Читать книгу Romanpaket Spezial 8/2021: Die mitreißendsten Liebesromane im August 2021 - Sandy Palmer - Страница 80
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Оглавление„Du siehst bezaubernd aus, Doris. Du bist und bleibst eine Schönheit“, sagte Thomas Johnson warm.
Seine Augen leuchteten seltsam auf, als er ihre Hand nahm und einen vollendeten Kuss darauf drückte.
„Danke, du musst dich auch nicht verstecken“, erwiderte sie. „Die Zeit hat es gut mit uns gemeint. Aber das alles ist sehr lange her.“
„Ja. Doch ich denke noch heute voll Dankbarkeit an jeden Tag.“
„Würde mir vielleicht mal jemand erklären, was hier vorgeht?“, fragte Rita unruhig und verständnislos. „Ich weiß wohl, dass man an seinem Hochzeitstag mit Überraschungen zu rechnen hat, aber irgendwie fehlt mir hier der Sinn. Kennt ihr euch etwa?“
Axel nahm die aufgeregte Braut beim Arm und zog sie in eine ruhige Ecke, Nicholas folgte.
„Es ist an der Zeit für einige Erklärungen“, sagte Johnson langsam.
„Kann es sein, dass du Bescheid weißt, um was es hier geht? Dann fang mal an zu erzählen!“, forderte Rita ungeduldig.
Nicholas sah plötzlich sehr angespannt aus. Er zählte mittlerweile eins und eins zusammen, und irgendwie kam er mit dem Ergebnis noch nicht ganz zurecht. Aber immerhin schien er etwas zu vermuten.
Rita sah, dass sich ihre Mutter und Thomas Johnson kurz und heftig unterhielten, dann kamen die beiden auf die andern zu. Sie zogen sich in den kleinen Raum zurück, in dem Doris sich aufgehalten hatte. Nicholas und Axel besorgten noch ein paar Stühle, dann schloss Johnson die Tür ab.
„Ich denke, wir sollten jetzt einige Zeit ungestört sein.“
Thomas schaute immer wieder bewundernd auf Doris. Sie meisterte die Situation hervorragend.
Endlich saßen alle, und Rita schickte fragende Blicke umher.
„Nun, ich höre!“, forderte sie energisch.
Thomas legte seine Hand auf den Arm von Doris und lächelte sie aufmunternd an.
„Das ist eine lange Geschichte, mein Kind“, begann sie dann wehmütig. „Ich kenne Thomas schon sehr, sehr lange. Wir hatten vor vielen Jahren eine schöne, kurze, aber sehr heftige Affäre. Wir waren beide jung und verliebt. Aber Thomas war verheiratet, und seine Frau war schwanger, das wusste ich. Außerdem war seine Ehe eine Prestigeangelegenheit, auch wenn mittlerweile Zuneigung daraus geworden ist. Jedenfalls hatte er nicht vor sie zu verlassen, und ich akzeptierte das. Aber wir kamen beide nicht gegen unsere Gefühle an. Es war eine wunderschöne Zeit, und ich möchte sie nicht missen. Thomas kehrte nach einiger Zeit zurück nach England zu seiner Frau. Und irgendwann erklärte er ihr alles, und sie reagierte ausgesprochen verständnisvoll. Ich weiß nicht, ob ich in der gleichen Situation so großzügig gewesen wäre. Tja, und dann stellte ich fest, dass ich schwanger war. Es gab noch nicht so verbreitet die Pille wie heute, und außerdem hatten wir uns um den Schutz wenig gekümmert.“
„Nein“, sagte Rita plötzlich tonlos und wollte aufspringen. Sie ahnte, was kommen musste und wollte davor weglaufen. Das konnte doch nicht stimmen!
Nicholas griff nach ihr, er wollte sie trösten, dieser Schock schien sie schwer zu erschüttern.
Aber die junge Frau fasste sich unglaublich schnell, sie schaute Thomas Johnson an und dann ihre Mutter. Und plötzlich verstand sie Doris. Dieser Mann, der auch heute noch eine ungeheure Anziehungskraft besaß, hatte seinerzeit ihre Mutter verzaubert. Und auch Doris war eine Schönheit gewesen, ebenfalls unglaublich attraktiv. Die beiden mussten sich rasend geliebt haben, bis die Vernunft die Trennung erzwang. Und Rita missgönnte ihrer Mutter diese Leidenschaft nicht, nein, seit sie Nicholas kannte, erging es ihr ähnlich.
Aber immerhin, dann war sie selbst –.
