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Häusliche Gewalt und Femizide

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Die Zahlen der kriminalstatistischen Auswertung des Bundeskriminalamts (vgl. 2018) zur Gewalt in Partnerschaften sind erschreckend: 2017 wurden 138.893 Menschen statistisch erfasst, die in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner misshandelt, gestalkt, bedroht oder getötet wurden. Darunter waren 113.965 Frauen (82 %). Im Jahr 2018 stieg diese Zahl auf 114.393 an (vgl. Suhr 2019). Die Dunkelziffer wird laut ExpertInnen um einiges höher sein.

Die Bundesfamilienministerin Giffey verwies zudem auf die hohe Zahl an getöteten Frauen: 147 Frauen sind 2017 von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2018b), also an ca. jedem zweiten bis dritten Tag eine Frau. 2018 ermordeten Partner oder Ex-Partner 122 Frauen (vgl. Suhr 2019). 2019 starben durch männliche (Ex-)Partner 135 Frauen (vgl. One Billion Rising 2019). Die Zahl der Femizide sowie häuslicher Gewalt ist Anfang 2020 noch einmal im Kontext der Ausgangsbeschränkungen aufgrund des Corona-Virus gestiegen. Es ist wichtig zu benennen, dass die Gewalt sich nicht nur auf die Partnerin erstreckt, sondern meist auch Kinder mit einschließt – selbst beim Femizid töten die mordenden Männer oftmals auch ihre Kinder oder versuchen dies. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächlichen Zahlen viel höher sind. Wenn Totschlag dazu gerechnet wird, dann tötet allein in Deutschland jeden Tag ein Mann eine Frau.

Anmerkung: Viele Männer ermorden ihre Ex-Partnerin, da sie es nicht ertragen, dass sich ihre ehemalige Partnerin von ihnen getrennt hat – nach der Devise: „Es wird sich nicht von Männern getrennt, sondern Männer trennen sich von Frauen.“ Männliche Geschlechtervorstellungen spielen hierbei eine große Rolle: Männer müssen die Macht in allen Lebensbereichen, so auch in der Partnerschaft und Familie innehaben. Sie entscheiden, ob und wann eine Beziehung vorbei ist. Trennen sich Frauen von ihrem Partner, kollidiert dies mit dem „männlichen Kontrollanspruch“, was in den schlimmsten Fällen darin endet, dass Männer ihre Ex-Partnerin ermorden – nach dem Motto: „Wenn ich sie nicht haben kann, dann darf sie auch niemand anderes haben.“

All dies sind dann Fälle, die in der Presse als Familiendrama oder Beziehungstat deklariert werden, um patriarchale Strukturen und Gewalt an Frauen zu verschleiern und zu verharmlosen. Im Januar 2020 wurde verkündet, dass die Deutsche Presse-Agentur (DPA) verharmlosende Begriffe, die den Opfern eine Mitschuld suggerieren, nicht mehr verwenden wird: Darunter fallen die Begriffe Beziehungsdrama, Familientragödie, Familiendrama und Ehetragödie. Froben Homburger (DPA-Nachrichtenchef) twitterte (Frauensicht.CH 2020): „Drama und Tragödie rücken Mord und Totschlag in die Nähe eines schicksalhaften Geschehens, in dem Opfer- und Täterrolle zu verschwimmen scheinen: Ist der Täter nicht auch irgendwie Opfer (etwa einer zerrütteten Beziehung) – und hat das Opfer daher nicht auch Anteil an der Tat?“ Auch Begriffe wie Sex-Täter oder Sex-Attacken werden verboten, da durch die Verwendung dieser Begriffe vermittelt wird, dass sexualisierte Gewalt etwas mit Sex und natürlichen Bedürfnissen zu tun habe, wodurch verschleiert wird, dass es sich dabei um Gewalt handelt. Es stellt sich die Frage, was ein „Sextäter“ getan hat? Hat er Sex gehabt? Es wird deutlich, dass die Gewalt an Frauen durch derartige Formulierungen unsichtbar gemacht wird.

Ein weiterer Aspekt, der die Täter bei Gewalt gegen Frauen unsichtbar macht, ist die Verwendung des Passivs: Es wird in den Medien geschrieben, dass Frauen von Männern getötet, angegriffen oder vergewaltigt werden – jedoch nicht, dass Männer Frauen getötet, angegriffen oder vergewaltigt haben. Die Täterschaft wird durch das Passiv relativiert und heruntergespielt – die Wirkung auf Lesende ist eine andere als bei der Verwendung des Aktivs.

Toxische Männlichkeit

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