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Weit weg vom Außen – ganz innen

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Intimität kommt von dem lat. Wort intimus, was bedeutet: dem Rand am fernsten, am weitesten innen. In dieses Innere hineinzukommen, führt mich in die tiefste Begegnung und trennt mich gleichzeitig auch von dem Äußeren. Es macht mich auch unantastbar von dem, was mich von Gott trennen will. Je tiefer ich in diesem Raum bin, umso weniger Störung gibt es. Es ist dieser Raum, wo nur ich und er sind. Kein anderer hat dort Zugang. Es ist der Ort des Erkennens. Und somit ist dieser Ort etwas ganz Besonderes.

Paulus sagt darüber sinngemäß: Dort, wo du Gott suchst, wo du ihn aufsuchst, da sollst du ihn auch fühlen, spüren können. Die Elberfelder Bibel von 1871 bezeichnet das sogar als „tastend fühlen“.

Dass sie Gott suchen, ob sie ihn vielleicht tastend fühlen und finden … (Apg 17,27, ELB 1871)

Es ist Gottes Wunsch, dass wir ihn spüren und erleben können. Es ist ein Zeichen und gehört zur Intimität dazu. Dieses Spüren, Erleben und Fühlen ist etwas, das über das eigentliche Wissen in unserem Kopf hinausgeht. Und wir Menschen brauchen das. Es ist ein Herzenswissen, indem das Wahrnehmen größer wird als das Denken. Es ist ein festes Wissen in deinem Herzen, das du nicht erklären kannst, eine feste Gewissheit in dir. Und du kannst es bewahren. So wie du dein Herz vor etwas von außen verschließen kannst, kannst du es auch für etwas verschließen, um es darin zu bewahren.

Mehr und mehr glaube ich, dass biblische Weisheit aus der Beziehung, der Intimität mit Gott kommt. Zumindest begegnet sie mir bei Menschen, die in der Intimität mit Gott leben. Und es ist für mich nicht weiter verwunderlich, wenn es heißt, dass ich Anteil an den Gedanken Gottes bekommen soll – sein Herz und mein Herz verbinden sich im intimen Raum.

Erkenntnis bzw. Erkennen kommt in seiner biblischen Bedeutung von Intimität her, von engster und persönlicher Vertrautheit. Das bedeutet, dass wahrhaftiges Erkennen nur stattfinden kann, wenn wir ins Innerste gelangen, ganz weit weg vom Außen. So können wir in der Weisheit leben, die aus Gottes Gegenwart kommt.

Gott hat uns so geschaffen, dass wir nicht nur durch unser gemeinsames Denken eins mit jemandem sein können, sondern vielmehr noch durch unser gemeinsames Fühlen und Erfahren.

Berührungen verbinden. Sie sind heilsam. Und das möchte Gott dir schenken. Er möchte, dass du das nicht nur glauben musst, dass du es nicht nur von ihm weißt, sondern, dass du es auch erlebst.

Er wünscht sich, dass du die Gefühle erkennen und erleben kannst, die er für dich hat. Jedes Erleben der Gegenwart und der Nähe Gottes ist für mich ein Liebesbeweis, ein spürbares Zeichen seiner Treue. Und es hilft mir immer auch, noch mehr in ein leidenschaftliches Kennen hineinzukommen. Er hat unser Herz so gestaltet, dass es der Ort der starken Sehnsucht und Leidenschaft ist. Das heißt, um Leidenschaft für ihn empfinden zu können, müssen wir ihn mit dem Herzen erkennen.

Es gibt ein wunderbares Buch, in dem der Autor über Visionen, Worte und Offenbarungen schreibt, die Gott ihm über Lobpreis gegeben hat. Unter anderem spricht er davon, dass die Welt Jesus daran erkennen wird, dass sie anbetenden Menschen begegnet. Deine Anbetung ist ein Hinweis auf Jesus. Deine Liebe zu Jesus, und wie sie sich in deiner Anbetung ausdrückt und zeigt, aber auch in deinem Alltag und in deinem Reden über Jesus, kann und soll andere zu ihm hinführen.

