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2. Der „Ernährungskrieg“

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Ernteschlacht und Ernährungspyramide

Nach ihrem Selbstverständnis führten die Nationalsozialisten auch einen „Ernährungskrieg“. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs hatten gezeigt, dass Deutschland nicht imstande war, seine Industriearbeiterschaft unter Blockadebedingungen ausreichend zu ernähren. Um eine Wiederholung der innenpolitisch verheerenden Folgen des Hungers zu verhindern, sollte die deutsche Landwirtschaft möglichst autark und durch Zufuhren aus dem Ausland ergänzt werden. Doch trotz der „Ernteschlachten“ hatte sich die Agrarproduktion seit Beginn des Zweiten Weltkriegs rückläufig entwickelt. Es fehlte an Düngemitteln, Landmaschinen und Arbeitskräften. Seit dem Herbst 1941 konnte die deutsche Landwirtschaft die eigene Bevölkerung nicht mehr allein ernähren. Die Vorräte waren aufgebraucht. Hunger breitete sich in Europa aus, weil die NS-Führung entschlossen war, die eigene Bevölkerung zu Lasten der besetzten Länder zu ernähren und so weitere Rationskürzungen möglichst zu vermeiden.


Die Versorgungslage in Deutschland bei den wichtigsten Nahrungsmitteln 1938–1944 (in Millionen Tonnen). Aus: MGFA (Hg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 5/2, S. 485.

Sie setzte dabei auf eine rassenideologisch geprägte Ernährungspyramide, an deren unterem Ende die zur Vernichtung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen und Nationen rangierten: Juden, KZ-Häftlinge, sowjetische Kriegsgefangene und andere „rassisch“ oder politisch missliebige Menschen. Nur soweit es im Sinne der von Speer organisierten Rüstungsproduktion lag, angelernte Arbeitssklaven oder Facharbeiter arbeitsfähig zu erhalten, erhielten sie ein Minimum an Rationen, teilweise experimentierte man sogar mit minderwertigsten Nahrungsmitteln. Die zunächst von Walther Darré, dann von Herbert Backe gelenkte Agrar- und Ernährungspolitik musste sich zwar dem Primat der Rüstung unterwerfen, kompensierte aber den Entzug von Ressourcen durch eine ideologisch geprägte Ausbeutungspolitik gegenüber fremden Ländern.

Der Zweite Weltkrieg

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