Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 65

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Nicholas fühlte sich ein wenig unwohl inmitten all dieser Menschen. Vor einer Viertelstunde war die Ausstellung eröffnet worden. Ein Strom von Besuchern hatte sich hereingewälzt, als gäbe es etwas umsonst.

Noch eine Stunde vorher war Rita von einem Bild zum anderen gelaufen. Ein letztes Mal hatte sie überprüft, ob die Bilder richtig hingen, das Licht richtig eingestellt war und alles andere perfekt vorbereitet war.

Nachsichtig hatte Axel ihr zugesehen. Er war sicher, dass alles perfekt war. Und bei einem Rundgang hatte es ihn erstaunt, wie geschickt die Beleuchtung ausgerichtet war, so dass plötzlich Farbeffekte entstanden, die er vorher selbst nicht wahrgenommen hatte. Er war rundum zufrieden und nahm auch Nicholas sein Verhalten nicht mehr übel.

Manfred Herrmann hatte kurz vor der Eröffnung Champagner ausgeschenkt. Und so stand jeder mit einem Glas in der Hand da, als der Galerist den Trinkspruch ausbrachte.

„Auf gutes Gelingen und noch besseren Verkauf.“

Nicholas und Axel nippten nur an ihrem Glas. „Wohlstandsbrause“, meinte der Polizist achselzuckend und schüttelte sich. Axel lachte. „Heute Abend genehmigen wir uns einen Whisky.“

„Bist du eigentlich sehr aufgeregt?“, fragte Nicholas.

„Und wie. Schlimmer als bei einem Kurssturz an der Börse.“

Und dann hatte Manfred Herrmann die Türen geöffnet.

Es standen eine Menge Leute draußen, die geduldig warteten. Es waren einige dabei, die regelrecht ausgeflippt schienen. Andere waren Kunstkritiker. Das waren die, die langweilig aussahen, wie Rita lachend erklärte. Und dann gab es noch die ernsthaften Interessenten. Die, die aufmerksam von einem Bild zum anderen gingen, an ihrem Sekt nur nippten und sich darüber Gedanken machten, wie die Bilder wohl in ihrem Wohnzimmer aussehen würden.

Axel war rasch umringt von Leuten, die etwas von ihm wollten, und die Mehrzahl derjenigen war von der Presse. Blitzlichter flammten auf, und viele dumme oder überflüssige Fragen wurden gestellt, die der Künstler aber alle geduldig beantwortete.

Nicholas stellte sich an die Seite und lauschte den Gesprächen. Er war neugierig, was die Leute von den Bildern hielten. Amüsiert hörte er einem älteren Ehepaar zu, das vor der Brücke ins Nichts stand.

„Es würde wunderbar an die Wohnzimmerwand über unser Sofa passen“, meinte der Mann.

„Ich bitte dich“, empörte sich die Frau. „Unser Wohnzimmer ist in rot und gold gehalten. Wie sollte dieses Bild zu einem echten Ghom-Teppich harmonieren?“

„Aber es spricht mich an“, widersprach er.

„Nun, vielleicht könnten wir es im Esszimmer aufhängen“, sinnierte die Frau. „Blau ist ja so appetitanregend.“

„Es kommt auch darauf an, was es kostet“, meinte er. „Ich werde keine Unsumme für einen relativ unbekannten Künstler ausgeben.“

„Wir sollten ihn fragen“, schlug die Frau praktisch vor. „Er kann uns ja den Preis nennen, dann halbieren wir die Summe und lassen mit uns handeln.“

Nicholas bekam fast einen Lachkrampf. Nachdem er diesen Anfall niedergedrückt hatte, trat er zu den beiden.

„Es tut mir leid, ich habe gerade Ihr Gespräch zufällig gehört“, sagte er entschuldigend. „Und ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Dieses Bild ist unverkäuflich.“

Empört fuhr der Mann auf. „Unverkäuflich, sagen Sie, junger Mann? Das meinen Sie doch nicht im Ernst. Wozu ist denn dann diese Ausstellung?“

Nicholas lächelte ihn kühl an. „Es geht nur um dieses eine Bild, das nicht zum Verkauf steht. Alle anderen können Sie erwerben.“

Die Frau schüttelte den Kopf und packte ihren Mann beim Arm. „Komm, Gerhard. Wenn dieser Künstler so arrogant ist, dass er seine Bilder nicht verkaufen will, dann können wir auch gleich wieder gehen. Und ich habe es dir ja gleich gesagt. Dieses Blau passt absolut nicht zu unserem Wohnzimmer.“

Die beiden rauschten davon, und Nicholas musste noch einmal lachen.

