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Der Begriff „Toxische Männlichkeit“

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Der Begriff, der heute in feministischen und soziologischen wie psychologischen Kontexten Bestandteil akademischer Auseinandersetzungen bezüglich geschlechterspezifischen Verhaltens und Gewalt ist, hat seine Idee in der mythopoetischen Männerbewegung der 1980er- und 1990er-Jahre. Terry A. Kupers führte den Begriff der toxischen Männlichkeit in einem an TherapeutInnen und PsychologInnen gerichteten Aufsatz ein, um die problematischen Verhaltensweisen von Männern im System von Gefängnissen zu benennen (vgl. Kupers 2005, S. 713 – 724).

Der Begriff toxisch kommt aus dem Englischen und bedeutet giftig. „Toxische Männlichkeit“ beschreibt also eine „giftige Männlichkeit“. Giftig impliziert hierbei, dass Männlichkeit für andere, aber auch für den Mann selbst giftig ist. Schädliches und tödliches Gift ist per se nicht Teil des Menschen/des Mannes (oder der gesellschaftlichen Strukturen), es entsteht durch männliche Sozialisation und durch patriarchale Strukturen – und kann ausschließlich durch aktives Handeln abgebaut werden, da das Gift der Sozialisation und der patriarchalen Strukturen permanent wirkt und sich nicht eigenständig zersetzt. Der Begriff der toxischen Männlichkeit ist eine „zielführende Krücke“, unter der alle problematischen Denk- und Verhaltensweisen toxischer Männlichkeit subsumiert und mittlerweile allgegenwärtig im öffentlichen Diskurs thematisiert werden. Durch den Begriff wurde ein schwer zu fassendes Problem diskutierbar und thematisierbar – es wurde fassbar.

Es wird in dem Zusammenhang von schädlichem Verhalten von Männern auch von „toxic masculinity“ gesprochen oder auch von „kritischer Männlichkeit“. Während ersteres die englische Original-Bezeichnung darstellt, ist der Begriff „kritische Männlichkeit“ ebenfalls nur ein Oberbegriff und stellt wie toxische Männlichkeit nur eine Krücke dar. Denn: Die Männlichkeit an sich kann niemals kritisch sein, höchstens der Umgang mit ihr. Aber auch hier geht es darum, durch Begrifflichkeiten nur schwer fassbare soziologische Erkenntnisse in Worte zu fassen, damit sie in die Öffentlichkeit transportiert und thematisiert werden können. Jedoch fehlt hier aus semantischer Sicht die Benennung der problematischen Anteile männlicher Sozialisation, der für andere Menschen und die Männer selber schädlich ist. Semantisch sinnvoller wäre beispielsweise die Formulierung „kritische Männerforschung“.

Es wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob es eine nicht toxische Männlichkeit überhaupt geben kann. Das grundsätzliche Problem besteht vor allem darin, dass bestimme Fähigkeiten nur dem einen oder nur dem anderen Geschlecht zugeschrieben werden. Durchsetzungsfähigkeit ist beispielsweise zunächst keine problematische Eigenschaft, doch durch die Zuschreibung an Männer wird sie Frauen abgesprochen, beziehungsweise werden durchsetzungsstarke Frauen als unangenehm und hysterisch bewertet, Männer hingegen als selbstsicher und zielorientiert. Toxisch wird das Verhalten, wenn beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit als Mittel eingesetzt wird, durch welches andere Menschen oder der Mann selber kurz-, mittel- oder langfristig zu Schaden kommen, andere benachteiligt oder patriarchale Strukturen (re)produziert werden.

Toxische Männlichkeit

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