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Von Wittenberg in die Welt

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VON WITTENBERG IN DIE WELT

Nachdem Luther und Melanchthon Wittenberg in eine Mustereinrichtung der Reformation verwandelt hatten, kümmert sich Melanchthon um andere Universitäten.

So überziehen Gehorsam, Ernst und Innerlichkeit ganz Deutschland: In Marburg, Königsberg, Jena, Helmstedt, Straßburg, Gießen, Duisburg und Kiel werden zwischen 1527 und 1665 protestantische Universitäten gegründet. Die katholische Kirche lässt sich das nicht gefallen. Im Zuge der Gegenreformation entstehen bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts katholische Universitäten in Dillingen, Paderborn, Osnabrück, Bamberg, Innsbruck und Breslau. Aber der Einfluss Melanchthons ist gewaltig. Sein Verdienst ist es, Aristoteles‘ „Politik“ für den täglichen Gebrauch im Staatswesen fruchtbar zu machen. Melanchthons Image heute ist das nach einem von Karl Hartfelder 1889 geprägten Wort vom „Praeceptor Germaniae“, dem „Lehrer Deutschlands“. Seine Adepten und Kopisten perfektionieren in den nächsten Jahrhunderten das Verwaltungsmodell Deutschland bis zum unübersichtlichen „Monströsen“, wie Samuel von Pufendorf im 17. Jahrhundert die Staatsverfassung Deutschlands bezeichnet. Kein Wunder: Bis zur Aufklärung war diese Art Staatsbildung Sache der Kopisten und Kameralisten der „old school“ Wittenbergs. Und die verstanden keinen Spaß. Sie machten buchstäblich Ernst.

Das Tragische: Martin Luther wollte ursprünglich eine Art Verfassung für Deutschland niederlegen, Melanchthon für ihre Durchsetzung sorgen. Er folgte zwar der Lehre Luthers, hielt aber für die Durchsetzung politischer Interessen Cicero und Aristoteles für eine bessere Anleitung als die Bibel. Luther ging eher nach menschlichem Instinkt in dem Sinne, dass (Zitat) „aus einem verzagten Arsch selten ein lustiger Furz komme“. Natürliche Rechte waren aber für Melanchthon nicht die Auswüchse menschlicher Instinkte, sondern die Bildung göttlicher Weisheit und Gerechtigkeit in der menschlichen Seele. Auch für ihn war jede Regierung von Gott eingesetzt. Ihre Macht aber bekam sie nur durch ein Volk, das der Regierung gehorcht.

Die Machtverhältnisse sind damit konzeptionell klar geregelt. In der neuzeitlichen politischen Verfassung entsteht die soziale Ordnung durch die klare Unterteilung in befehlende Obrigkeit und parierende Untertanen. Das lateinische „parere“ („gehorchen“) erscheint noch in der Redewendung vom „Vaterland“, denn es hat die gleiche Quelle wie das lateinische „parentes“, die Eltern. Der Mythos vom „Vaterland“ mit seiner Konnotation der Unterwürfigkeit ist in Deutschland bereits im ausgehenden Mittelalter angelegt.

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