Im Johannesevangelium, im sogenannten hohepriesterlichen Gebet, betet Jesus, dass die Welt ihn und den Vater erkennen möge – durch unsere Liebe zu ihm.

… damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast (Joh 17,21).

Wow, das ist schon gewaltig! Und mir stellt sich sofort die Frage: Konnte jemals in meinem Leben ein Mensch an meiner Jesusliebe den Vater sehen? Ist meine Leidenschaft für Jesus für andere sichtbar?

Hier geht es zuallererst um mein Einssein mit dem himmlischen Vater, mit Jesus, mit dem Heiligen Geist. Erst wo dieses Fundament gelegt ist, kann auch das Einssein zwischen Menschen geschehen, an dem die Welt Jesus erkennen kann.

Und darüber bin ich sehr dankbar, denn wir werden das eine nie ohne das andere leben können.

Es wird zum Kampf und manchmal auch zum Krampf, wenn wir mit Menschen eins sein wollen, aber mit Gott nicht eins sind. Erst unsere Einheit mit Gott bringt uns in eine wahre Einheit mit Menschen, da es dann nicht mehr ein Einssein der Gedanken sein muss, sondern ein Verbundensein der Herzen durch den Geist ist.

Vielleicht war der intimste Moment der Gegenwart Jesu auf Erden, als er mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl zusammensaß. Dort befanden sich mit den anderen zusammen auch Johannes (der an Jesu Brust lehnte), Petrus (der proklamierte, er würde Jesus niemals verlassen) und Judas (der den Raum verließ, um ihn in Kürze zu verraten).

Jeder Same wurde an diesem intimen Ort in der Gegenwart Jesu gewässert. Und es manifestierte sich, was schon vorher in den Boden ihrer Herzen gelegt worden war und nun die Wurzeln tiefer trieb. Doch dabei wuchs gleichermaßen die Leidenschaft wie auch der Verrat, das Gute ebenso wie das Böse, das sich bewusst gegen Jesus stellte.

Judas ging und bezog dadurch Stellung. Er entfernte sich aus der Gegenwart seines Herrn. Das zeigt uns, dass wir vorsichtig sein müssen, was wir in unsere Herzen hineinlassen, denn es wächst das Unkraut genauso wie die Frucht. Und das Unkraut entfernt uns aus der Intimität mit Jesus. Darum brauchen wir Weisheit, um zu erkennen, wo Jesus etwas aus uns hervorholt, das nicht mit seiner Gemeinschaft zu vereinbaren ist, um es uns zu zeigen und uns gleichzeitig auch eine Lösung dafür anzubieten.

Wir brauchen die Bereitschaft zur Buße, damit seine Gnade hineinkommen kann. In unseren Herzen wächst so vieles, und wir brauchen Weisheit, um zu sehen, was davon Raum bekommen darf. Zwar ist mein Herz dieser Ort der Leidenschaft, wo Gott mich in die Intimität zieht, doch ich muss auf dieses Ziehen auch antworten, indem ich Gott Raum gebe.

Wenn allerdings die Leidenschaft geweckt ist, dann kannst und willst du ohne diesen Ort nicht mehr sein. Es wird bei dir sein, wie ich es seit Jahren erlebe – ich freue mich schon abends auf den Morgen der Begegnung mit ihm und kann es manchmal kaum erwarten. Nicht nur, dass ich in der Verborgenheit mit ihm begonnen habe, seine Leidenschaft für mich zu erleben und dadurch meine Liebe zu ihm tiefer wurde. Sondern gleichzeitig wird dort auch meine Identität gefestigt; er sieht tief in mein Herz und bringt alles hervor – mein von ihm verändertes wahres Sein genauso wie die Dunkelheit, weil er sie hell machen und heilen möchte.

1 Instagram-Post von Johannes Hartl, 20.06.2021.

2 „… to know him through your deepening intimacy with him.“

3 Vgl. Hebr 6,19.

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