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„Blitzkrieg“ Das Wort wurde im offiziellen Sprachgebrauch der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nicht verwendet. Es wurde in der Vorkriegszeit vereinzelt in der Militärpublizistik benutzt und als strategischer Überfall definiert, der durch den operativen Einsatz von Panzern, unterstützt von starken Luftstreitkräften sowie Luftlandetruppen eine schnelle Entscheidung auf dem Schlachtfeld bewirkt. Der überraschend schnelle deutsche Erfolg im Frankreichfeldzug 1940 führte vor allem im britischen Kriegsjournalismus zur inflationären Verwendung des schillernden Begriffs, um die alliierte Niederlage zu erklären. Nach der Wende vor Moskau war der Begriff auf deutscher Seite geradezu verpönt und Hitler dementierte, es jemals benutzt zu haben. In der Geschichtsschreibung der Nachkriegszeit wurde der Begriff nachträglich zu einem Erklärungsmodell für die deutschen Erfolge ausgebaut, das über alle ideologischen Gegensätze hinweg in Ost und West benutzt wurde. Die neuere Forschung betont hingegen, dass der Feldzug gegen Frankreich überhaupt nicht als blitzartiger Krieg geplant gewesen ist. Der einzige, geplante deutsche Blitzkrieg fand gegen die UdSSR statt und scheiterte.

Mit der Zerstörung der „Blitzkrieg-Legende“ (Karl-Heinz Frieser) ist deutlich geworden, dass die Entscheidung – wie 1870 – auf dem alten Schlachtfeld von Sedan gefallen ist. Hier war die „zufällige“ Geburtsstunde der deutschen Blitzkriegstaktik, aus der Improvisation heraus entstanden und hauptsächlich von dem Panzergeneral Heinz Guderian forciert. Sie verschaffte der Wehrmacht für die nächsten zwei Kriegsjahre jenes Instrument, das Hitlers gepanzerte Stoßarmeen scheinbar unschlagbar machte. Diese Revolution in der Kriegskunst verleitete den deutschen Generalstab aber auch zu einer Selbstüberschätzung, die vor den Toren Moskaus zum Scheitern führte.

Im Kampf gegen die französische Armee konnte die Wehrmacht den befürchteten Rückfall in den Stellungskrieg vermeiden und durch waghalsige Operationen den Sieg erringen, weil die französische Militärführung im statischen Denken des Ersten Weltkriegs befangen gewesen ist und im Strudel des unerwarteten Bewegungskriegs unterging. Zwar waren die deutschen Generale ebenfalls von der Entwicklung überrascht, doch zeigten sie sich aufgrund ihrer Schulung und Führungstechnik imstande, sich der neuen Lage sehr viel schneller anzupassen.

Die atemberaubende Steigerung der Angriffsgeschwindigkeit rief einen psychologischen Schockeffekt beim Gegner hervor, von dem er sich nicht wieder erholte. Die Überraschung war allerdings niemals wieder so vollkommen wie im Westfeldzug 1940. Er gilt deshalb als der perfekte „Blitzkrieg“. Doch als solcher war er keineswegs geplant und konnte angesichts der begrenzten deutschen Rüstung gegen einen starken Gegner nur auf eine Distanz von 300 Kilometern, innerhalb eines Monats und begünstigt durch den Frühsommer sowie die verkehrsgeographischen Verhältnisse in Westeuropa zum Sieg führen. Als vermeintliches Siegesrezept gegen die UdSSR führte er die Wehrmacht ein Jahr später zwar zu gewaltigen Schlachtensiegen, am Ende aber in die Niederlage.

Der Zweite Weltkrieg

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