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Alfred Nobel erwachte. Sog die Luft durch die Nase ein, während er noch, das Gesicht auf den Armen, über den Tisch gebeugt dasaß. Rauch? Ja ...

Rasch war er auf den Beinen. Riß einen versengten Strumpf von den Herdringen. Verdammt, daß er so unordentlich sein konnte! Er hatte seine Strümpfe zum Trocknen über den Herd gehängt – und dann war einer der gewaschenen Strümpfe heruntergefallen. Auf die Ringe, und er hatte ganz einfach geschlafen.

Glück im Unglück, daß der Strumpf naß war! Andernfalls hätte General Müller vielleicht kein Haus mehr hier in Petersburg besessen.

Daß er von Rauch geträumt hatte, war also nicht verwunderlich. Merkwürdiger war schon, daß sein Alptraum von einem Ereignis handelte, das er selbst nie erlebt hatte und nur vom Erzählen kannte: wie sein Elternhaus Knaperstad bis auf den Grund abbrannte und mit ihm alles vernichtet wurde, was Eltern und Brüder besessen hatten.

Doch – Knaperstad war in der Neujahrsnacht 1832/33 abgebrannt, also beinahe zehn Monate vor seiner eigenen Geburt am 21. Oktober 1833. Seine Mutter war also in jener Neujahrsnacht nicht einmal mit ihm schwanger gewesen.

Es war das erste Mal, daß ihm dieser Gedanke kam: nämlich, was doch sein Vater für ein verfluchter Lump gewesen war. Seine Frau so kurz nach dem verheerenden Brand zu schwängern! Und ihr dann, drei Jahre darauf, noch ein Kind zu machen. Aber an diese Schwester hatte er kaum eine Erinnerung; sie starb, ehe sie zwei Jahre alt war.

Also, sein Bruder Robert war älter als drei und Ludwig wohl anderthalb Jahre alt, als Knaperstad brannte. Mutter und Vater hatten ihm das Inferno Hunderte Male ausführlich beschrieben – und seine Brüder hatten ihre schreckliche Überlegenheit bis zur Neige ausgekostet, indem sie behaupteten, sich an dies und jenes zu erinnern. Sicher, er glaubte ihnen, daß sie sich erinnerten. Ein so furchtbares Erlebnis vergaß ein Kind nicht. Doch hatten sie im Laufe der Jahre bestimmt so einiges hinzuerfunden und die Sache ausgeschmückt.

»Mein Teddy!« ahmte er den Alptraum nach, laut, wie es ihm in seiner Einsamkeit zur Gewohnheit geworden war. Ich kann keinen Teddy besessen haben, der damals verbrannt ist. Vielleicht hatte Robert einen? Oder Ludwig? Er konnte sich nicht erinnern, daß jemals von irgendwelchen in Flammen aufgegangenen Bären die Rede gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie doch davon gesprochen, zumindest einer von ihnen – denn wie sollte er sonst darauf kommen ...?

Er schüttelte seinen noch vom Schlaf benommenen Kopf wie um den Alptraum loszuwerden. Spürte, daß er kaum schlucken konnte, ganz trocken war sein Hals. Oder bekam er etwa eine Halsentzündung? Vielleicht Diphtherie?

Er stolperte über seine Schnürstiefel auf dem Weg zum Wassereimer, griff nach dem Schöpfbecher und trank direkt daraus. Zu spät erinnerte er sich, daß das Wasser aus der Newa kam; jetzt trank er sich wohl die Cholera an!

»Soll es geschehen! Hauptsache, sie ist tödlich ...«

Er trank den Becher leer, sicherheitshalber. Es schmeckte genau so widerwärtig, wie man es von der Cholera erwarten durfte!

Während er trank, dachte er, daß dieser verrückte und eigenartige Traum vielleicht doch nicht so abwegig war. Denn gerade jetzt war er ebenso bettelarm und ohne jede Zukunft wie damals, vor beinahe dreißig Jahren, als er in die Familie des Immanuel Nobel hineingeboren wurde.

Die Petroleumlampe war während seines unfreiwilligen Schlafes leergebrannt. Das spielte keine Rolle; der Maientag war schon so hell, daß er ohne Lampenlicht auskam. Er blickte in dem Raum umher, der Laboratorium, Schlafraum, Bibliothek und Küche zugleich war. Schön, daß Mutter Andriette diesen Schweinestall nicht zu sehen brauchte! Sie glaubte, er habe noch immer die Wohnung, die er sich mit Robert geteilt hatte. Doch nachdem Robert geheiratet hatte und nach Finnland gezogen war, hatte Alfred nicht die Mittel, um die unchristlich hohe Miete zu bezahlen. Beinahe 234 Rubel für vier Monate – wo er selbst gezwungen war, sich mit zehn Rubeln im Monat durchzuschlagen! Roberts und jetzt sein Sekretär Nikolajew hatte sich mit dieser Summe im Monat begnügen müssen. Alfred hatte beschlossen, daß dieser ›Lohn‹ auch für ihn zu reichen hatte, jetzt, wo er gezwungen war, sich einzuschränken. Besonders, da er nicht das Herz gehabt hatte, Nikolajew auf die Straße zu setzen, sondern ihn noch immer als ›Schreiber‹ beschäftigte, obwohl er von dem Mann nie eine geschriebene Zeile verlangte ...

Der Dynamitkönig Alfred Nobel

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