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Streitigkeiten auf dem geheimen Weg

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Nervös malte Antilius mit dem linken Fuß kleine Kreise in den staubigen Sand. Und als er der Meinung war, genug Kreise geschaffen zu haben, begann er, ständig vom einem auf das andere Bein zu treten.

»Hör auf, so herumzuzappeln!«, beschwerte sich Gilbert.

Pais hatte sich verspätet und im Gegensatz zu Antilius hielt er von Pünktlichkeit nicht besonders viel.

Sie hatten in Brelius’ Hütte übernachtet. Und Pais hatte ziemlich laut geschnarcht. Als Folge davon hatte Antilius wenig geschlafen, was wiederum dazu führte, dass seine Laune an diesem Morgen nicht die beste war.

Pais wollte noch ein paar wichtige Sachen aus seinem eigenen Haus holen, und Antilius sollte schon zur Gondel vorgehen.

»Mach dir keine Sorgen. Für Pais ist es ganz normal, sich zu verspäten. Er ist sogar zu seiner Hochzeit vor achtzehn Jahren zu spät gekommen. Das ist übrigens auch der Grund, warum er immer noch alleine lebt. Du müsstest dich sorgen, wenn er rechtzeitig hier gewesen wäre. Dann würde mit ihm irgendetwas nicht stimmen.«

Antilius umkreiste die Gondel, die darauf wartete, ihre Passagiere an Bord zu nehmen. Immer wieder schaute er sich um. Verfolgte ihn jemand? Wurde er beschattet?

Nein, bestimmt nicht, dachte er. Und warum sollte er verfolgt werden? Sich selbst beruhigen zu können, lag ihm nicht besonders.

»Sag mal, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?«, fragte Antilius.

»Was?«

»Pais und du, meine ich. Woher kennst du ihn?«

Wie zu erwarten, zögerte Gilbert. Es war wohl noch aus einer Mischung aus Vorsicht und Misstrauen, das ihn dazu veranlasste, nichts über sich preiszugeben. Doch auch bei ihm gab es Ausnahmen. »Ich habe ihm bei seiner Flucht von den Ahnenländern geholfen.«

Antilius blieb stehen.

»Du? Wann soll das denn gewesen sein?«

Gilbert deutete eine weitere Erklärung an, wurde aber durch Pais’ Erscheinen abgewürgt.

»Hallo Freunde! Tja, wie es aussieht, habe ich mich wohl ein klitzekleines bisschen verspätet«, sagte er mit einem verlegenen Lächeln.

»Zwei Mondstunden!«, grummelte Antilius.

»Hups! So viel? Nun, dann sollten wir keine Zeit verlieren.«

Pais stopfte seine Reisetasche und eine weitere für Antilius in den Stauraum der Gondel und schwang sich voller Tatendrang in das Gefährt.

Und dann ging es endlich los.

Zwei Tage dauerte die Reise mittlerweile. Alles verlief glatt. Sie hatten die geheime Abzweigung, von der Telscha gesprochen hatte, gefunden und befanden sich nun auf direktem Kurs nach Süden. Die in Vergessenheit geratene Strecke der Amedium-Bahn war trotz ihres hohen Alters gut befahrbar, denn sie führte meist über die Baumwipfel hinweg, sodass das Streckenstück nicht zuwachsen konnte.

Als sie die tote Ulme an der Abzweigung passierten, konnte sich Antilius des Gefühls nicht erwehren, dem Unheil auf direktem Wege entgegen zu fahren.

Zu Fuß hätten sie für die gleiche Entfernung mindestens sieben Tage gebraucht. Sie wussten aber nicht, wann die Strecke endete. Die alte Karte von Telscha half da auch nichts.

Dieser Wisch!, dachte Antilius.

Während die Gondel vorbei an farbigen Feldern und dichten Wäldern glitt, versuchte er, sich ein wenig zu entspannen. Mit Schlaf war er in den letzten Tagen nicht verwöhnt worden. Pais hatte damit keine Probleme. Antilius konnte sich nicht erinnern, wann der bärtige Mann einmal nicht geschnarcht hatte, seit sie die Gondel bestiegen hatten. Er brachte es sogar fertig, das laute Rattern, das durch die Reibung der Gondelaufhängung an der Schiene verursacht wurde, zu überschnarchen.

