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Ein Liebesbrief Gottes

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Im Buch Hosea spricht Gott von der Untreue seines Volkes und seiner eigenen, unbändigen Liebe für dieses Volk. Es ist ein Liebesbrief Gottes, der, wenn du ihn mit dem Herzen liest, auch direkt dort hineinfällt. Als ich in meiner Bibel zuvor die kurze Erklärung dazu las, erschrak ich über die Frage: Brichst du Gottes Herz durch dein Verhalten?

Mehr noch als ein Erschrecken wurde es zu einem Traurig-Sein darüber, dass diese Frage durchaus berechtigt ist. Wie oft breche ich das Herz Gottes, so wie Gottes Herz immer wieder durch das Verhalten des Volkes Israel gebrochen wurde?

Wenn du das Hosea-Buch am Stück durchliest, wirst du zutiefst mit hineingenommen in den Schmerz und den Ruf Gottes. Es ist der Ruf, an sein Herz zurückzukommen, von ganzem Herzen umzukehren, sich neu und tief hinzugeben, hineinzubegeben in seine Liebe. Hosea wird beauftragt, eine „hurerische“ Frau zu heiraten. Seine Ehe soll bildhaft die Beziehung und Treue Gottes und die Untreue des Volkes Israel zeigen. Genauso zeigt es auch unsere Untreue, denn wenn wir ehrlich sind, wissen wir: Es betrifft auch uns. Anhand dieser Geschichte erkennen wir die tiefe und treue Liebe Gottes, seine Vergebungsbereitschaft, ja, Sehnsucht danach. Und wir dürfen sehen, dass Gott schließlich ALLES dafür getan hat.

Die Bibel sagt, dass es die wahre Erkenntnis über Gott ist, die fehlt, die umkommen lässt. Die fehlende Erkenntnis reißt unser Bewusstsein aus seinem Herzen oder bewirkt, dass wir dort erst gar nicht ankommen. Sie führt in Schuld, in Täuschung, Lüge und Schmerz und damit in die Wüste.

Ich glaube tatsächlich, dass alles, wodurch wir uns von Gott trennen, unser Leben unweigerlich zu einer Wüste macht. Du wirst dann früher oder später den Mangel, die Wüste erleben, auch wenn es augenscheinlich erst einmal gut zu gehen scheint.

Warum lässt Gott dieses halsstarrige Volk nicht einfach umkommen? Warum streckt er sich beständig nach ihnen aus, geht immer wieder neue Wege mit ihnen, damit sie ihn erkennen können? Warum sucht er mich immer wieder auf, lässt mich nicht los? Allein die Liebe kann das, seine Liebe! Diese Liebe kann auch warten; manchmal wartet sie, bis die Erkenntnis zur Umkehr ruft und der Mensch erneut das Angesicht Gottes sucht.

Erkenntnis ist, wahrzunehmen, wer und wie Gott wirklich ist, und was er für uns bereithält.

Und es ist die Erkenntnis der Wahrheit, die Gottesfurcht hervorbringt.

So lasst uns ihn erkennen, lasst uns jagen nach der Erkenntnis des HERRN (Hosea 6,3 ZÜR).

Das Volk Israel versucht immer wieder, durch Opfer die Beziehung zu Gott wiederherzustellen. Doch Gott sagt in Hosea dazu, er wolle ihre Opfer nicht, auch nicht ihr Aufopfern in ihren Diensten; vielmehr habe er an Liebe und Gotteserkenntnis Wohlgefallen. Liebe und Gotteserkenntnis sind ihm mehr wert als alles andere.

Er möchte, dass du Erkenntnis über ihn hast, eine Erkenntnis, die die Liebe in dir hervorbringen wird – von ganzem Herzen und ungeteilt. Doch erlebte Gott damals, und heute oftmals auch bei uns, Folgendes:

Ich möchte sie erlösen, aber sie reden Lügen gegen mich! Und sie rufen nicht von Herzen zu mir, sondern jammern auf ihren Lagern (Hos 7,13b-14a SLT).

Gott möchte Erlösung, er möchte retten, er möchte unsere Heilung.

… (er) will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1 Tim 2,4).

Der Grund für die Untreue des Volkes Gottes war, wie im Buch Hosea beschrieben, Reichtum, reiche Ernte; je besser es ihnen ging, umso mehr vergaßen sie Gott und machten ihren Reichtum zu ihrem Götzen. Kommt dir das bekannt vor?

Es ist schon fatal, dass uns nicht nur unsere Not, unsere Fragen, sondern auch unser Wohlergehen von Gott wegbringen können; dass wir gerade dann denken, wir bräuchten ihn nicht, und ohne dass es uns bewusst wird, damit beginnen, uns eine Wüste zu bereiten.

Je nachdem, mit welchem Blick du Hosea liest, wirst du von Rache und Strafe lesen oder aber von der Liebe. Doch Gott selbst hat seinen Fokus ganz klar auf seiner Liebe, wenn es heißt:

Mit menschlichen Seilen habe ich sie gezogen, mit Stricken der Liebe, und ich war für sie wie jene, die das Kleinkind an ihre Wangen heben, und ich neigte mich ihm zu, ich gab ihm zu essen (Hos 11,4 ZÜR).

Gegen Rachegedanken sträubt er sich – sein Herz ist es wirklich, Heilung und Wiederherstellung zu bringen.

Mein Herz sträubt sich, all mein Mitleid ist erregt! (Hos 11,8b ZÜR).

Ich werde ihre Abtrünnigkeit heilen; weil ich es will, liebe ich sie, denn mein Zorn hat sich abgekehrt von ihm (Hos 14,5 ZÜR).