„Was amüsiert dich so?“, fragte Rita, die unbemerkt daneben getreten war. Er erzählte es ihr, und sie begann ebenfalls zu lachen.

„Was denkst du, wie läuft die Ausstellung?“, fragte er dann.

Rita sah sich um. Axel war noch immer heftig umlagert, und auch Manfred Herrmann gab freudestrahlend Auskünfte. An seinem Gesicht war abzulesen, dass die Ausstellung alle Erwartungen übertraf.

„Du glaubst gar nicht, wie oft die Brücke verkauft werden könnte“, sagte Rita stolz. „Immer wieder wurde ich darauf angesprochen. Aber das Bild gehört mir. Und für kein Geld der Welt würde ich es hergeben.“

„Das kann ich gut verstehen“, meinte Nicholas und zog sie enger an sich.

Axel befreite sich von den ihn umstehenden Leuten und kam zu den beiden. Sein Gesicht strahlte vor Freude.

„Es ist einfach fantastisch“, lobte er. „Und mit einem solchen Erfolg hätte ich nie gerechnet. Rita, du bist einfach wunderbar.“ Er zog sie an sich und küsste sie. „Ich würde etwas drum geben, wenn du für mich frei wärst. Aber du hast ja deinen Nicholas“, setzte er ein wenig traurig hinzu.

„He“, meinte Rita und knuffte ihn freundschaftlich. „Wir freuen uns mit dir, du bist nicht allein in deinem Glück.“

Überraschend kam auch Doris auf die Gruppe zugesegelt. Sie strafte Nicholas für einen Augenblick mit Nichtbeachtung, nickte Axel kurz zu und zog ihre Tochter an sich.

„Das hast du gut gemacht, mein Mädchen, die ganze Stadt spricht über euch. Nicholas, ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt“, wandte sie sich dann an Rhode.

Der nickte nur. Er hatte beschlossen, sie so zu nehmen, wie sie war. Und Doris war eben – Doris. Irgendwann würde sie ihm vielleicht erzählen, was sie mit Axel Johnson verband oder die beiden trennte. Aber jetzt war es noch nicht an der Zeit, das hatte er mittlerweile gelernt.

„Ihre Bilder gefallen mir“, sagte Doris dann zu Axel. „Sie haben Talent, junger Mann.“

Johnson verbeugte sich leicht als Dank für das Kompliment.

Ein ganzer Trupp jüngerer Leute tauchte auf, und Rita begann zu strahlen.

„Ich habe alle meine Freunde darauf eingeschworen hierher zu kommen. Ich hoffe, es gibt noch ein paar Bilder, die noch nicht verkauft sind.“

Wenig später standen Rita und ein junger Mann vor der Brücke ins Nichts. Der junge Mann redete aufgeregt auf Rita ein, doch sie schüttelte empört und energisch den Kopf. Nicholas schaute sich das eine Weile an. Er verstand kein Wort, doch es war offensichtlich, dass es sich um eine Auseinandersetzung handelte. Schließlich trat er dazu.

„Kann ich helfen?“, fragte er freundlich.

„Nur, wenn sie diese Bilder gemalt haben“, meinte der Fremde.

Rhode lächelte entschuldigend. „Das ist nicht mein Metier. Tut mir leid. Um was geht es denn?“

„Er will die Brücke“, seufzte Rita. „Ich habe ihm gerade erklärt, dass sie unverkäuflich ist. Aber er kann es scheinbar nicht einsehen.“

„Ach Rita, ich sehe das schon ein. Dann möchte ich wenigstens etwas, das ähnlich aussieht. Die Brücke ist einfach genial. Und ich würde viel darum geben.“

„Matthias, zum letzten Mal. Die Brücke ist unverkäuflich. Und für ein anderes Bild wende dich bitte an Axel direkt.“

Matthias druckste ein bisschen herum. „Rita, könntest du vielleicht ...?“

„Hören Sie, wer immer Sie auch sind. Warum reden Sie nicht mit dem Künstler direkt. Ich habe mir sagen lassen, er beißt nicht. Jedenfalls hat man ihm den Maulkorb schon abgenommen.“

Dieser Scherz verringerte die Spannung und löste Gelächter aus.

