Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 54

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Die Galerie lag am Rande von Sachsenhausen und befand sich in einem der Neubauten, die wie Pilze in die Höhe schossen. Helle große Räume, ein neutraler grauer Teppich und viel, viel Licht verhießen beste Voraussetzungen für eine großartige Ausstellung. Die Wände waren einfach weiß, und an der Decke befanden sich geschickt angebrachte Lichtleisten, die sich auf fast alle Möglichkeiten und Ansprüche einstellen ließen.

Manfred Herrmann entpuppte sich als kleines hutzeliges Männchen, dessen Augen hinter dicken Brillengläsern fast hervortraten. Sein schütteres graues Haar wirkte ebenso farblos wie der ganze Mann in dem ebenfalls grauen Anzug. Aber Rita sah im Verkaufsraum ein paar erstklassige Gemälde hängen, die ihr verrieten, dass dieser Mann über ein ungewöhnliches Kunstverständnis verfügen musste, und außerdem sehr gute Beziehungen hatte. Die Alarmanlage, wie bei solchen Galerien üblich, war fast unsichtbar aber sehr effektiv, wie Rita wusste. Und so schätzte sie den Mann gleich richtig ein.

Auch Nicholas hatte die Absicherungen der Galerie mit geübtem Auge registriert, und obwohl er von moderner Kunst nicht allzu viel verstand, wurde ihm rasch klar, dass es sich hier um eine erstklassige Adresse handelte. Und nicht um eine Hinterhofgalerie, die verzweifelt darum bemüht war, einen großen Namen in ihr Geschäft zu bekommen. So unscheinbar Manfred Herrmann auch wirkte, so hatte er es doch nicht nötig, hinter den Künstlern herzulaufen, damit sie bei ihm ausstellten. Im Gegenteil, meist wurde er gebeten, und er konnte gar nicht alle Wünsche erfüllen.

Rita packte die Sache gleich diplomatisch an.

„Axel Johnson ist mein Freund“, erklärte sie freundlich. „Und er hat mich gebeten, Ihnen bei der Ausrichtung der Ausstellung zur Hand zu gehen. Nun haben Sie ganz sicher mehr Erfahrung darin als ich“, schmeichelte sie dem Mann, „aber ich kenne Axel und kann vielleicht auf seine Vorlieben Rücksicht nehmen.“

Ein Lächeln flog über das Gesicht des Galeristen.

„Sie stoßen mich nicht vor den Kopf, wenn Sie die Hauptarbeit der Vorbereitungen übernehmen“, erklärte er freundlich. „Ich bin froh, wenn mir etwas Arbeit abgenommen wird. Und ihr Freund ist ein begnadeter Künstler. Es wird mir ein Vergnügen sein, für ihn diese Vernissage zu veranstalten.“

Nicholas stand wie verloren daneben und hörte zu. Das schien ja wirklich ein toller Kerl zu sein, dieser Axel Johnson. Zum ersten Mal regte sich ein anderes Gefühl in ihm, nämlich Neugier statt Eifersucht. Interessiert schlenderte er an den Bildern entlang und betrachtete sie intensiv. Er konnte Rita im Moment sowieso nicht helfen, und so wollte er sich ein bisschen vertraut machen mit der modernen Kunst.

„Nicholas, kommst du?“, rief Rita plötzlich. „Wir wollen uns oben die Räumlichkeiten ansehen.“

Rhode folgte den beiden über eine Plexiglastreppe hinauf in das obere Stockwerk. Alles wirkte modern, aber neutral. Nichts von dem, was immer hier war, sollte von den Werken des Künstlers ablenken.

„Haben Sie schon eine Liste der Bilder, die Axel ausstellen will?“, erkundigte sich Rita bei dem Galeristen.

„Ja, die Liste ist hier. Sogar mit den Maßen der Bilder, damit wir schon im Voraus planen können“, erwiderte der.

„Sagen Sie, ist auch die Brücke ins Nichts dabei? Ich halte es für eines seiner besten Werke, aber er hatte sich immer gesträubt es anderen zu zeigen.“

Manfred Herrmann lächelte. „Ich halte es ebenfalls für fast genial. Und es hat mich eine Menge Mühe und Überredungskunst gekostet, das Bild für die Ausstellung zu bekommen. Doch ja, es ist dabei.“

„Wunderbar“, strahlte Rita beglückt. „Ich werde dafür sorgen, dass es niemand kauft außer mir selbst.“

„Es ist unverkäuflich“, schränkte Herrmann betrübt ein. „Er hat es mir für die Ausstellung unter der Voraussetzung überlassen, dass es nicht zum Verkauf kommt.“

„Das ist nicht fair“, rief Rita empört aus.

„Was ist so Besonderes an diesem Bild?“, wollte Nicholas neugierig wissen.

„Ich weiß gar nicht, wie ich es dir erklären soll. Das Bild ist hauptsächlich in verschiedenen Blautönen gehalten, ohne dass es deprimierend wirkt. Auf der linken Seite befindet sich eine Art Felsen, und von diesem Felsen aus führt eine Brücke weg über einen schier unendlichen Abgrund praktisch ins Nichts. Jedenfalls verschwindet sie in einer dunkelroten Sonne. Auf der Brücke gehen zwei Menschen in Richtung Sonne. Das ist im Prinzip alles, aber es hat mich immer fasziniert. Die Farbkomposition, die Relationen, einfach alles.“

Nicholas wurde immer neugieriger auf diesen Maler und mittlerweile auch auf dieses Bild.

Rita war so aufgeregt, dass sie sich am liebsten gleich voll in die Arbeit gestürzt hätte. Aber sie erinnerte sich noch rechtzeitig daran, dass sie mit Nicholas essen gehen wollte. Und so verabschiedetet sie sich von dem Galeristen, warf sich enthusiastisch in die Arme von Nicholas und jubelte.

„Ist das nicht wunderbar. Die Räumlichkeiten sind hervorragend, und ich werde mein Bestes geben.“

Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021

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