Читать книгу Nordmord - Sandra Dünschede - Страница 7

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Als Irina den Wagen auf den Hof fahren hörte, wurde sie von einer unbeschreiblichen Angst ergriffen. Ihr Herz raste, jeder Muskel ihres Körpers spannte sich bis zum Zerreißen, sie spürte, wie es zwischen ihren Beinen plötzlich warm und feucht wurde. Sie hatte Angst.

Die beiden Männer waren vor einigen Wochen schon einmal da gewesen. Ihre Mutter hatte lange mit ihnen in der Küche gesprochen. Sie hatte versucht, das Gespräch zu belauschen. Vorsichtig war sie zu der nur angelehnten Küchentür geschlichen. Doch die Männer hatten in einer Sprache gesprochen, die Irina nicht kannte. Nach einer Weile hatte man nach ihr gerufen. Eine schwarze Ledertasche hatte auf dem Tisch gestanden, aus der einer der Männer eine Spritze hervorgeholt hatte. Ihre Mutter hatte gesagt, alle Kinder im Dorf müssten Blut spenden, aber Irina hatte an ihren Augen erkannt, dass sie log.

Als es an der Tür klopfte, versteckte sie sich unter dem Bett. Die Knie zog sie bis unter ihr Kinn, versuchte, sich klein und unsichtbar zu machen. Sie hörte Schritte.

»Irina?«

Es war die Stimme ihrer Mutter. Sie drehte sich im Raum herum, ging in die Knie und entdeckte die Tochter unter dem Bett.

»Irina, komm heraus! Wir haben Besuch.«

Sie zerrte ihre Tochter am Arm unter dem Bett hervor. Alle Gegenwehr war zwecklos. Die Mutter war stärker.

Als Irina den Kopf unter dem Bett hervorhob, sah sie den großen, dunkelhaarigen Mann in der Tür stehen. Sein Mund verzog sich zu einem schmierigen Grinsen. Ein Goldzahn blinkte in der unteren Zahnreihe.

Sie war wie gelähmt; konnte nur auf diesen Goldzahn starren. Aus dem Mund des Mannes kamen Worte in der ihr unverständlichen Sprache. Ihre Mutter jedoch nickte. Der Mann holte hinter seinem Rücken eine Spritze hervor. Irina wollte sich wieder unter das Bett flüchten, doch ihre Mutter hielt sie so fest, sie konnte sich nicht aus der Umklammerung befreien. Dann spürte sie einen Stich. Sie schlug um sich, versuchte, sich zu befreien, aber alle Kraft schien plötzlich aus ihrem Körper zu weichen. Ihre Beine gaben nach, sie sackte zusammen. Nur noch verzerrt nahm sie das Gesicht ihrer Mutter wahr.

»Mama?«

Eine unsichtbare Macht drückte mit aller Gewalt ihre Augenlider nieder, eine unergründliche Dunkelheit hüllte sie ein.

Nordmord

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