„Ja, du bist meine Tochter“, sagte Thomas nun leise. „Ich hätte dich jederzeit zu mir geholt und adoptiert, aber Doris bestand hartnäckig darauf, dich alleine großzuziehen. Es war ohnehin Zufall, dass ich von der Geburt erfuhr, sie hatte ursprünglich gar nichts sagen wollen, um mich zu nichts zu verpflichten. Deine Mutter ist sehr selbstlos. Sie erlaubte mir dann allerdings nach endlosen Diskussionen dafür zu sorgen, dass ihr beide nie finanzielle Sorgen hattet. Und sie bestand darauf, dass wir beide uns nie kennenlernten. Ich habe das immer sehr bedauert. Schließlich ergab es sich durch einen geschickt manipulierten Zufall, dass du mit Axel zusammen studiertest. Und als ich endlich feststellte, von wem mein Sohn in höchsten Tönen schwärmte, fasste ich den Entschluss ihn einzuweihen. Er war zunächst natürlich geschockt. Und ich muss zugeben, dass er dir, Doris, das Ganze sehr übel genommen hat. Ich konnte ihm einfach nicht beibringen, dass wir beide gemeinsam unsere Liebe gewollt haben. Bis vor kurzem war er der Meinung gewesen, du hättest versucht, dir einen reichen Gönner an Land zu ziehen, der dir ein schönes Leben ermöglicht. Nun gut, das nur nebenbei. Axel wusste auf jeden Fall, dass Rita seine Halbschwester ist. Aber wie ein guter Bankier hat er geschwiegen, auch wenn es ihm schwerfiel. Auf jeden Fall konnte er sie nicht heiraten, was er ursprünglich vorgehabt hatte. So wurde er ihr bester Freund. Als sie dann so begeistert von Nicholas, Herrn Rhode, schrieb, fasste er den Entschluss, sich diesen Mann näher anzusehen, in den seine Schwester so verliebt ist. Er wollte auf jeden Fall, dass sie glücklich wird.“
Nicholas schaute Axel fast böse an. „Du hättest es mir sagen können.“
Johnson schüttelte den Kopf. „Du liebst Rita so sehr, dass ich befürchtete, du könntest nicht schweigen. Ich bekam sogar regelrechte Angst, als du Doris damals verfolgtest und in meinem Zimmer auftauchtest. Da dachte ich, dass ich dir irgendwie alles erklären müsste, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst. Das erwies sich dann aber als unnötig.“
„Aber zumindest habe ich ihn an dem Tag davon überzeugt, dass ich nicht darauf aus war, seinen Vater noch immer zu umgarnen“, lachte Doris. „Wir sind seit damals nur noch gute Freunde und stehen in seltener brieflicher Verbindung.“
Rita hatte jetzt ihren Schock überwunden.
„Es ist nicht ganz einfach, all diese Veränderungen heute zu verstehen“, sagte sie langsam und bedächtig. „Ich habe also seit heute nicht nur einen Ehemann, sondern endlich auch einen Vater und einen Bruder. Aber warum, Mutter, hast du mir nie die Wahrheit gesagt? Es ist doch nichts Ehrenrühriges, dass ich unehelich bin. Das ist schon anderen Leuten passiert. Stattdessen hast du mich immer in dem Glauben gelassen, du seist geschieden und ich sei die Tochter deines verschollenen Ehemannes.“
Doris lächelte wehmütig. „Das ist ganz einfach ein bisschen egoistisch von mir. Ich konnte Thomas nicht haben, aber ich hatte dich als ewiges Andenken an ihn. Ich wollte dich nicht mit ihm teilen, das ist alles.“
Rita lachte plötzlich auf. „Das ist die dümmste Ausrede, die ich je gehört habe, Mutter. Du warst schon wesentlich fantasievoller. Aber gerade deswegen bin ich geneigt dir zu glauben. Du bist sonst wirklich einfallsreicher.“
Thomas Johnson stand auf und zog Rita an sich.
„Jetzt darf ich also endlich Tochter zu dir sagen. Und mit gutem Gewissen kannst du jetzt auch mein Geschenk annehmen.“
Rita hatte nun keine Bedenken mehr, und das Armband funkelte an ihrem schmalen Handgelenk.
Axel boxte Nicholas scherzhaft gegen die Schulter. „Wenn du meiner Schwester das Leben schwer machst, komme ich ihr zu Hilfe, denk daran. Du hast keinen Grund zur Eifersucht. Sie ist treu wie Gold.“
Nicholas grinste. „Wer in eine solche Familie einheiratet, braucht wirklich keine Feinde mehr“, spottete er gutmütig. „Aber ich bin trotzdem froh, dass ich sie habe.“ Dann nahm er Rita bei der Hand und zog sie sanft mit sich. „Ich nehme an, ihr könnt diese Feier auch ohne uns beenden. Wir haben jedenfalls das dringende Bedürfnis unsere Flitterwochen zu beginnen.“
Die amüsierten Gesichter sah er schon nicht mehr.
Nicholas führte Rita in das Zimmer, das er für diese Nacht gemietet hatte, die Reise würde erst morgen früh beginnen, aber das ging ja niemanden etwas an.
Er zog seiner Frau langsam das Kleid aus.
„Wie schön du bist“, flüsterte er rau.
„Ja, ich liebe dich auch“, murmelte sie und küsste ihn wild.
Die Welt hörte auf zu existieren.
ENDE