Gilbert langweilte sich nach diesen zwei Tagen höllisch. Er lag auf dem Bett in seinem Spiegelzimmer und starrte Löcher in die Decke. Auch er fühlte sich mehr und mehr gereizt durch Pais’ lautes Sägen. Und Gilberts Toleranzgrenze war äußerst niedrig.

»PAIS!«, brüllte er urplötzlich.

Der Betroffene registrierte diesen Ausruf jedoch nur halb und drehte sich auf seinem Sitz zur anderen Seite, um weiterzuschlafen. Und das mitten am Tag.

»Pais, du alte Schnarchnase. Das ist ja wohl nicht mehr normal, den ganzen Tag über zu schlafen!«, machte sich Gilbert Luft.

Jetzt hatte er es geschafft. Pais wurde wach. Wenn auch nur teilweise. Die Augen hielt er geschlossen, während er erwiderte: »Lass mich doch in Ruhe, du Quälgeist!«

»Wieso sollte ich?«

»Weil ich dann unter Umständen sehr unangenehm werden könnte.«

»Pah! Das ist ja wohl die Höhe! Du hast seit zwei Tagen nichts anderes im Sinn, als nur zu schlafen, anstatt mal mitzuhelfen, einen Plan zu entwickeln, wie wir Brelius aufspüren können.«

»Lass gut sein«, versuchte sein Meister ihn zurückzuhalten.

»Was denn für einen Plan? Wenn wir nicht wissen, wo er ist, können wir ja wohl schlecht einen Plan entwickeln. Wir werden sehen, was auf uns zukommt«, sagte Pais immer noch ein wenig verschlafen, aber bereits mit einem schärferen Unterton.

Gilbert kniff die Augen zusammen, schlich ganz nah an den Spiegel heran und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Oh, welch durchdachtes Konzept! Beeindruckend. Hast du das im Schlaf entwickelt? Wir lassen einfach alles auf uns zukommen? Brillant!«

»Sei still, du Nervensäge!«

»Faulpelz«, hetzte Gilbert weiter.

»Gilbert, es reicht!«, versuchte es Antilius noch einmal.

Pais lief allmählich rot an. »Halt endlich deine Klappe, du kleine Giftkröte, oder ich schmeiße dich und deinen armseligen Spiegel aus der Gondel!«

»Huuuh! Ich zittere. Ich zittere! Es ist wirklich eine Schande, dass dir anscheinend alles egal ist, schließlich bist du an dem ganzen Schlamassel nicht ganz unschuldig.«

Pais richtete sich vollends in seinem Sitz auf und kam mit seinem Gesicht ebenfalls ganz nah an den Spiegel heran, der, wie schon bei der ersten Fahrt, auf dem Abstellbrett aufgerichtet war.

»Was willst du damit sagen?«

»Du weißt schon, was ich meine. Angeblich ist Brelius doch dein bester Kumpel, mit dem du in liebevoller Handarbeit diese putzigen Würmchen aufgezogen hast.«

»Es sind Käfer.«

»Wie auch immer. Du hast ihn so lange gekannt und willst die ganze Zeit nichts davon mitbekommen haben, dass er langsam in die Verrücktheit abgeglitten ist und vielleicht deine Hilfe gebraucht hat?«

»Du widerlicher kleiner ... Wie kannst du es wagen? Ich war verreist, das habe ich doch gesagt!«

»Ich wette, du warst zu betrunken, um irgendetwas wahrnehmen zu können, das um dich herum geschah.«

Das war zu viel für Pais. Er riss Gilberts Spiegel an sich und drückte ihn sich an die Nase, um dem kleinen Mann darin unmittelbar in die Augen starren zu können.

»Das muss ich mir nicht bieten lassen, von einem Feigling wie dir!«, tobte er.

Antilius verfolgte verblüfft den Streit, der die Beziehung zwischen Pais und Gilbert als äußerst schwer verständlich entpuppte.

