Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 45
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ОглавлениеIm Büro merkten Hans und Johanna im Laufe der folgenden Wochen ebenfalls die Veränderung an Rita. Sie war aufgeräumt und fröhlich, telefonierte manchmal lange während der Arbeitszeit, und ging andererseits erst spät nach Hause.
„Nicholas hat Spätschicht“, erklärte sie schließlich, als Johanna besorgt nach den Gründen für diese Veränderung fragte.
„Du hast doch früher auch alles Mögliche ohne ihn unternommen. Warum tust du das jetzt nicht auch, statt dich in die Arbeit zu verkriechen?“ Johanna hatte ein ungutes Gefühl. Für ihren Geschmack fixierte sich Rita viel zu sehr auf diesen Mann.
„Ach, weißt du, allein macht das keinen Spaß“, behauptete Rita.
„Allein, sagst du? Du hast viele Freunde, willst du die jetzt alle aus deinem Leben streichen? Da stimmt doch etwas nicht.“
Die ältere Frau war argwöhnisch, aber Rita zuckte mit den Schultern. „Was soll denn nicht stimmen, Hannilein? Du siehst Gespenster. Ich habe ganz einfach keine Lust mehr auf dieses oberflächliche Geplänkel. Und Nicholas denkt genauso.“
„Und ich denke, dein Nicholas ist eifersüchtig und möchte dich gern in einen Elfenbeinturm stecken, damit du keinen anderen mehr ansiehst.“
„Du spinnst ja“, erklärte Rita im Brustton der Überzeugung, doch ihre Miene wurde mit einem Mal nachdenklich. Sollte Johanna vielleicht doch ein kleines bisschen recht haben? Es stimmte schon, sie ging nicht mehr so oft aus wie früher, sie passte ihre Arbeit an die Schichten von Nicholas an, und wenn sie eine Verabredung zum Essen oder ins Kino hatte, fragte er endlos lange nach. Aber Eifersucht? Nein, bestimmt nicht. Warum sollte er auch?
Aber auch Ritas Kollege und Partner Hans sah mit Besorgnis die Veränderung der jungen Frau. Er hatte nichts an ihrer Arbeit auszusetzen, die war so gut wie immer. Doch wenn sie jetzt etwas erzählte, dann hieß es neuerdings nur noch Nicholas hier und Nicholas da.
„Gehst du morgen mit mir ins Theater?“, fragte Hans Rita eines Tages. Sie hatten sich oft gemeinsam gute Aufführungen angesehen und später darüber diskutiert.
„Was wird denn gegeben?“, wollte sie interessiert wissen, doch dann zog sie sich plötzlich zurück. „Ach nein, ich glaube nicht. Nicholas hat Spätschicht, und ich wollte ihn abholen.“
Ärger spiegelte sich im Gesicht des Mannes. „Kann er nicht mal einen Abend ohne dich leben? Du hast dich innerhalb kürzester Zeit sehr verändert, Rita. Außerdem dachte ich, dass die Polizei mehr zu tun hat, als tagtäglich Liebesgeflüster durchs Telefon zu schicken und brave Bürgerinnen durch die Nacht zu scheuchen.“
„Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht“, erwiderte Rita plötzlich scharf. „Das ist mein Privatleben, und da mache ich, was ich für richtig halte.“
„Ich bin dein Freund, nicht dein Feind, Rita. Ich mache mir Sorgen um dich. So langsam fürchte ich, dass Nicholas dir nicht gut tut.“
„Ach“, höhnte sie bitter. „Nur weil du bei mir nichts erreicht hast, willst du jetzt einen anderen Mann in meinen Augen schlecht machen?“
„Willst du nicht verstehen?“, fragte Hans sanft, aber unverkennbar aufgebracht. „Meinetwegen kannst du mit King Kong zusammenleben. Aber verschließ dich bitte nicht vor der Welt. Das hast du vorher auch nicht getan.“
Sie starrte ihn lange an, doch in seinen Augen sah sie nur Besorgnis und Freundschaft. Es stimmte schon, Hans war nicht ihr Feind, und ganz sicher wollte er ihr nichts Böses. Es konnte manchmal nicht schaden, die Sichtweise anderer zu berücksichtigen. Sie dachte nach, bevor sie antwortete.
„Vielleicht hast du nicht ganz Unrecht“, murmelte sie dann. „Ich lasse mir das alles noch mal durch den Kopf gehen. Aber weißt du, ich liebe ihn, da ist es vielleicht nicht ganz einfach objektiv zu sein.“
„Hör zu“, sagte Hans bestimmt. „Am Freitag kommt der neue Kunde aus München, der, für den wir das Bürohaus einrichten sollen. Es wäre mir ganz lieb, wenn du mit ihm essen gehen würdest und ein bisschen von der Stadt zeigst. Mein Vater hat Geburtstag, wie du weißt, und ich möchte ihn nicht gerne mit einer Absage enttäuschen.“
„Gar keine Frage“, lächelte Rita. „Geschäftsessen sind mir die liebsten, da kostet das gute Essen nicht mein Geld.“
„Und was wird Nicholas dazu sagen?“, erkundigte sich Hans leicht ironisch.
„Ich bitte dich, Hans, stell ihn doch nicht als Monster hin. Er liebt mich, und wir werden wohl bald sogar zusammenziehen. Aber die Arbeit ist für uns beide wichtig. Oder hast du jemals erlebt, dass ich meinen Job nicht ordentlich erledige? Und zu meiner Arbeit gehört es auch, dass ich mit wichtigen Kunden essen gehe.“
Ob sie ihn absichtlich missverstand, fragte sich Hans mit leichter Verzweiflung. Nicholas mochte lieb und nett und diszipliniert sein, aber er schien irgendwie merkwürdige Auffassungen von einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen zu haben. Doch wie wollte er das Rita klarmachen? Nun gut, es war ihr Leben, und sie war nicht dumm. Früher oder später würde sie erkennen, was er, Hans, gemeint hatte. Also ließ er vorerst alles auf sich beruhen. Die Situation schien im Augenblick zumindest beruhigt, doch ein flaues Gefühl blieb bei Hans zurück.
Wusste Rita überhaupt noch, was sie tat?