Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 52
12
ОглавлениеRita machte in aller Ruhe einen ausgedehnten Einkaufsbummel. Ein wenig wahllos ging sie durch die Straßen und schaute in die Geschäfte auf der Suche nach einem neuen Kleidungsstück. Eigentlich hatte sie selbst noch keine Vorstellung, was es eigentlich sein sollte, sie wünschte sich nur einfach etwas Neues, und das musste unbedingt etwas Besonderes sein. Die Auslage einer kleinen Boutique lockte sie an. Eine enge schwarze Hose aus glänzendem Satin, darüber eine locker fallende azurblaue Bluse aus Seide mit schönen weiten Ärmeln und eine weiße Weste mit schwarzen Perlen erregten ihre Aufmerksamkeit. Sie überlegte, ob ihr diese Zusammenstellung wohl stehen würde. Dann sah sie den Preis und schluckte. So viel hatte sie doch nicht gedacht. Aber das war ihr dann doch egal, sie würde deswegen nicht am Hungertuch nagen müssen. Entschlossen betrat sie das Geschäft zur Anprobe.
Eine Viertelstunde später kam sie mit einer Einkaufstasche wieder heraus und strahlte. Irgendwie war dieser Dreiteiler genau das, was sie gesucht hatte.
„He, Rita, du strahlst ja so. Hast du im Lotto gewonnen?“, rief eine erfreute Stimme. Lars, ein alter Freund, hatte sie erspäht und begrüßte sie herzlich mit einem Kuss auf die Wange.
Keiner von beiden bemerkte Nicholas Rhode, den ein erneuter Eifersuchtsanfall soweit getrieben hatte, dass er Rita nachspionierte. In zwei Stunden wollten sich die beiden treffen. Rita ging gern allein einkaufen, und so hatte sie Nicholas nicht dabei haben wollen. Er hatte nichts dagegen gehabt, doch die nagende Ungewissheit, ob sie sich nicht vielleicht doch mit einem anderen traf, ließ ihn nicht los. Er hatte einem Impuls nachgegeben und sie unauffällig verfolgt.
Und jetzt sah er sie mit diesem Fremden, der sie ganz ungeniert küsste, und Rita freute sich augenscheinlich noch darüber. Die beiden gingen zielstrebig auf eine Eisdiele zu, wo sie sich setzten uns etwas bestellten. War Rita nun untreu, oder war dieser Fremde doch ganz harmlos?
In Nicholas stritten die Gefühle miteinander. Immer wieder sagte er sich selbst, dass seine Freundin ein erfülltes Leben mit eigenen Freunden hatte und durchaus das Recht besaß sich zu treffen mit wem sie wollte. Andererseits drängte ihn das Gefühl, sie ganz für sich allein haben zu wollen und mit niemandem zu teilen. Schon gar nicht mit so einem dahergelaufenen Fatzke, der teure Klamotten trug und Rita ungeniert abküsste.
Nicholas kämpfte lange mit sich selbst, dann gab er sich einen Ruck und ging auf die beiden zu, die dicht an dem kleinen Tisch saßen, Eis löffelten und herzhaft lachten.
„Hallo, ich hoffe, ich störe nicht“, sagte er laut und deutlich.
Rita blickte auf, und ein strahlendes Lächeln glitt auf ihr Gesicht, während ihr Begleiter ihn erstaunt ansah.
„Nicholas, schön, dass wir uns jetzt schon treffen. Das ist Lars Rüttgers, ein alter Freund von mir. Wir haben uns zufällig getroffen. Lars, das ist Nicholas, von dem ich dir erzählt habe. Komm, setz dich, wir haben gerade alte Zeiten aufgefrischt.“
Lars war aufgestanden und hatte Nicholas höflich die Hand gereicht, die der Polizist kühl ergriff und eher lasch drückte.
