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Meine Berufung zum Kellner

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Wie ich dazu gekommen bin, ausgerechnet den Beruf des Kellners zu ergreifen? Das ist schnell erzählt.

So ziemlich alle meine Schulkameraden in der achten und letzten Klasse der Volksschule wussten bei der Zeugnisverteilung noch nicht recht, was denn nun kommen sollte. Welchen Berufs- und Lebensweg sollten sie einschlagen? Ein paar hatten Lehrstellen, die hatten sie aber nur angenommen, um eine Tätigkeit zu haben, solange sie sich weiter über die anzusteuernde Zukunft Gedanken machten. Am Anfang war die Verwirrung. Doch nicht bei mir. Für mich war die Sache klar. Hatte auch schon lange im Vorweg meine Stelle als Kellnerlehrling in Krems an der Donau, im »Hotel zur alten Post«, dem besten Haus am Platz, zugesagt bekommen.

Oh, wie habe ich mich darauf gefreut! Die Idee, diesen Beruf zu ergreifen, hatte mich bei einem Schulausflug zum Semmering erfasst und nicht mehr losgelassen. Der Semmering ist ein herrlicher Alpenpass sowie Sommer- und Winterkurort, etwa achtzig Kilometer südwestlich von Wien. 985 Meter über dem Meer, verläuft hier die Hauptroute von Niederösterreich in die Steiermark. Wir fuhren mit der Eisenbahn, der berühmten Semmeringbahn. Übrigens der einzige Klassenausflug während der ganzen Schulzeit. Das ist heute anders: Tempora mutantur.

Der Semmering beherbergte eines der schönsten Hotels Österreichs. Das »Panhans«. Ein Grand Hotel erster Klasse. Groß, prächtig, alles überragend stand es da. Von den zwanziger bis in die siebziger Jahre hinein nur für die noble Gesellschaft zugänglich. Danach gab es Veränderungen. Schon Arthur Schnitzler beschreibt das Haus in seinem Stück Das weite Land, wo es als ein Hotel des Fin de siècle auftaucht. Unsere Schulklasse kehrte natürlich nicht in diesem »goldenen Kalb« ein, wir hatten in einem einfachen Gasthaus Gulasch mit Knödeln gegessen und dazu Himbeer-Soda getrunken. Das war für uns schon aufregend genug. Vor allem imponierte mir, wie behände die Kellner uns allen die Speisen zur gleichen Zeit auftrugen. Von »bedienen« kann ich aus heutiger Sicht zurückblickend allerdings nicht sprechen. Sechs Teller trugen sie auf einer Hand und noch zwei in der anderen. Kein Zirkusjongleur konnte es besser. Das wollte ich auch können! So fing es an.

Im Lauf der Jahre veränderten sich meine Einstellung zum Kellnerberuf und das Bild, das ich von ihm hatte. Ich hatte rasch die Erfahrung gemacht, dass mehr erforderlich ist, als nur acht Teller tragen zu können, wenn man diesen Beruf mit allem, was dazugehört, einigermaßen gut ausüben möchte. Ich wollte weniger Teller tragen, wenn möglich nur drei. Das aber richtig.

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