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Samstag, 29.06.2019, 11: 14 Uhr

- Helena -

Helena sitzt auf ihrem Bett und spielt an den Knöpfen ihres Bettbezuges herum. Sie ist so in Gedanken, in Fragen und vielleicht mögliche oder doch eher unmögliche Antworten darauf vertieft, dass sie das markante Surren des Speiseaufzuges völlig überhört. Die anderen wundern sich darüber, denn um diese Zeit wurde der Lift noch nie geschickt. Mittagessen gibt es erst in einer Stunde. Während Helena immer noch ihren Gedanken nachgeht, stehen sie vor dem Aufzug und warten ungeduldig und gleichzeitig mit einem mulmigen Gefühl darauf, dass sich die Türen endlich öffnen. Julius ist der erste, der auf das altbekannte Pling reagiert. Während die anderen drei gespannt danebenstehen, greift er nach dem hellbraunen DIN-A4 Umschlag, der soeben mit dem Lift geschickt wurde.

„Mia“, liest Oliver vor, noch bevor Julius die krakelige Schrift entziffern kann. „Also Helena“, fügt er überflüssiger Weise hinzu, denn mittlerweile hat jeder der Anwesenden die wahren Namen der jeweils anderen verinnerlicht. Sabrina nickt. Sie dreht sich zu Helena herum, doch diese bekommt von alldem nichts mit. Deshalb erschrickt sie auch zu Tode, als Julius völlig unerwartet mit dem Umschlag vor ihrem Gesicht herumfuchtelt.

„Was soll das?“, fährt sie ihn wütend an. „Kannst du mich nicht vorwarnen?“

„Wozu? Dass ich dir in drei Sekunden einen Brief übergebe? Wie unnötig.“

Julius verdreht die Augen. „Aber gut. Achtung Helena, in exakt zwei Komma vier Sekunden wedle ich mit einem Umschlag vor deinem Gesicht herum, um dich darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Post für dich kam.“

Zu gerne hätte sie mit einem passenden Spruch gekontert, doch die mysteriöse Post war ihr in diesem Moment deutlich wichtiger als ein unnötiger Streit mit Julius.

„Gib schon her“, fordert sie, während sie ihm das Kuvert bereits aus der Hand reißt. Helena dreht und wendet es, doch bis auf den Namen Mia in unleserlicher Handschrift findet sich dort kein Anhaltspunkt, der auf Absender, Empfänger oder Anlass des Schreibens deuten könnte.

Warum gehe ich eigentlich davon aus, dass es ein Brief ist?, fragt sie sich selbst, denn Nachrichten wurden bisher immer für jedermann sichtbar an die Wand projiziert. Der Beamer hängt noch immer an seinem gewohnten Platz, dessen versichert sie sich mit einem schnellen Blick an die Zimmerdecke. Außerdem hat der Umschlag ein gewisses Gewicht. Er ist nicht schwer, aber nur ein einfaches Schreiben ist dort sicher nicht enthalten.

„Machst du es auch irgendwann auf, oder sollen wir noch ein bisschen rätseln, was die Botschaft von diesem Ding sein könnte?“

Am liebsten hätte Helena Julius dorthin geschickt, wo der Pfeffer wächst, doch dazu hätte er aus diesem Raum gelangen müssen, und gäbe es hier irgendwo einen frei zugänglichen Ausgang, wäre sie schon längst über alle Berge und würde gar nicht erst in dieser Situation stecken. Kurz gesagt: Julius muss leider bleiben.

„Du gehst mir auf die Nerven.“

„Ich meine-“

Sie wirft ihm einen scharfen Blick zu. Er verstummt.

„Ich mache es ja schon auf.“

Helena nestelt umständlich mit den Fingern an der Lasche herum. Vielleicht möchte sie Julius provozieren, vielleicht möchte sie aber auch nur noch ein bisschen Zeit schinden, denn mittlerweile ist sie sich nicht mehr sicher, ob sie wirklich wissen will, was sich in dem Umschlag für Mia verbirgt.

Der Regisseur. Mein Buch, dein Tod.

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