Lars lächelte. „Schön, dass ich Sie kennenlerne, Rita spricht die ganze Zeit von kaum etwas anderem als von Ihnen. Sie kommen mir schon fast wie ein Fabelwesen vor.“
„Ich dachte, du wolltest einkaufen“, sagte Nicholas ziemlich schroff, ohne auf die Worte von Lars einzugehen.
„Habe ich gerade“, strahlte sie. „Ein irres Teil, ich zeige es dir zu Hause. Ein Traum, nur wusste ich vorher nicht einmal, dass ich es unbedingt brauche.“
„Wie ich dich kenne, ist der Preis dann ein Albtraum“, lachte Lars.
„Mach mich nicht schlechter als ich bin“, gab sie schelmisch zurück.
Sie tat so, als bemerke sie die miese Stimmung nicht, in der sich Nicholas befand. Um sie herum liefen Leute umher, lachend oder gestresst, doch den hier sitzenden gleichgültig gegenüber. Aber zwischen diesen herrschte eine Spannung, die Lars gar nicht gefiel. Er warf einen merkwürdigen Blick auf Nicholas, schaute dann auf seine Armbanduhr und stand auf.
„Rita, ich habe noch einen Termin und muss leider gehen. Herr Rhode, hat mich gefreut.“
Er gab Rita noch einen Kuss auf die Wange und nickte dem Polizisten kühl zu. Dann ging er und verschwand in der Menschenmenge.
„Was ist los mit dir?“, fragte Rita ärgerlich. „Du benimmst dich als wollte Lars meine Tugend stehlen.“
Der angedeutete Scherz verpuffte wirkungslos, und Nicholas starrte noch immer düster umher.
„Herrgott, nun sag schon, was los ist und spiel nicht den Verschlossenen. Du benimmst dich wie ein Bulle.“ Im gleichen Moment biss sie sich auf die Zunge. Das hatte sie nun eigentlich nicht sagen wollen.
Nicholas blickte auf. „Ich bin ein Bulle. Aber das hier ist kein Film. Wer war das gerade? Warum triffst du dich heimlich mit ihm? Genüge ich dir nicht mehr?“
Rita war erschüttert. „Sag mal, spinnst du?“, fragte sie verärgert. „Ich kenne Lars seit meiner Schulzeit, und wir haben uns zufällig getroffen. Im Übrigen sehe ich keinen Grund, mich vor dir zu verteidigen. Ich habe nichts getan, was einer Erklärung bedürfte.“
Sie fühlte einen Stich im Herzen. War das der Nicholas, den sie liebte, und der ihr ständig beteuerte, wie sehr er sie liebte? Er benahm sich eindeutig merkwürdig, ja doch, richtiggehend eifersüchtig.
Nun aber schaute er sie bittend an. „Tut mir leid, Rita, ich wollte mich gar nicht so benehmen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Es war nur so, dass ich bemerkte, wie vertraut ihr miteinander umgegangen seid. Und das tut mir weh.“
Rita beruhigte sich wieder etwas. „Du kannst nicht jedes Mal ausrasten, wenn ich Freunde und Bekannte treffe. Damit musst du dich abfinden, Nicholas. Ich sehe keinen Grund, mich von allen zurückzuziehen, nur weil du mich gerne in den goldenen Käfig sperren möchtest. Das werde ich auf keinen Fall zulassen. Und ich werde auch nicht anfangen mich jedes Mal zu verteidigen, wenn ich einen Freund treffe. Denn dafür gibt es keinen Grund. Und nun lass uns gehen. Ich will diesen Vorfall heute vergessen.“
In dieser Nacht liebte Nicholas sie voller Zärtlichkeit und Hingabe, als wollte er sein Benehmen wieder gutmachen. Doch Rita war gewarnt. Sie nahm sich fest vor, ihm klarzumachen, dass sie noch immer ihr eigenes Leben hatte, ein für alle Mal. Das würde sie für ihn nicht aufgeben.