»Ich bin kein Feigling, du Fettwanze!«, brüllte Gilbert aus Leibeskräften zurück.

»Schluss jetzt!«, schrie Antilius vergeblich. »Vertragt euch wieder!«, befahl er und kam sich dabei selbst ein wenig idiotisch vor.

»Nicht mit diesem geisteskranken alten Mann!«, kochte Gilbert mit hasserfüllten Augen.

»Das reicht!«, brüllte Pais und holte mit dem Spiegel im Arm aus. »Deine Reise ist hiermit beendet!« Er wollte den Spiegel aus der Gondel werfen.

Antilius versuchte, seinen Arm festzuhalten, was sich zu seiner Überraschung als sehr schwierig erwies. Pais war um einiges stärker, als er nach außen wirkte.

»Pais, hör sofort auf! Was soll denn das?«

»Lass mich los! Ich werde uns von diesem verfluchten Ding samt Inhalt endlich befreien.«

Es kam zu einem heftigen Handgemenge. Antilius zog, zerrte und rüttelte mit beiden Händen an Pais’ Arm, und versuchte, ihm dabei den Spiegel aus der Hand zu schlagen.

»Du bist ja völlig wahnsinnig!«, wehrte sich Gilbert. Eine Entschuldigung kam für ihn nicht in Frage, obwohl er fürchtete, allein in den Wäldern zu enden. Manchmal, wenn er sich mit Pais stritt, dann kannten beide kein Halten mehr.

Was die beiden Kontrahenten im Kampf um den Spiegel nicht bemerkten, war ein uraltes, aber trotzdem gut erkennbares Hinweisschild aus verwittertem Metall am Streckenrand, welches bescheiden darauf hinwies, dass in einigen Hundert Metern die Schiene abrupt enden werde. Die Gondel raste zu diesem Zeitpunkt etwa zwölf Meter über der Erde über die Baumwipfel des dichten, endlos scheinenden Laubwaldes hinweg.

»Leb wohl Gilbert. Ich hoffe, du hast da unten viele Jahrzehnte zum Nachdenken, mit wem du dich das nächste Mal anlegst!«, rief Pais, während er sich unermüdlich von Antilius’ Griff loszureißen versuchte.

»Pais, lass sofort los, oder …« Antilius konnte seinen verzweifelten Beschwichtigungsversuch nicht zu Ende aussprechen, denn er war der Erste, der das drohende Unheil kommen sah: Das Ende.

Immer noch an Pais’ Arm festgeklammert, starrte er ungläubig in die Fahrtrichtung der Gondel und versuchte verzweifelt, eine Fortführung der Schiene auszumachen. Aber da war nichts. Ein paar Dutzend Meter noch, bis die Schiene abrupt endete.

»Bremsen!«, schrie er panisch. Er ließ von Pais ab, umklammerte den Bremshebel des Gefährts mit beiden Händen und riss ihn herum. Die Bremsklötze an den Laufrädern oberhalb der Gondel reagierten sofort. Ein ohrenbetäubendes metallisches Quietschen dröhnte durch den schweigenden Wald. Pais hatte nun auch realisiert, was geschehen würde, wenn die Gondel nicht rechtzeitig zum Stillstand kommen würde. Durch die extreme Bremswirkung schwang der Korpus des Fahrzeugs wie bei einer Schaukel nach vorne, sodass Antilius und Pais gen Himmel schauten. Sie konnten nur noch abschätzen, wann die Schiene enden würde. Doch selbst die kühnste Schätzung hätte nicht ausgereicht, um einen sicheren Halt vorherzusagen. Die Fahrtgeschwindigkeit war viel zu hoch und der Bremsweg der Gondel viel zu lang.

Pais ließ vor Panik Gilberts Spiegel zu Boden fallen und ergriff ebenfalls den Bremshebel. Doch auch die vereinten Kräfte blieben erfolglos.

Am bitteren Ende brach die Aufhängung der Gondel an einem Querbolzen in der Schiene mit einem ohrenbetäubenden Knall ab und das Gefährt stürzte, begleitet von einem Synchronschrei des Entsetzens, in das dichte Meer von Baumkronen.

