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Der Vierjahresplan Bei seiner Regierungserklärung am 2. Januar 1933 zur Machtübernahme proklamierte Hitler das Ziel, die Arbeitslosigkeit innerhalb von vier Jahren zu beseitigen. Die Arbeitsbeschaffung zielte bald immer stärker auf die Rüstung sowie auf Maßnahmen zur Selbstversorgung mit wichtigen Rohstoffen und Nahrungsmitteln, der Autarkie, um im Kriegsfalle einer alliierten Blockade gegenüber standhalten zu können. Das erforderte eine zunehmende staatliche Wirtschaftslenkung, die seit Anfang 1936 in der Behörde des Vierjahresplans institutionalisiert wurde. Göring wurde Beauftragter für den Vierjahresplan. Durch die Herstellung von Ersatzstoffen und die Förderung heimischer Rohstoffe konnte die Abhängigkeit von Importen, für die es bald an Devisen fehlte, nicht völlig beseitigt werden. Im August 1936 verfasste Hitler eine Denkschrift mit der Feststellung, dass der Krieg gegen die UdSSR unvermeidbar sei und deshalb in einem zweiten Vierjahresplan die Anstrengungen zur Selbstversorgung erheblich verstärkt werden müssten. Er forderte, die Wehrmacht müsse in vier Jahren einsatzfähig, die Wirtschaft in vier Jahren kriegsfähig sein. Die Vierjahresplan-Behörde dirigierte schließlich einen der größten Industrie- und Wirtschaftskomplexe des „Dritten Reichs“. Die Erzeugung von Buna als Ersatz von Gummi und die Kohlehydrierung zur Erzeugung von Mineralöl gehörten zu den aufwendigsten Projekten.

Im Rückblick lässt sich natürlich leicht errechnen, dass die Ressourcen der späteren Anti-Hitler-Koalition von Anfang an weit überlegen gewesen sind. Insoweit hatte Hitler nie eine reale Chance, den „Krieg der Fabriken“ zu gewinnen. Doch in den ersten zwei Kriegsjahren existierte diese Koalition noch gar nicht. Sie fand sich erst durch Hitlers fehlgeschlagenen Blitzkrieg gegen die UdSSR zusammen. Bis Ende 1941 konnte er sein Potential beständig erweitern, zuerst mit Unterstützung Stalins, dann durch den Angriff gegen ihn. Nach Hitlers fester Überzeugung würde die deutsche „Großraumwirtschaft“ erst durch die Eroberung der russischen Ressourcen den Durchbruch zur Weltmacht erreichen.


Die Stahlerzeugung der Großmächte 1938–1944 (in Millionen Tonnen)

Aus: Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA) (Hg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/2, S. 421.

Der Rüstungsvorsprung geht verloren

In der Phase der Blitzfeldzüge nutzte Hitler den Rüstungsvorsprung. Aber es gelang ihm nicht, diesen weiter auszubauen oder zumindest zu halten. Auch die inneren Spannungen und Engpässe in der deutschen Kriegswirtschaft konnten nicht gelöst werden, trotz der Beute, die der Raubzug durch Europa einbrachte. Im Gegenteil, schon vor der Kriegswende im Dezember 1941 befand sich Deutschland in einer schweren wirtschaftlichen Krise. Ihre ersten Anzeichen waren in der Erwartung eines raschen Sieges im Osten weitgehend verdrängt worden. Wesentliche Ursachen lagen in der zögerlichen Umstellung der Wirtschaft auf die Kriegsbedürfnisse sowie in dem festgefahrenen Streit um die Führung der Kriegswirtschaft.

Den Ausgangspunkt hatte im Oktober 1939 die Entscheidung Hitlers gebildet, die angelaufene wirtschaftliche Mobilmachung abzubremsen und die vorbereiteten drastischen Maßnahmen zur Stilllegung bzw. Umstellung von Betrieben, der Zwangsverpflichtung für Arbeitskräfte, zur Rationierung, zur Kriegsfinanzierung usw. abzuschwächen. Die NS-Führung befürchtete zu Unrecht das Entstehen einer Massenarbeitslosigkeit wie im Herbst 1914 und negative Auswirkungen auf die Stimmung der Bevölkerung. Es entstand eine friedensähnliche Kriegswirtschaft zu Lasten der militärischen Bedürfnisse. Immer wieder gab Hitler der Neigung nach, den mühsam gedrosselten zivilen Verbrauch freizugeben und die Bevölkerung an den Früchten der Siege teilhaben zu lassen.

Große Teile der Wirtschaft hielten ihre zivile Fertigung aufrecht, um nach dem erwarteten baldigen Kriegsende wieder Kunden und Märkte bedienen zu können. Da die Gauleiter nur für die positive Stimmung der Bevölkerung in ihren Regionen zuständig waren, verhinderten sie nach Kräften wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen und Veränderungen. Wiederholte Bemühungen der kriegswirtschaftlichen Lenkungsorgane, die Umstellung auf die Kriegsbedürfnisse zu forcieren, blieben im Dickicht einer unübersichtlichen Bürokratie, im Wirrwarr der Kompetenzen und politischer Direktiven stecken.

Der Zweite Weltkrieg

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