Читать книгу Der Mensch und seine Grammatik - Simon Kasper - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеIch habe versucht, ein Buch zu schreiben, das jede Leserin mit linguistischen Grundkenntnissen mit Gewinn lesen kann, das aber auch der interessierten Forschungscommunity noch Impulse geben kann. Ohne Kompromisse ließ sich das nicht bewerkstelligen. So habe ich speziell in den sprachtheoretischen Kapiteln und Abschnitten mit Literaturverweisen gespart. Dass ich William James, Karl Bühler, Ernst Cassirer, Arnold Gehlen, Alfred Schütz und Thomas Luckmann, Peter Janich, den generativen, kognitiv-funktionalen, Inhalts- und Ausdrucks-, Dependenz- und Valenzgrammatiken viele Anlässe für An- und Abgrenzungen verdanke, werden Eingeweihte dennoch bemerken – und auch so sind die Verweise nicht wenige. Meine Bemühungen gingen dahin, eine empirisch gestützte, kohärente und lebensweltnahe Skizze über den Zusammenhang von grammatischen Signalisierungsmitteln, ihrer Interpretation und der leiblich-psychischen Verfasstheit des Menschen zu entwerfen. Dem Ziel, diesen Entwurf geschlossen, kontinuierlich und nachvollziehbar darzustellen, habe ich bereitwillig den Anspruch untergeordnet, jeden möglichen Bezug zur Forschung explizit zu machen. Das betrifft auch den weitgehenden Verzicht auf eine Terminologie, die an Einzeltheorien gebunden ist, aber fürs Ganze versagt. Der Geschlossenheit ist es geschuldet, dass ich im Einleitungskapitel bereits Voraussetzungen mache, die ich erst spät vollends einlösen kann. Der Lebensweltnähe soll es geschuldet sein, dass diese Voraussetzungen nicht zu sehr auffallen und das Buch dennoch von Beginn an nachvollziehbar ist.
Was meinen Genusgebrauch bei Personenbezeichnungen angeht, der manchen Leser zum Nachfragen veranlasst hat, bin ich folgendermaßen verfahren: Auf bestimmte literarische oder historische Figuren(gruppen) beziehe ich mich mit dem entsprechenden Genus. Beispielsweise verwende ich für die historisch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit männliche Gruppe von Bibelschreibern und -übersetzern das Maskulinum. Für Personenbezeichnungen, die niemand Bestimmtes, aber potentiell Sie, mich und andere meinen könnten, habe ich kurzerhand Rollen verteilt. So rechne ich beispielsweise mit Leserinnen und Interpretinnen für die besprochenen Texte. Die entsprechenden Aussagen gelten selbstverständlich auch für jeweils andersgeschlechtige Personen, die ich für diese Rollen nicht besetzt habe.
Die Zahlenaffinen unter Ihnen, die sich nur für die Daten der Korpusstudie interessieren, denen der Vorlauf mit der Entwicklung der Hypothese aber zu basal oder zu lang ist und die sich nicht für die anthropologischen Implikationen interessieren, mögen folgende Abschnitte lesen: 1.6, 1.7, 2.8, 2.9, 3.4–3.8. Wem auch das noch zu viel ist und wer lediglich die Ergebnisse erfahren möchte, lese die Abschnitte 2.9, 3.7 und 3.8. Die Zahlenaversen unter Ihnen mögen das Buch von vorn nach hinten lesen und das lange Auswertungskapitel 2.8 bis auf Abschnitt 2.8.4 weglassen und auch auf Kapitel 3.4 verzichten. Wer meinen Erklärungsversuch für die Ergebnisse in den Kapiteln 2.9, 3.7 und 3.8 kennenlernen möchte, mit Grammatik aber sonst nicht so viel am Hut hat, nehme sich Kapitel 4 vor.
Das Buch führt zusammen, was der Sache nach zusammengehört, was ich aber bisher getrennt behandelt habe: die Sprachtheorie in Form meiner InstruktionsgrammatikInstruktionsgrammatik und die variationslinguistische Empirie. Anlass dieser Zusammenführung bot der LOEWE-Schwerpunkt „Fundierung linguistischer Basiskategorien“, der von 2012 bis 2015 an der Philipps-Universität Marburg beheimatet war und sich auf syntaktisch-semantischer Seite mit der Beziehung von Serialisierung, Morphologie und Belebtheit beschäftigte. Der empirische Teil der vorliegenden Arbeit ist aus diesem Projekt erwachsen. Mit dem theoretischen und anthropologischen Unterbau, der die ganze Sprache und den ganzen Menschen umfasst, befasse ich mich schon zehn Jahre länger. Empirischen Niederschlag hat das bereits im SyHD-Projekt gefunden, derzeit schlägt sich manches davon in der Syntaxerhebung im Projekt „Regionalsprache.de“ (REDE) nieder. Für die im LOEWE-Projekt geleisteten Vorarbeiten, von denen ich zehren konnte, danke ich herzlich Magnus Birkenes, Ina Bornkessel-Schlesewsky, Alexander Dröge, Max Düngen, Sophie Ellsäßer, Felix Esser, Jürg Fleischer, Giulia Grassi, Axel Harlos, Sara Hayden-Billion, Julia Hertel, Mícheál Hoyne, Greta Kaufeld, Paul-André Meÿer-Magis, Erich Poppe, Elisabeth Rabs, Elisabeth Rieken, Jürgen Erich Schmidt, Michael Waltisberg, Stefan Weninger, Alexander Werth und Paul Widmer. Darüber hinaus hat mir die Zusammenarbeit großen Spaß bereitet. Alle Datenbankklassifikationen stammen von mir, Vorarbeiten anderer habe ich vollständig überprüft und überarbeitet. Darum stehe ich selbstverständlich für alles Kritikwürdige gerade.
Für die Programmierung der Datenbank auf der REDE-Oberfläche danke ich Frank Nagel, bei allen weiteren technischen Angelegenheiten haben mir die REDE-Kollegen Dennis Bock, Robert Engsterhold, Slawomir Messner und Raphael Stroh geholfen.
Für Korrekturen am Manuskript danke ich Lars Bieker, Merle Gudjons, Robin Kropf und Lena Stutz.
Ich danke für inhaltliche Ratschläge und Anregungen Magnus Birkenes, Michael Cysouw, Jürg Fleischer, Damaris Nübling, Wolfgang Klein, Oliver Schallert, Jürgen Erich Schmidt, Augustin Speyer und Alexander Werth.
Für die fruchtbaren Diskussionen und ausführliches Feedback danke ich Vilmos Ágel, Christoph Purschke, Jürgen Erich Schmidt, Hanni Schnell und Alexander Werth.
Ich danke Valeska Lembke vom Narr Verlag für die professionelle und angenehme Zusammenarbeit.
Ich danke Jürgen Erich Schmidt für seine seit 2008 ununterbrochene Unterstützung und sein fortgesetztes Vertrauen in das, was ich tue.
Mein besonderer Dank gilt meiner Familie und meinen Freund_innen für alles, was dazugehört.
Simon Kasper
Marburg (Lahn), August 2020