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Deutschland 1954:
3, 2, 1, 0 ... Tor! Tor! Tor! Tor!

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DEUTSCHLAND 1954:

3, 2, 1, 0 ... TOR! TOR! TOR! TOR!

Tor! Tor! Tor! Tor! Es ist aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ Fast jeder Deutsche kennt diese O-Töne des Reporters Herbert Zimmermann am 4. Juli 1954. In den letzten Minuten vor dem Schlusspfiff gelang der deutschen Nationalmannschaft auf wundersame Weise doch noch der entscheidende Siegtreffer zum 3:2-Endstand, nachdem das deutsche Team 0:2 zurückgelegen hatte. Das „Wunder von Bern“ verhalf den Deutschen wieder zu neuem Selbstbewusstsein, zum ersten Mal nach der Katastrophe des Nationalsozialismus. Keine Frage: Mentalitätsgeschichtlich betrachtet, ist dieser 4. Juli, an dem das „Wunder von Bern“ geschah, nicht nur der amerikanische, sondern auch der deutsche Nationalfeiertag.

Glücklicherweise trat bereits das nächste Wunder ein: Das deutsche Wirtschaftswunder. Nachdem die deutschen Trümmerfrauen nach 1945 aus Schutt und Asche die zerbombten Städte langsam wieder aufrichteten, gelang vor allem durch Fleiß und Akribie der neue industrielle Boom in den Fünfziger Jahren. Arbeit gab es genug, den Beruf konnte man sich aussuchen. Der Wohlstand breitete sich allmählich aus und sorgte für wellenartige Konsumbewegungen: Zeitgenossen erinnern sich noch gut an die „Fresswelle“, die „Autowelle“ und die „Häuserwelle“, bis man in den Siebziger Jahren in den Bereichen der Notwendigkeiten eine gewisse Marktsättigung feststellen konnte. Dann ging es darum, das jeweils bessere Produkt am Start zu haben, die modischeren Kleider zu tragen und das jeweils bessere Auto vor dem Reihenhaus zu parken als der Nachbar – „keepin’ up with the Jones“.

In den Achtziger Jahren brach schließlich die große Party namens „Lifestyle“ der „Young Urban Professionals“ aus – endlich durfte man ungeniert zeigen, was man hat, und die Champagnerkorken knallen lassen. Noch nie hatten junge Menschen derartige Chancen, innerhalb kurzer Zeit zu viel Geld zu kommen, statt wie ihre Eltern sich bis ins hohe Alter für ihr Häuschen und ihre Rente krumm und buckelig zu schuften.

Perestroika war das globale politische Wunder der Achtziger Jahre, dem Fall der Mauer folgte nach anfänglicher Euphorie für ein Stimmungstief, das mit der Rezession und dem ersten Golfkrieg zu Beginn der Neunziger Jahre einherging. Die von einem Bundeskanzler prophezeihten „blühenden Landschaften“ der ehemaligen DDR verdorrten, zahlreiche Milliardenprojekte verliefen im märkischen Sand Ostdeutschlands, das als „Mezzogiorno Deutschlands“, das hoffnungslos verarmte „Dunkeldeutschland“ galt. Und irgendwie verschwand die Partylaune der Achtziger Jahre, inklusive ihrer Gegenbewegungen, der künstlerischen Subversivität und Avantgarde, irgendwo in den Stromlinien bedingungsloser Anpassung an Marktgesetze von der korrekten Krawatte bis zur Manager-Etikette, an die neue Bescheidenheit und der „political correctness“. Man behalf sich mit Spaß und Ironie.

Die Neunziger Jahre waren vor allem langweilig und nicht so gemeint. Für kurze Zeit herrschte wieder Auftrieb, als die „New Economy“ Jüngst- und Kleinstunternehmer mit schnell geschriebenen Business-Plänen dank „Business Angels“ an die Börse trieb, die ihr von Aktionären hereingespültes Geld geschickt zu verschwenden wussten. Die vermeintlichen „Innovationen“, die dank der Digitalisierung ganzer Wirtschaftszweige wie Unkraut sprossen, erwiesen sich als Seiltanz, weil sie jeden unternehmerischen und verantwortungsvollen Denkens entbehrten – dazu war einfach schon zuviel Geld da. Der „Neue Markt“ ging sang- und klanglos unter.

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