Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 73
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ОглавлениеDer so fröhlich begonnene Nachmittag ging in einen endlosen Abend über, und der Abend in die Nacht. Die Polizei hatte die Presseleute, die sich rasch in großer Zahl versammelt hatten, beiseite gedrängt und unter Strafandrohung dazu gebracht, dass weder die Angehörigen belästigt wurden, noch die Beamten gestört.
Die Angehörigen der Angestellten waren eingetroffen, und ein paar Polizeipsychologen versuchten alles, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Und auch Doris war eingetroffen, nachdem Nicholas sie benachrichtigt hatte. Sie hatte den jungen Mann in die Arme genommen und die angstvolle Sorge bemerkt, die Besitz von ihm ergriffen hatte. In wenigen Worten hatte er sie über die Situation aufgeklärt und auch erwähnt, dass Axel im Krankenhaus war.
„Wir können nur warten, Doris“, sagte er gebrochen.
Für den Polizisten war das eine vollkommen neue Situation. Sonst stand er immer auf der anderen Seite, die Gefühle Angehöriger hatte er nie kennengelernt. Jetzt aber war er betroffen. Doch auf diese Erfahrung hätte er gern verzichtet.
Nicholas hatte Doris sanft in die Arme genommen und zu einer Parkbank geführt, von wo aus sie einen guten Blick hatten. Dort setzten sich die beiden nebeneinander und warteten. Mehr konnten sie sowieso nicht tun.
Doris blieb erstaunlich ruhig, und Nicholas war froh darüber. Er hätte jetzt keine hysterische Frau beruhigen können. Aber sie brach nicht einmal in Tränen aus. Sie starrte nur mit brennenden Augen auf das Bankgebäude und flüsterte ihm irgendwann zu: „Mein Mädchen kommt doch wieder da heraus, nicht?“
Rhode nickte, aber er wusste nicht, ob das die Wahrheit war. Irgendwann fielen Doris die Augen zu, und ihr Kopf lehnte an der Schulter von Nicholas. Er blieb ganz still sitzen.
Er hatte so viel Liebe zu geben, das wusste er jetzt deutlich. Jedes bisschen Eifersucht war überflüssig. Er nahm sich vor, in Zukunft jede Sekunde mit Rita zu genießen. Wenn es denn eine Zukunft gab. Und wenn die Beziehung wirklich einmal auseinander brechen sollte, blieb ihm die glückliche Erinnerung. Er flehte in Gedanken darum, dass alles gut ausgehen möge und er Rita bald wieder in die Arme schließen konnte.
Irgendwann dämmerte der Morgen. Die Polizisten, die die ganze Nacht gewacht hatten, sahen müde und übernächtigt aus, bald würde die Ablösung kommen.
Nicholas strich sich über das Kinn, er sehnte sich nach einer Rasur und einer Dusche. Aber vielmehr noch nach Ritas Umarmung. Allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Auch Doris erwachte und blinzelte in die Gegend.
„Noch nichts Neues, nein?“, stellte sie nüchtern fest.
Nicholas erhob und streckte sich. Seltsamerweise war er gar nicht müde, nur furchtbar erschöpft.
„Ich werde zusehen, ob ich einen Kaffee auftreiben kann.“
„Eine wunderbare Idee“, stellte Doris fest. Auch sie streckte sich. Dann ging sie zu den anderen Angehörigen hinüber und nahm eine junge Frau zärtlich in den Arm. Die hatte scheinbar die ganze Nacht geweint. Ihr Gesicht war verquollen, und sie zitterte am ganzen Körper.
„Na, Kindchen, das wird schon wieder“, versuchte Doris zu trösten, obwohl sie selbst keinen Trost empfand. Aber sie verstrahlte ganz einfach Optimismus und Hoffnung. Auch die anderen hingen plötzlich an ihren Lippen, als würde sie eine Offenbarung verkünden.
Wie schnell die Menschen doch wieder hoffen können, stellte sie in Gedanken fest.
Nicholas hatte irgendwo eine große Kanne Kaffee und einen Stapel Pappbecher aufgetrieben, und er verteilte die Erfrischung großzügig unter alle. Aber immer wieder suchte sein Blick die Tür der Bank. Es musste sich doch endlich etwas tun. Wie lange wollten seine Kollegen denn noch untätig abwarten? Doch erkannte das polizeiliche Vorgehen so gut wie jeder von ihnen.
Plötzlich stieß ihn Doris an, dass sein Kaffee über die Hose schwappte.
„Sieh doch!“, sagte sie. Alarmiert starrte er hinüber.