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Der »Rosenkavalier« und mein vorlautes Mundwerk

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In einem anderen Fall, ebenfalls zu Beginn meiner Zeit im Hotel Vier Jahreszeiten, war es weniger körperliche als verbal-akustische Ungeschicktheit, die mich in Schwierigkeiten brachte. Sonntagmorgen. Ich hatte Frühstücksdienst. Das bedeutete, um fünf Uhr früh aufstehen. Am Abend vorher hatte ich einfach nicht einschlafen können und daher eine Schallplattenaufnahme von Strauss’ Rosenkavalier gehört. Das sonntägliche Frühstück zog sich immer lange hin. Am Tag des Herrn geruhen die Gäste, sich später zu erheben, und lassen sich auch länger Zeit, das reichhaltige Frühstück zu genießen. Wurst, Käse und Fischspezialitäten wie Büsumer Krabben und verschiedene Lachsvariationen wurden auf einem oder auch zwei fahrbaren Kühlwagen zum Tisch gebracht, wo dem Gast nach seinen Wünschen davon serviert wurde. Das Büffet kam sozusagen zum Gast. Das war in den Siebzigern ganz einmalig, gab es in keinem anderen Hotel in Deutschland. Es war schon elf Uhr vorbei, und wir mussten das Restaurant nun wieder für den Mittagstisch vorbereiten, für zwölf waren die ersten Gäste avisiert. Endlich, der letzte Tisch, eine Familie mit vier Kindern, steht auf, um zu gehen. Die Mutter als Erste, die Kinder ganz gesittet im Gänsemarsch hinterdrein und zuletzt der schon recht dicke Vater. Gott sei Dank, sie sind draußen!

Jetzt müssen wir uns sputen, um mit den Aufräumarbeiten fertig zu werden. Im Kopf geht mir immer noch der Rosenkavalier vom Vorabend herum, und von guter Laune geritten stimme ich die Arie der Marschallin an: »Da geht er hin, der aufgeblasene schlechte Kerl, und kriegt das junge hübsche Ding und einen Pinkel Geld dazu.«

Da geht die Tür auf, der dicke Vater kommt wieder herein und fragt, etwas launisch: »Meine Frau ist zwar hübsch, aber alt, Geld hab ich genug, dick bin ich auch, aber ein schlechter Kerl bin ich nicht, wie war das denn gemeint?«

Oh je, das war nicht gut!

Zum Mittagessen kam August Everding, der damalige Intendant der Bayrischen Staatsoper, ins Restaurant, und ich habe ihm erzählt, in welch missliche Lage mich mein Gesang gebracht hat. Er hat sich darüber halb totgelacht. Dank dem verständnisvollen dicken Vater, der in der Tat kein schlechter Kerl war, kam ich glücklicherweise mit einem blauen Auge davon.

Übermut tut selten gut.

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