„Ich würde es vorziehen, wenn Rita für mich vermittelt“, sagte Matthias dann.

„Na gut, ich rede mit ihm“, stimmte sie zu.

Sie sprach einige Zeit auf Axel ein, während Matthias und Nicholas bei der Brücke standen. Dann kam sie zurück.

„Es gibt nur eine Brücke. Aber du kannst dir aus seinen Werken etwas aussuchen, was dir gefällt. Auch aus den Werken, die hier nicht ausgestellt sind.“

Ein Leuchten flog über das sympathische Gesicht des jungen Mannes. „Rita, du bist ein Schatz“, rief er aus. Er nahm sie in die Arme und wirbelte sie wild herum.

Irgendwann leerte sich die Galerie. Doch noch immer standen einige Leute beieinander und diskutierten. Axel sah angespannt und müde aus. Er hatte jetzt nicht nur die Ausstellung hinter sich, sondern auch Tage und Nächte von Geschäftsarbeit. Müde wischte er sich über die Augen.

Der Galerist trat zu ihm, und sein Gesicht strahlte. Er hatte gute Geschäfte gemacht an diesem Tag, bessere sogar als er gehofft hatte. Die Gemälde von Axel Johnson lagen genau im Trend.

Die beiden betrachteten einige Augenblicke lang Rita Schlesinger, die mit einigen Leuten im Gespräch dastand. Sie trug an diesem Tag ein elegantes schwarzes Kleid, in dem ihre schlanke Gestalt gut zur Geltung kam. Ihr wildes kastanienbraunes Haar umrahmte den feingeschnittenen Kopf wie eine feurige Lohe. Keiner von beiden hatte bemerkt, dass Nicholas zufällig hinter ihnen stand.

„Sie ist bildhübsch, nicht wahr?“, meinte Herrmann und deutete auf Rita.

„Ja“, erwiderte Axel seufzend.

„Kennen Sie sie schon lange?“

„Wir haben gemeinsam studiert.“

„Waren Sie damals enger mit ihr befreundet? Ich meine, wir sagten früher, man geht zusammen. So in diesem Sinne“, forschte der Galerist neugierig, ohne aufdringlich zu wirken.

„Sie meinen, ob wir ein Verhältnis miteinander hatten?“, lächelte Axel. „Das kann ich verneinen, mit gutem Gewissen. Aber ich gebe gerne zu, ich hätte es nicht ungern gesehen.“

„Und jetzt hat sie dieser Polizist, ja?“

„Nicholas ist ein feiner Kerl. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob er der Richtige für sie ist. Natürlich, er liebt sie abgöttisch. Und sie glaubt auch, dass sie ihn liebt. Aber irgendwie braucht sie jemand anderes. Verstehen Sie mich, wenn ich sage, sie braucht eine feste Hand, ist das falsch ausgedrückt. Aber sie braucht jemanden, der sie sanft leitet, denn mit ihrem Temperament schießt sie häufig über das Ziel hinaus. Und doch ist sie die beste Frau, die ich je kennengelernt habe.“

In Nicholas kochte es bei diesen Worten. Was fiel diesen beiden ein, über ihn und Rita hinter ihrem Rücken zu reden. Und was sollte das heißen, Rita brauchte eine feste Hand? Die Eifersucht nahm wieder Besitz von ihm und brachte seine Gefühle in Wallung. Was dachte sich dieser Pinselquäler eigentlich? Dass er für Rita besser wäre als Nicholas?

Nur weil Johnson mehr Geld in der Tasche hatte und im Geschäftsleben ein hohes Tier war, schien er doch nicht besser als er, Nicholas. Und ein Polizist hatte mit Sicherheit eine feste Hand. Und außerdem liebte er, Nicholas, Rita heiß und innig.