Antilius’ Kopf stieß gegen eine der Seitenverstrebungen der Gondel. Er sah die Baumkronen auf sich zurasen. Etwas schlug ihm wie eine Ohrfeige an den Kopf.

Dann verlor er das Bewusstsein.

Der Aufprall auf dem verwurzelten Erdreich war hart. Aber er hätte noch härter sein können, wenn die vielen belaubten Äste der Waldbäume den Sturz der Gondel nicht abgefangen hätten. Die Beule, die auf Antilius’ linker Kopfseite zu wachsen begann, würde ihm noch viele Tage Schmerzen bereiten. Eine ganze Weile lang blieb er regungslos in dem Amedium-Schrotthaufen liegen, ehe sich das Schwarz vor seinen Augen wieder lichtete. Vorsichtig tastete er sich ab, ob er sich irgendetwas gebrochen hatte.

»Mann, habe ich ein Glück!«, stellte er schließlich nach einigen Minuten verblüfft fest. Nichts gebrochen. Nur eine Beule am Kopf und ein paar blutige Schrammen an Gesicht und Hals. Und das linke Handgelenk schmerzte ein wenig bei Bewegung. Rasch kletterte er aus der zerstörten Gondel und kontrollierte noch einmal Arme und Beine. Alles in Ordnung.

Wo war Pais?

Wo war Gilbert?

Pais musste aus dem Fahrzeug herausgeschleudert worden sein.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen führte ihn schließlich zu ihm.

Er fand ihn auf dem Bauch liegend vor. Mit dem Gesicht im Dreck.

»Pais, ist alles in Ordnung?«, fragte Antilius besorgt und kniete sich neben ihn.

»Oh! Ich glaube, sämtliche Knochen in mir sind zersplittert«, wimmerte er.

Antilius zuckte zusammen. »Was? Lass mich mal sehen.«

»Nein. Geh! Du musst die Welt retten. Lass mich hier einfach zurück. Ich bin wohl doch zu alt für solche Abenteuer.«

»Du spinnst wohl! So schlimm kann es nicht sein.«

»Nein, nein. Für mich ist es vorbei.«

»Hör gefälligst auf, dich so jämmerlich zu beklagen, du alter, fauler Sack!« Nur einer konnte solch böse Worte von sich geben: Gilberts Spiegel war nach dem Absturz der Gondel nicht unweit von Pais’ Liegeposition entfernt gelandet. Zufälligerweise lehnte der Spiegel aufrecht an einem schmächtigen, vertrockneten Ast, sodass Gilbert das vermeintliche Elend, das Pais amateurhaft darbot, mit Abscheu begutachten konnte.

»Na los, steh schon auf, du Faulpelz! Ich habe ganz genau gesehen, dass du im Gegensatz zu meinem Meister ganz weich gelandet bist. Deine dicken Knochen haben sicherlich keinen Schaden davongetragen.«

Daraufhin erhob - mit einem scheinbar letzten Funken von Würde - Pais seinen Kopf aus dem matschigen Untergrund. Seine Augenlider weiteten sich ganz langsam und seine Pupillen verkleinerten sich.

Antilius konnte nur erahnen, welchen Grad der Wut der alte Mann gerade durchlebte, aber er schien ihn auf wundersame Weise wiederbelebt zu haben.

Als Gilbert schließlich, nachdem er das mit feuchter Erde beschmierte Gesicht des am Boden Liegenden gesehen hatte, in schallendes Gelächter ausbrach, explodierte Pais.

Mit einem Kampfschrei schoss er in die Höhe und wollte auf den Spiegel zuhechten, um ihn endgültig zu zerstören. Doch ein Schuh, der sich beim Absturz von seinem rechten Fuß halb gelöst hatte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er stolperte und fiel strauchelnd erneut zu Boden. Wieder mit dem Gesicht in den Dreck.

Obwohl es unfair war, konnte Antilius sich ein kleines gepresstes Grinsen nicht verkneifen. Er eilte jedoch sogleich zu ihm, um ihm wieder hoch zu helfen, doch Pais winkte energisch ab. Er kniff die Augen zusammen bei der Vorstellung, welchen beschämenden Anblick er gerade darbot.

