Читать книгу Der einsame Mensch - Rotraud A. Perner - Страница 11
Wir alle haben eine Biografie der Einsamkeit.
Оглавление»Tritt ein Mensch in unseren Wahrnehmungshorizont, dann aktiviert er, ohne es zu beabsichtigen und unabhängig davon, ob wir es wollen oder nicht, in uns eine neurobiologische Resonanz«, betont Joachim Bauer. »Verschiedene Aspekte seines Verhaltens wie Blickkontakt, Stimme, mimischer Ausdruck, Körperbewegungen und konkrete Handlungen rufen in uns ein Spektrum von Spiegelreaktionen hervor«, und er präzisiert: »In Resonanz begeben sich Nervenzellnetze, die auch dann aktiv werden würden, wenn wir selbst täten, was wir gerade bei einem anderen Menschen beobachten.« Betroffen sind die Gehirnpartien, die den Körperempfindungen wie auch der Handlungsplanung dienen, und diese sind wiederum mit dem Emotionszentrum des Gehirns verbunden.22 Kurz gesagt: Gefühle sind ansteckend – selbst wenn sie von Schauspielern auf der Videowand stammen. Denn diese Art von unbeabsichtigtem und unbewusstem »Mentaltraining« erfährt auch, wer Filmfiguren zusieht, nicht nur realen Anwesenden – außer man distanziert sich bewusst von abgelehnten Verhaltensweisen.
Sehen wir traute Zweisamkeiten – oder Geborgenheit in Familien oder anderen Gruppierungen –, egal ob live oder auf einem Bildschirm, löst das bei uns neuronale Aktivitäten aus: Je nach Biografie werden wir sehnsüchtig, neidisch, verbittert oder zornig (oder wie auch immer wir unsere noch namenlose Emotion benennen).