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Vorwort von Christina Mundlos

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Toxische Männlichkeit durchzieht unsere Gesellschaft in sämtlichen Bereichen. Die Auswirkungen spüren Frauen täglich. Egal, ob sie auf dem Bürgersteig ausweichen müssen oder die Beförderung nicht bekommen, ob sie vergewaltigt, belästigt oder gestalkt werden, ob sie ihre eigenen Bedürfnisse verdrängen und die aller anderen befriedigen müssen, ob sie mal wieder zum Hepeating des Kollegen applaudieren sollen oder massiv von Altersarmut bedroht sind. Ich selbst habe so gut wie alle der toxischen Verhaltensweisen von Männern, die im Buch beschrieben werden, schon erlebt. Viele davon mehrfach täglich. Diese Zustände sind eben nicht nur strukturell bedingt, sondern werden täglich von Millionen von Männern mit ihrem Alltagshandeln hergestellt und bestätigt. Wir könnten hier von DOING TOXIC MASCULINITY sprechen.

Dieses Buch ist ein Wegweiser für Männer, die Unterstützung brauchen bei der Suche nach all ihren toxischen und sexistischen Verhaltensweisen und der Veränderung dieser. Insbesondere der erste Teil bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte toxischer Männlichkeit. Im zweiten Teil geht es dann ans Eingemachte: Männer werden zu einer „Entgiftungskur“ aufgefordert, die es in sich hat. An schlechten Tagen befürchte ich, dass man das Gift vermutlich nur noch mit einem sehr großen Bunsenbrenner wegflammen kann. An guten Tagen setze ich auf den Einfluss der wenigen radikalfeministischen Männer wie Sebastian Tippe. Das vorliegende Buch ist daher ein sehr guter Anfang. Schlussendlich zeigen die vielfältigen Erfahrungsberichte von Frauen und Männern, dass toxische Männlichkeit mitten unter uns ist.

Es mag für Männer ein heilsamer Schock sein, wenn ihnen beim Lesen des Buches und der Auseinandersetzung mit dem Ausmaß toxischer Männlichkeit das Lachen vergeht. Leserinnen sollten aber gewarnt sein: Es empfiehlt sich nicht unbedingt, das Buch am Stück zu lesen, denn die Fülle an Benachteiligungen und das Ausmaß der Gewalt gegen unser Geschlecht kann sehr aufwühlen und belasten. Auch wenn viele Aspekte toxischer Männlichkeit bekannt sind, ist es bedrückend und frustrierend, sich mit allen gleichzeitig zu befassen. Ich habe bereits selbst sieben Bücher über Sexismus und Diskriminierungen geschrieben und musste beim Lesen pausieren, da das gesamte Bild, das aus den einzelnen Puzzle-Teilen entsteht, erschreckend ist. Deshalb ist dieses Buch so bitter nötig. Sebastian Tippe hält mit seinem Buch Männern den Spiegel vor und bietet damit einen Blick auf die negativen Einflüsse von toxischer Männlichkeit auf unsere Gesellschaft, die die meisten wohl lieber verdrängen möchten.

Es bleibt zu hoffen, dass dieses Buch von vielen Männern gelesen UND beherzigt wird. Auch, wenn vielleicht die weiblichen Leserinnen überwiegen werden. Männer werden von Sebastian Tippe zum Umdenken ermutigt. Frauen könnte die Lektüre dazu anregen, ihre angestaute Wut in feministische Aktivitäten zu kanalisieren. Zudem kann es entlastend wirken, dass sich ein Mann hier derart deutlich solidarisch mit Frauen positioniert. Schließlich bleiben feministische Statements von Männern oftmals Lippenbekenntnisse – spätestens, wenn es um die eigenen Privilegien geht. Das wird beispielsweise auch am Thema Pornografie und Prostitution deutlich. Selten sind Männer bereit, auf das Privileg zu verzichten, einen Frauenkörper kaufen und benutzen zu können. Tippe positioniert sich aber auch hier klar und bereichert sein Buch mit einem Bericht von Huschke Mau.

Darüber hinaus sind vor allem auch die Tipps und Methoden für die Mädchen- und Jungenarbeit sehr wertvoll und sollten daher bei SozialarbeiterInnen, Schulen und Jugendämtern Beachtung finden.

Das Buch stellt einen sehr wichtigen Beitrag dar für die Problematisierung und das Aufbrechen der schädlichen typisch männlichen Verhaltensweisen.

Christina Mundlos

Toxische Männlichkeit

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