Читать книгу Toxische Männlichkeit - Sebastian Tippe - Страница 26
Genitalverstümmelungen von Mädchen
ОглавлениеEine weitere entsetzliche Form der Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist die Genitalverstümmelung, auch FGM (Female Genital Mutilation) genannt.
Dabei werden die weiblichen Geschlechtsteile verletzt, indem sie teilweise oder ganz entfernt werden, um die sexuelle Lust von Frauen zu verhindern (vgl. Desert Flower Foundation). Die Verstümmelung, meist ohne Betäubung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, wird in der Regel vor der Pubertät bei Mädchen zwischen vier und acht Jahren mit einer Schere, Rasierklinge, einem Messer oder einer Glasscherbe (meist nicht desinfiziert) durchgeführt, aber auch vermehrt bei Säuglingen. Es gibt vier unterschiedliche Formen der Genitalverstümmelung: Bei Typ Drei wird den Mädchen die Klitoris und die Schamlippen herausgeschnitten, anschließend werden die Schamlippenstümpfe zusammengenäht, sodass nur ein kleines streichholzgroßes Loch zum Urinieren und für das Menstruationsblut gelassen wird (vgl. ebd.).
Zu den gesundheitlichen Schädigungen schreibt die Desert Flower Foundation (ebd.): „Weibliche Genitalverstümmelung hat gravierende gesundheitliche (physische und psychische!) Auswirkungen. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es zu schweren Blutungen, Entzündungen, Tetanus, Blasenlähmung oder Blutvergiftung kommen – Folgen, die nicht selten tödlich enden. Auch HIV/AIDS kann über nicht gereinigte Instrumente übertragen werden. Neben dem psychischen Trauma, das der Eingriff hinterlässt, und dem Verlust sexueller Empfindung, klagen die Opfer langfristig oft über Schmerzen beim Urinieren und während der Menstruation. Das Sitzen oder Gehen kann durch das Scheuern der Kleidung an den Narben oder auftretende Druckstellen zur Qual werden. Zysten, Abszesse, Infektionen der Blase und Inkontinenz können auftreten. Auch Unfruchtbarkeit gehört zu den möglichen Langzeitfolgen. Der Geschlechtsverkehr wird häufig als schmerzhaft empfunden. Bei der Geburt eines Kindes kann es zu verstärkten Blutungen und Geweberissen kommen. Die Geburt kann länger dauern als üblich, Kaiserschnitte sind häufig.“
Laut der Desert Flower Foundation, bezugnehmend auf die WHO, sind weltweit 200 Millionen Mädchen und Frauen von FGM betroffen, in Europa leben eine Million betroffene Mädchen und Frauen. Vor allem werden Mädchen in Nordost-, Ost- und Westafrika beschnitten, sowie im Nahen Osten und in Südostasien. Die Praktik wird aber auch durch Menschen ausgeführt, die nach Europa, Kanada, Australien, Neuseeland und in die USA eingewandert sind und in derem Kulturraum FGM weiter verbreitet ist. Auf ihrer Homepage weist die Foundation darauf hin, dass alle 11 Sekunden ein Mädchen auf der Welt beschnitten wird und jedes dritte durch den Eingriff stirbt.
In Deutschland sind ca. 70.000 Mädchen – plus Dunkelziffer – von Genitalverstümmelung betroffen, in Somalia sind es laut TERRE DES FEMMES e. V. 98 % aller Mädchen, in Eritrea 83 % (vgl. Tagesspiegel 2019).