Er wusste nicht, was passieren würde, wenn sie ihn jemals verließe.

Nicholas sah rot. Und er hatte plötzlich keine Kontrolle mehr über seine Gefühle und über sein Handeln. Wütend trat er vor.

„Ich konnte nicht umhin, euer kleines angeregtes Gespräch zu hören“, sagte er hart.

Die beiden Männer zuckten zusammen. Axel sah ihn etwas schuldbewusst an.

„Ich hoffe, du hast mich nicht falsch verstanden“, bemerkte er.

„Ich habe dich ganz richtig verstanden, es sei denn, du sprichst eine fremde Sprache. Und ich finde es nicht besonders nett, wie du über Rita und mich denkst.“

„Du wirst mir ein paar offene Worte doch nicht übel nehmen“, fragte Axel verstört.

Manfred Herrmann verzog sich plötzlich. Er spürte die Spannung zwischen den beiden Männern und befürchtete das Schlimmste. Eifrig lief er auf Rita zu.

Nicholas starrte den anderen an. War dieser Mann wirklich sein Freund? Wie konnte er dann so über ihn reden?

„Ich nehme alles ernst, wenn es um Rita geht. Und offene Worte hättest du mir ins Gesicht sagen sollen.“

Dann holte er aus und schlug Axel mitten ins Gesicht.

„Nicholas, bist du verrückt? He, komm zu dir. Ich bin es, Axel“, rief der Maler mehr verstört als verletzt und versuchte mit beiden Händen den Mann von sich fernzuhalten. Aber Nicholas hörte nichts, er versuchte immer wieder blindwütig zuzuschlagen. Einige der Leute stellten sich drum herum und starrten auf das seltsame Bild.

Zwei ganz Mutige versuchten die beiden Streithähne zu trennen. Doch Nicholas schien blindwütig.

„Du wirst Rita nie wieder beleidigen, du wirst sie in Ruhe lassen“, brüllte er. „Und du wirst auch mich nicht mehr abwerten, nur weil du mehr Geld in der Tasche hast.“

Axel blieb trotz dieses Angriffs einigermaßen ruhig.

„Himmel, ein Eifersüchtiger“, ächzte er und versuchte weiterhin sich der Attacken des anderen zu erwehren, ohne selbst zum Angriff überzugehen.

Rita kam hinzu, von Herrmann alarmiert, erfasste mit einem Blick die Situation und trennte die beiden energisch.

„Axel, geh da hinüber“, befahl sie. „Und du, Nicholas, kommst mit mir. Und ihr da, habt ihr nichts anderes zu tun als zu gaffen. Meinetwegen geht nach Hause, wenn euch hier sonst nichts mehr hält.“ Sie weinte fast vor Zorn bei ihren Worten.

„Nicholas, wie konntest du nur“, fauchte sie ihren Freund an.

Der kam langsam wieder zu sich. Mit trüben Augen erfasste er die Situation, die er heraufbeschworen hatte, und sein Gesicht lief rot an.

„O mein Gott, was habe ich nur getan“, seufzte er. Dann schlug er die Hände vor das Gesicht und verzog sich hinter die nächste Wand.

Die anderen Leute waren verschwunden, und Rita ging jetzt auf Axel zu.

„Du scheinst mir ja noch halbwegs vernünftig zu sein. Was war hier los?“, forderte sie Aufklärung.

Axel erzählte verlegen und mit wenigen Worten, wie es dazu gekommen war, wobei er einen Großteil der Schuld auf sich nahm.

„Es tut mir leid, Rita, ich hätte das alles nicht sagen dürfen. Aber andererseits habe ich nicht vermutet, dass mich jemand von hinten belauscht.“

„Ist schon gut“, erwiderte Rita niedergeschlagen. „Es tut mir leid, dass du da hineingezogen wurdest. Aber Nicholas scheint mir krankhaft eifersüchtig. Ich werde mit ihm reden.“

Sie umarmte Axel und verabschiedete sich. Dann zog sie Nicholas hinter sich her auf die Straße. Wortlos besorgte sie ein Taxi, und wortlos fuhren beide nach Hause.

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