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Sehnsucht kostet etwas

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Sehnsucht kostet etwas. Zuerst einmal kostet es etwas, ihr Raum zu geben, den Schmerz der Sehnsucht wahrzunehmen und zuzulassen. Indem wir das tun, erleben wir ja gleichzeitig auch, dass da ein Mangel ist. Sehnsucht kann schmerzen, und eigentlich vermeiden wir dies gern. Es ist nicht schön, Schmerzen zu haben. Es ist nicht schön, schwach zu sein. Schmerzen unterbrechen uns, sie stören unser Leben, und deswegen wehren wir uns dagegen. Doch wenn wir diesen Schmerz der Sehnsucht zulassen, ihn nicht verdrängen, kann gerade er uns weiterführen. Er führt uns dann an den Ort, wo die Sehnsucht gestillt werden kann.

Ich hatte Anfang des Jahres mehr und mehr wahrgenommen, wie sehr es mich schmerzte, meinen Sohn und seine Frau seit 1½ Jahren nicht mehr gesehen zu haben. Wir hatten so viel Kontakt, dass es gar nicht so sehr in mein Bewusstsein gedrungen war, wie lange wir uns nicht mehr gesehen hatten. Je mehr ich diesem Gedanken in mir Raum gab, umso größer wurde meine Sehnsucht nach ihnen. Es wurde zu einem Schmerz, der mich trotz der unsicheren Umstände einen Flug nach Madrid planen ließ.

All das war für mich mit viel Aufregung und auch mit Sorge verbunden. Von einem Risikogebiet in ein anderes zu fliegen, und all die Umstände, die zu der Zeit nötig waren, machten es nicht einfach. Schon bevor ich gestartet war, hatte ich Heimweh – doch dieses Heimweh hatte ich nach zwei Orten gleichzeitig. Es war einmal das Heimweh nach dem Zuhause, an dem ich wohne und gleichzeitig nach Sohn und Schwiegertochter, die mir genauso ein Zuhause sind. Das Vertraute als Heimat kannte ich, in dem noch Fremden konnte ich die Heimat nur ahnen und ihr entgegenreisen.

Als das Landratsamt nach der Reise Kontakt mit mir aufnahm, sagte ich der freundlichen Dame vom Amt, die Reise, auch mit all dem Aufwand, der momentan nötig sei, habe sich gelohnt. Gerne ginge ich nun dafür in die Quarantäne. Der Gewinn war größer als alle Kosten. Der Reisegrund, naher Verwandtschaftsbesuch, machte dann tatsächlich die Quarantäne überflüssig.

Manchmal schmerzt die Sehnsucht nach Gott. Diese Sehnsucht, die da ist, wenn ich begriffen habe: er hat mich zuerst geliebt. Er sehnt sich nach mir, und seine Liebe nach mir bewirkt meine Liebe zu ihm.

Seine Liebe ist es auch, die den Mangel füllt, den ich in meiner Sehnsucht verspüre.

Es geht nicht darum, dass ich nicht genug wäre; es ist vielmehr dieses Gefühl, nicht genug von ihm zu haben. Ich habe nicht genug von Gott, und deswegen mache ich mich auf die Suche nach mehr. Meine Beharrlichkeit darin zeigt ihm meine Ernsthaftigkeit und meine Leidenschaft für ihn.

Von diesem Ort der Liebe aus betrachtet, wird dem Beten und Fasten jeder negative Anstrich von Radikalität genommen. Vielmehr kann meine Antwort gar nicht anders als ebenso radikal sein. Es ist ein Ausdruck meiner Beziehung, meiner Liebe zu Gott. Es ist meine Antwort und Resonanz auf seine Sehnsucht, wie sie in Hosea und anderen alttestamentlichen Büchern beschrieben ist.

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