Читать книгу Der Regisseur. Mein Buch, dein Tod. - Sarah Markowski - Страница 39
ОглавлениеMontag, 01.07.2019, 08: 50 Uhr
- Mara -
„In zehn Minuten ist es soweit.“
Simone Hirsch fegt über den Rasenplatz und verteilt genauso viel Aufregung wie Anweisungen. Es ist ihr erstes Jahr als Leiterin der Kinderfreizeit, die sie bisher immer nur hinter den Kulissen mit organisiert hat. „Wo ist Michael?“
Ich deute mit ausgestrecktem Arm in Richtung Wasser, wo ihr Ehemann gerade den Steg absperrt.
„Nicht, dass direkt am Anfang schon ein Kind baden geht“, hat er mir erst vor zwei Minuten erklärt, als ich ihm das dicke Schiffstau gebracht habe.
„Danke Mara!“, ruft mir Simone zu, während sie an mir vorbei auf ihren Ehemann zu sprintet. Mitten im Laufen bleibt sie plötzlich stehen und dreht sich noch einmal zu mir herum. „Was ist eigentlich mit der Biertischgarnitur?“
Ich lehne mich zurück und luge um die Ecke.
„Die Bänke stehen schon, die Tische werden gerade aufgebaut.“
Sie schenkt mir einen Daumen nach oben, während sie schon wieder in Bewegung ist. Ich widme mich währenddessen weiter den bunten Wimpeln, die ich an Holzpfählen befestige und einmal quer über den Grillplatz spanne. Leonie hält das andere Ende der Leine in den Händen und verzweifelt ebenso wie ich an den vielen Knoten im Seil. Aufgrund mangelnder Zeit bis die Kinder kommen, beschließen wir kurzerhand, das Problem Problem sein zu lassen, und die Wimpelkette so aufzuhängen, wie sie im Moment ist.
„Sieht doch gut aus“, stelle ich zufrieden fest, während ich unser Werk aus der Ferne betrachte. „Die Knoten fallen doch kaum auf.“
„Wenn man nicht weiß, dass alle Wimpel mit der Spitze nach unten hängen sollten.“
Leonie stemmt die Hände in die Hüften und wiegt den Kopf unentschlossen hin und her. „Dann kaum.“
Ich gebe ihr ein High Five und wir machen uns zusammen auf den Weg in Richtung Vereinshaus. Die Hütte ist zwar etwas zu klein, um den Namen verdient zu haben, aber da es das einzige Gebäude auf dem Platz ist, ist der Name wohl gerechtfertigt. Von Weitem höre ich schon Kindergeschrei, das immer lauter wird, je näher wir dem Parkplatz kommen. Aufgedrehte Kinder schnattern wild durcheinander und wuseln zwischen ihren Eltern umher, die mindestens genauso aufgeregt sind wie ihre Sprösslinge.
„Herzlich willkommen!“
Simone und Michael nehmen sowohl Kinder als auch Eltern in Empfang und beantworten seelenruhig alle Fragen. Sofort fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt, als ich eines der kleinen Mädchen war, die schüchtern an den Beinen ihrer Eltern hingen, am Ende des Tages aber doch den größten Spaß ihres Lebens hatten. Aus der Ferne winkt mir jemand zu, und beim genaueren Hinsehen erkenne ich meine Eltern, die Malte und Emilia hierher bringen, und Larissa, die nach dem Aufbau gerade kurz nach Hause gegangen ist, um ihre beiden Geschwister abzuholen. Da sie zusammen mit ihrem Papa hier in Greetsiel wohnen, ist es für die drei nur ein Katzensprung.
„Sei schön brav und hör‘ auf die Erwachsenen“, „Mama holt dich heute Abend wieder ab“, „hab‘ Spaß und stell‘ bloß keinen Unfug an“, ertönt es aus allen Ecken. Viele Eltern, aber alle haben die gleiche Einstellung. Obwohl ich Zweifel habe, dass die Kinder die Aufforderungen ihrer Eltern exakt so befolgen, mache ich mir keine Sorgen und freue mich sogar noch ein bisschen mehr auf die kommenden drei Wochen.