verschärften sich auch in London die internen Gegensätze. Churchill forderte als Erster Lord der Admiralität mehr Kompetenzen und eine aktivere Kriegführung gegen Deutschland. Sein Plan, vor Narvik Minensperren zu legen und damit die deutschen Frachter zu treffen, die über den eisfreien Hafen im Winter schwedisches Eisenerz abholten, fand Zustimmung. In Berlin beobachtete die Marineführung die Entwicklung mit Besorgnis. Sie war selbst daran interessiert, ihre Operationsbasis nach Norden auszudehnen und damit die Nord- und Ostsee besser kontrollieren zu können. Nordeuropa zählte in den Planungen für eine deutsche „Großraumwirtschaft“ ohnehin zu den unverzichtbaren Positionen, so wie auch Hitlers Visionen eines „Großgermanischen Reiches“ wie selbstverständlich die „wertvollen“ nordgermanischen „Blutsquellen“ umfassten.

Ausgreifen nach Norwegen

Hitler setzte General Nikolaus v. Falkenhorst ein, um mit einem Sonderstab ein mögliches Eingreifen vorzubereiten. Das Unternehmen erhielt den Decknamen „Weserübung“. Die schwierigen geographischen und klimatischen Verhältnisse erzwangen eine sorgfältige Planung. Die Hauptkräfte stellte die Kriegsmarine, die alle verfügbaren Einheiten einzusetzen bereit war. Heer und Luftwaffe blieben auf die bevorstehende Offensive gegen Westeuropa konzentriert. Am 7. April begann der deutsche Flottenaufmarsch, der ein hohes Risiko barg. Der von der Sowjetunion begrüßte Coup gelang im ersten Teil. Mit Beginn der Landungen am 9. April in Norwegen und angesichts drohender Luftangriffe beschloss die dänische Regierung, keinen Widerstand zu leisten. Die Besetzung des Landes und die Demobilisierung seiner Armee vollzogen sich ohne Reibungen. Hitler entsandte einen „Reichsbevollmächtigen“ nach Kopenhagen, der von einem Wehrmachtbefehlshaber unterstützt dafür sorgte, dass sich Dänemark in den deutschen Machtbereich einfügte und seine Ressourcen dem Reich zur Verfügung stellte.

Auf eine ähnliche Entwicklung hoffte man in Berlin auch im Hinblick auf Norwegen. Doch Regierung, Parlament und König zogen sich ins Landesinnere zurück und organisierten den militärischen Widerstand. Die Briten besetzten unterdessen die dänischen Färöer-Inseln, später auch Island, gewannen so eine bessere Kontrolle des Nordatlantiks, verpassten aber mit ihrer Homefleet den deutschen Hauptverband. Sie landeten ihrerseits Truppen in der Nähe von Drontheim, in Namsos und Andalsnes. Die Deutschen stießen auf schnell wachsende Schwierigkeiten. Der Vormarsch im Landesinneren verlangsamte sich, und die Kriegsmarine erlitt in Seegefechten schwere Verluste. Sie verlor vor Narvik fast alle ihre Zerstörer (10 von 14), außerdem sanken 3 Kreuzer und 9 Transportschiffe.

Drohende deutsche Niederlage in Narwik

Immerhin war es gelungen, 107.581 Soldaten mit 20.339 Fahrzeugen, 16.102 Pferden und über 100.000 Tonnen Material nach Norwegen zu transportieren. Görings Luftwaffe brachte weitere 29.280 Mann und 2375 Tonnen Nachschub heran. Von ihren neuen Stützpunkten in Oslo und Drontheim flogen Kampfverbände massive Angriffe gegen die alliierte Flotte. Briten und Franzosen sahen sich gezwungen, Namsos und Andalsnes wieder aufzugeben, konzentrierten dann aber ihre Kräfte gegen Narvik. Dort war eine deutsche Kampfgruppe von Gebirgsjägern unter General Eduard Dietl, verstärkt durch schiffbrüchige Matrosen der Kriegsmarine, isoliert worden. Britischen, französischen, polnischen und norwegischen Soldaten gelang die Rückeroberung von Stadt und Hafen (28. Mai 1940). In einer erbitterten Schlacht standen die Deutschen kurz vor einer dramatischen Niederlage. Wegen der Entwicklung der Kämpfe in Frankreich waren die Alliierten aber gezwungen, am 8. Juni ihre Kräfte abzuziehen. Die norwegische Armee kapitulierte zwei Tage später. Die Regierung und König Haakon VII. gingen ins britische Exil.

Die Wehrmacht hatte mit viel Glück die wirtschaftlich wie strategisch wichtigen Positionen in Skandinavien gewonnen. Trotz schmerzlicher Verluste konnte die Kriegsmarine damit das „nasse Loch“ der Nordsee verlassen und zu einer atlantischen Kriegführung übergehen. Auch die Luftwaffe verbesserte ihre Angriffsposition gegenüber Großbritannien. Das neutrale Schweden geriet nun in eine weitgehende Abhängigkeit vom Reich, das sich der wertvollen Ressourcen bedienen konnte, ohne das Land erobern zu müssen. Während des ganzen Kriegs blieben allerdings starke Kräfte zur Sicherung der langen norwegischen Küste gebunden (350.000 Mann). Der rechtsradikalen Bewegung unter Vidkun Quisling gelang es nicht, die vollständige Kollaboration der Bevölkerung zu gewährleisten. SS und Polizei sorgten in Zusammenarbeit mit dem Wehrmachtbefehlshaber durch Einschüchterung und Terror dafür, dass der Widerstand nur langsam erstarken konnte. Norwegen und Dänemark waren Anfang Mai 1945 die letzten Faustpfänder in der Hand des OKW.

Der Zweite Weltkrieg

Подняться наверх