Gilbert, wie schon gewohnt, kannte kein Mitleid: »Pais, Pais, Pais«, sagte er kopfschüttelnd. »Wenn du so weiter machst, wirst du dich noch wirklich ernsthaft verletzen.«

Jetzt platzte Antilius der Kragen: »Schluss jetzt! Ihr benehmt euch ja wie zwei kleine Kinder. Ach, was rede ich, Kinder würden sich nicht so albern verhalten. Wegen euch beiden Tölpeln sind wir abgestürzt. Mitten im Wald, wo es fleischfressende Piktins gibt. Und die Karte haben wir auch verloren. Aber das interessiert euch ja nicht. Nein! Ihr müsst euch ja um euren Kleinkrieg kümmern!«

Beschämte Stille folgte. Pais wischte sich den Schmutz aus dem Gesicht und sah beschämt zu Boden. Er ärgerte sich, dass er sich von Gilbert dermaßen hatte provozieren lassen.

Doch dann beschloss Gilbert, die Stille wieder zu durchbrechen. »Sieh nur, was du angerichtet hast«, sagte er leise zu Pais.

Antilius fasste sich nur noch an den Kopf. Gilbert wusste einfach nicht, wann es genug war.

Pais hob erschöpft den Kopf und schaute mit leeren Augen in den kleinen unscheinbaren Spiegel. Dann begann er langsam zu grinsen. Gilbert zog ebenfalls die Mundwinkel hoch, und es dauerte nicht lange, bis sie beide in ein befreiendes Gelächter ausbrachen.

Antilius verstand die Welt nicht mehr.

Er war aber froh, dass dieser Disput, zumindest vorübergehend, aus der Welt geschafft war.

Pais ließ sich wieder auf die Beine helfen. Ein großes Loch klaffte in seinem linken Hosenbein. »Verdammt!«

»Bist du dir auch sicher, dass du dir nichts getan hast?«, fragte Antilius fürsorglich.

»Ja, ja. Ich bin mir ganz sicher. Es wird schon gehen«, sagte er sichtlich besserer Stimmung.

Er rieb sich Erde aus den Augen.

»Tja, wie es aussieht, müssen wir zu Fuß weitergehen und uns auf unseren inneren Kompass verlassen. Wir gehen am besten in die gleiche Richtung, in welche die Schiene zuletzt geführt hat und richten uns nach der Sonne.«

»Was meinst du, wie lange wird der Fußmarsch wohl dauern?«

»Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass wir mindestens ein Drittel der Strecke mit der Gondel bereits zurückgelegt haben. Aber bevor wir uns auf den Weg machen, werde ich erst mal nachsehen, ob mein Reisebeutel noch in der Gondel ist, denn ich muss versuchen, meinen kaputten Schuh wieder zu flicken. Und barfuß durch das Gehölz zu stapfen, wäre sicherlich nicht gerade eine Freude.«

Antilius war ein wenig neidisch auf Pais, weil er selbst kein eigenes Gepäck mehr besaß. Glücklicherweise hatte Pais ihm die wichtigsten Dinge, die man für eine derartige Reise benötigte, geliehen und ihm einen Rucksack gegeben. Sein Zelt hatte er im Haus von Brelius Vandanten zurückgelassen, denn es wäre eine zu schwere Last gewesen. Sie wollten im Freien übernachten.

»Na ja«, sagte er zu sich selbst, »wenigstens habe ich noch beide Schuhe.«

Er hob den Spiegel auf und steckte ihn sich wieder in die Brusttasche, die ebenfalls durch den Sturz ein wenig lädiert war.

»Gilbert, ich schwöre dir, wenn du so etwas je wieder machen solltest, wirst du sehr bald sehr allein sein.«

Gilbert nahm die Warnung ernst, zog es allerdings in diesem Moment vor, zu schweigen, um sich selbst oder seinen Meister nicht wieder unabsichtlich in Schwierigkeiten zu bringen.

Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe)

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