Das ist Gottes Herz: Es ist voller Erbarmen, und er hält so viel bereit, um unser Herz damit zu füllen.

Sein Herz jemandem anzuvertrauen, vollkommen loszulassen und zur Verfügung zu stellen – das kostet Mut und Vertrauen. Und ich kann es nur tun, wenn ich in dem anderen etwas sehe, was dieses vollkommenen Vertrauens wert ist.

Heute Morgen las ich die Geschichte über die Rückkehr der Kundschafter, die Mose in das Land Kanaan ausgesendet hatte.2 Ich war wieder einmal zutiefst erschrocken darüber, welches Ausmaß das Reden und Verhalten der Kundschafter in der Geschichte des Volkes Israel hatte. Zum einen ist es die Art und Weise, wie sie über Gott reden, ihn und sein Wort in Frage stellen; zum anderen erschrak ich darüber, wie damit auf höchst wackeligem Fundament eine falsche Glaubensgrundlage gelegt und darüber hinaus noch einem fremden Geist Raum gegeben wurde.

In der Geschichte des Volkes Israel wird ganz klar von einem Geist gesprochen. So heißt es von Kaleb, er habe einen anderen Geist gehabt als die, welche vor den Riesen warnten.

Das ist nicht nur die Geschichte über eine Dummheit von Menschen, über Kleinmut und deren Konsequenzen, sodass sie ihre Verheißung nicht erlangten, sondern über die Macht eines Geistes dahinter.

Ich höre inzwischen in manchem Reden über Gott die Rebellion, die durch Enttäuschung und Unkenntnis entstanden ist, und die sich eine eigene Theologie zusammengebastelt hat. Die Bibel spricht immer wieder von Widerspenstigkeit. Es ist Trotz, der uns von Gott trennen kann, wenn wir an unserem Bild über ihn festhalten wollen. In der Geschichte Moses heißt es: „… sie brachten das Land, das sie erkundet hatten, in Verruf.“ Unser Reden bringt Menschen und manchmal auch Gott selbst in Verruf und kann damit lästerlich, ja, sogar verachtend werden. Und es wirft uns dann immer aus dem Vertrauen heraus.

Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange will mich dieses Volk verachten, und wie lange wollen sie mir nicht glauben bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe? (4 Mose 14,11).

Das sollte aufweckend und erschreckend für uns sein. In ihrem Falle brachten sie ein Wort, eine große Verheißung Gottes, in Verruf und raubten sich selbst damit die Erfüllung dieser Verheißung. Ein großes Volk durfte nicht in die Verheißung eingehen – aufgrund des Redens von ein paar Männern, die der Wahrheit von Gottes Verheißung nicht vertrauten. Sie trugen ein geteiltes Herz in sich, in dem sie der Furcht mehr vertrauten, als der Verheißung und der Kraft Gottes, und das warf sie aus ihrem eigenen Segen.

Auch der Jakobusbrief spricht von der Folge bzw. der Gefahr eines geteilten Herzens. Er erklärt, dass ein geteiltes Herz instabil und wankend wie die Wellen des Meeres ist.

Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen (Jak 1,5-8 SLT).

Es ist die Anwesenheit von Unglauben, die unser Herz so wankelmütig macht und uns damit sogar aus unserer Verheißung werfen kann.

Wenn es im Aaronitischen Segen heißt, „sein Angesicht leuchte über uns und sei uns gnädig“3, dann spricht das von einer Nähe, von einer Begegnung. Ein ungeteiltes Herz ist Segen für mich. Ein geteiltes führt mich dagegen in den Mangel. Mein Glaube, meine Nachfolge, meine Hingabe von ganzem Herzen beschneidet mich nicht, sondern bringt Frucht, bringt Segen hervor; doch dies ist daran gebunden, dass ich an ihm bleibe, dass ich mein Herz in seinem verwurzele und darin Halt finde.

Wir müssen lernen, in die Tiefen unseres Herzens zu gelangen. Doch das gelingt nur, wenn wir es Gott, dem Herzenskenner, hinhalten, denn die Tiefen offenbaren immer das, was wir vor uns und anderen verstecken wollen.

Das heißt, die Tiefen werden uns immer auch mit unserer Dunkelheit konfrontieren, die Gott ans Licht bringen und heilen möchte.

Asa hätte umkehren, Buße tun und sein Herz wieder ganz dem Herrn zuwenden können. Indem er es für etwas anderes als Gott öffnete, öffnete er eine Tür, die er selbst nur durch bedingungslose Hinwendung zum Herrn wieder hätte schließen können. Das Herz ganz dem Herrn zu geben, das geht nur über Schulderkenntnis und Schuldbekenntnis – doch darin ist uns die Freiheit verheißen, die Jesus am Kreuz für uns erworben hat, für die er am Kreuz verblutet ist, weil wir ihm so kostbar sind.

Gott will uns nicht beschämen, wenn er die Dunkelheit ans Licht bringt. Sein Herz ist eines, das heilt und uns gesundliebt.

Jesus sagt, wir könnten ohne ihn nichts tun. Wir müssten an ihm bleiben wie die Rebe am Weinstock. In der Gegenwart Gottes zu sein, dort wo mein Herz ganz tief verbunden wird mit dem seinen, das ist für mich Beten. Es ist ein Ausdruck meiner Beziehung zu Gott, die in dieser Verbindung der Intimität sichtbar wird. Dort findet der Austausch, das Hinhören und das Reden statt.

So ist Beten wie eine Pilgerreise des Geistes in der Gegenwart Gottes.4

1 Vgl. 2 Chr 14,1.

2 Vgl. 4 Mose 13-14.

3 Vgl. 4 Mose 6,24-26.

4 Encyclopedia Britannica.

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