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Christiane Hörbiger – Unser Vater war ein Hausherr

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Auch mit der Schauspielerin Christiane Hörbiger hat mich das Wienerische sogleich verbunden. Sie war mit ihrem Produzenten Markus Trebitsch, dem Sohn des großen Hamburger Filmproduzenten Gyula Trebitsch, im Grill zum Mittagessen. Als sie merkte, dass wir Landsleute sind, kamen wir ins Gespräch über unsere einzigartige Heimatstadt, über Schauspiel und Theater.

Bei diesem Anlass musste ich an eine ihrer Theateraufführungen zurückdenken, die ich erleben durfte, als sie im Rahmen einer Theatertournee in Lübeck gastiert hatte, und ich berichtete Frau Hörbiger und ihrem Begleiter von meinen Erinnerungen. Das war im Jahre 1972 gewesen (damals kellnerte ich in dem Lübecker Café Niederegger, meinem Sprungbrett ins Vier Jahreszeiten). Das Stück war Olympia von Franz Molnár; in den Hauptrollen Christiane Hörbiger und ihre Mutter Paula Wessely. Ich erzählte, wie damals vor Beginn der Aufführung ein Mann vor den Vorhang getreten sei: jener Mann, der fast immer schlechte Nachrichten verkündet. So war es dann auch. Der Hiobsbote gab bekannt, dass Frau Hörbiger erkältet sei, sie aber trotzdem spielen werde. Sie hielt die gesamte Darbietung bis zum Ende durch und es war ganz wunderbar. Frenetischer Applaus. Standing Ovations. Ebenso erinnerte ich mich an eine Vorstellung von Arthur Schnitzlers Anatol im Wiener Burgtheater mit Christiane Hörbiger als Cora, die Hypnotisierte. Auch eine Aufführung von Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär bei den Salzburger Festspielen bleibt mir unvergesslich, bei der Christiane Hörbiger ebenfalls zusammen mit ihrer Mutter auftrat. Paula Wessely war die »Zufriedenheit« und Christiane spielte das Lottchen.

Meine Erzählungen waren für den relativ jungen Markus Trebitsch sehr beeindruckend. Er kannte nämlich nur die brillante Film- und Fernsehschauspielerin Christiane Hörbiger, nicht aber die fantastische Theatermimin. Nach dem Mahl sangen wir aus patriotischem Wohlgefühl zusammen ein Wienerlied: »Unser Vater war ein Hausherr.« Was zumindest bei ihr auch stimmt: Ihr Vater Attila Hörbiger hatte ein wunderschönes Haus in der Himmelstraße im Wiener 19. Bezirk; nun beherbergt es seit einiger Zeit das »Theater zum Himmel«. Ich dagegen hatte keinen Hausherrnvater, ich verbrachte meine Kindheit auf der Kohlenkiste.

Ob all der Freuden, die die Begegnung ihm bereitet hatte, wurde ich von Markus Trebitsch zur abendlichen Premiere im Filmpalast in der Grindelallee eingeladen. Ich konnte jedoch, wie fast immer, nicht annehmen, ich hatte Dienst. Das Los des Kellners. Beim Abschied versuchte wiederum ich, Christiane Hörbiger zu überreden, bei einem meiner Wiener Liederabende das »Hausherrnlied« mit mir im Duett zu singen. Sie hat nicht gleich zugestimmt, aber auch nicht Nein gesagt. Wie wir in Wien halt sagen: »Wern ma schaun.«

Also, ich warte!

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