Читать книгу Der Regisseur. Mein Buch, dein Tod. - Sarah Markowski - Страница 13
ОглавлениеSamstag, 29.06.2019, 08: 38 Uhr
- Theo Oliver -
„Oliver.“
Er hört seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne.
Habe ich das gerade gesagt?
Es scheint so, denn nun sind alle Augenpaare auf ihn gerichtet. Neugierige Blicke, Erstaunen, Verwirrung gemischt mit einem Gefühl von Erleichterung. Niemand hier ist allein, es gibt noch andere Personen, die dieses Schicksal teilen. Oliver möchte so viel sagen, fragen, doch ihm fehlen die Worte. Ein Wirrwarr aus Gedanken breitet sich hinter seiner Stirn aus, wie ein Wollknäuel, das immer größer wird und beinahe den gesamten Raum in seinem Kopf einnimmt.
Das Warum hängt unausgesprochen im Raum.
Warum ich? Warum wir?
Warum hier?
Warum überhaupt?
Helena ist die erste, die ihre Stimme wiederfindet. Unruhig zupft sie an den eingestickten Buchstaben auf ihrem T-Shirt herum.
„Sabrina, Oliver, …“
Sie dreht sich zu den anderen beiden herum, deren Denkapparate ebenfalls auf Hochtouren zu laufen scheinen. Niemand kann sich erklären, warum sie hier zusammen festsitzen, mit falschen Namen. Ob es sich wirklich um einen Irrtum handelt? Sollte an seiner Stelle eigentlich eine andere Person hier sitzen? Ein Theo?
„Und wie heißt ihr?“, fragt Oliver an die beiden Männer gewandt, die sich bisher noch gar nicht zum Thema geäußert haben.
„Julius.“
„Und du?“
Der ältere von beiden schaut augenblicklich an sich hinunter. „Deinen echten Namen möchte ich wissen.“
Der Mann läuft rot an und lächelt gequält.
„Ja?“
„Franz“, nuschelt er in seinen kaum vorhandenen Bart. Oliver zieht die Augenbrauen kraus. Er weiß nicht, was an dem Namen so schlimm sein soll. „Franz Brand“, fügt der Mann hinzu, als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ihr dürft jetzt lachen, ist schon in Ordnung.“
Tatsächlich muss Oliver schmunzeln, doch zum Glück schafft er es, sein amüsiertes Grinsen noch rechtzeitig zu verbergen.
„Waren deine Eltern Alkoholiker?“
Dieses Mal ist es Julius, offensichtlich der jüngste im Bunde, der sich zu Wort meldet. Franz setzt gerade zu einer Antwort an, doch Oliver schneidet ihm das Wort ab. Er weist den Jungen mit einer unmissverständlichen Geste und einer je nach Sichtweise angemessenen oder unangemessenen Wortwahl zurecht und wendet sich dann wieder Franz zu.
„Sollen wir lieber bei Manni bleiben?“
Zuerst hebt er nur die Schultern und seufzt, doch als er merkt, dass Oliver seine Frage wirklich ernst meint, streicht er langsam mit der linken Hand über den Schriftzug auf seinem Oberteil.
„Das wäre schön.“
Er blickt in die Runde und lächelt glücklich. „Ich bin Manfred, kurz: Manni, zweiundfünfzig Jahre alt und habe das Glück, mein Leben hier an der wunderschönen Nordsee verbringen zu dürfen.“