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Unvorbereitet

Starr vor Entsetzen und fassungslos darüber, dass er noch am Leben war, stand Jason auf dem schmalen, felsigen Plateau, oberhalb dessen, was bis vor wenigen Stunden sein Zuhause gewesen war. Mit Tränen in den Augen blickte er auf die rauchenden, schwelenden Trümmer, sah wie die Überlebenden mit ernsten und traurigen Mienen die letzten kleineren Feuer löschten. Es war nichts mehr übrig geblieben, keine der Hütten hatte den Angriff überstanden. Jason musste sich hinhocken und den Blick abwenden. Er schaute zum See, in dem Holzsplitter, Glasscherben und herabgestürzte Trümmerteile trieben. Der Anblick versetzte seinem Herzen einen bitteren Stich. Die treibenden Splitter und das glitzernde Funkeln der Glasscherben im hellen Sonnenlicht erinnerten ihn auf schmerzliche und groteske Weise an schwimmende Kerzen und die Zeremonie … Er dachte an die Wünsche, die er, so kurz bevor seine Welt zusammengebrochen war, an jene ausgesandt hatte, deren Schutz sie verlassen zu haben schien. Es war ohnehin nie mehr als ein alberner Glaube gewesen, doch Jason musste sich eingestehen, dass er in den letzten Tagen ins Straucheln geraten war. Er quälte sich selbst mit dem Wissen, dass er versagt hatte, sah in seiner Erinnerung, wie seine Familie vor den feindlichen Soldaten geflohen war, hörte noch immer ihre Schreie und fühlte ihren Schmerz. Der Verlust, die Trauer und die Wut vermischten sich mit Scham und dem schrecklichen Gefühl, verraten und betrogen worden zu sein. Die Augen zusammenkneifend, beobachtete er, wie seine Tochter Seite an Seite mit diesem Mann über den verwüsteten alten Marktplatz ging. Er ballte die Hände zu Fäusten. Wie konnte es sein? Was hatte das alles zu bedeuten?

Jason hatte es immer für unmöglich gehalten, dass er einmal so verunsichert sein könnte, nur wegen eines einzigen Menschen. Und hatte er es nicht zugelassen, dass dieser Mensch sich sein Vertrauen erschlichen hatte? Hatte Jason nicht zugelassen, dass diese verfluchten Soldaten seine Familie hatten umbringen können? Er hatte versagt, hatte es kommen sehen und sich einfach zurückgelehnt und ein Fest gefeiert. Ein Fest zu Ehren derjenigen, die sie in dieser Nacht im Stich gelassen hatten. Er hatte es zugelassen, sich in der falschen Sicherheit eines alten, törichten Glaubens zu wiegen, und damit seiner Familie die Freiheit genommen. Ab sofort würden sie ein Leben auf der Flucht führen müssen.

Und weil Jason einen Hang zur Selbstbestrafung hatte, ließ er die Ereignisse dieser letzten Woche, die zu diesem schrecklichsten aller Tage seines Lebens geführt hatten, noch einmal klar und scharf umrissen vor seinem inneren Auge Revue passieren. Dabei suchte er nach dem entscheidenden Fehler, den er im Wettlauf mit dem Schicksal gemacht haben musste.

Die Erben des Lichtervolks

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