Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 2 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 46
Оглавление16. An Damasus
Einleitung
Der erste Brief an den Bischof Damasus zu Rom blieb unbeantwortet. Man konnte schließlich vom Papste nicht erwarten, daß er sich mit jedem unbekannten Mönche aus dem Orient in einen Briefwechsel einließ. 2497 Dazu hatte Hieronymus einen wunden Punkt, die antiochenischen Streitigkeiten, berührt, deren Tragweite man in Rom kaum erkannt hatte, die aber doch nicht so nebensächlich waren, daß Papst Damasus auf den Brief irgendeines Mönches hin endgültig Stellung nehmen konnte. Hieronymus wandte sich mit dem vorliegenden Brief erneut an das Oberhaupt der Gesamtkirche. Auch dieses Mal wissen wir nichts von einer Antwort. Inzwischen war unser Einsiedler durch verschiedene größere literarische Arbeiten bekannt geworden. Es ist daher ganz natürlich, daß ihn Papst Damasus zu einem auf 382 angesetzten Konzil nach Rom berief, auf dem die antiochenische Angelegenheit geregelt werden sollte. Der Lateiner Hieronymus war ein willkommener Sachverständiger. Als solcher konnte er auch im Verfahren gegen die Apollinaristen, das dem gleichen Konzil vorbehalten war, gelten, hatte er doch persönlich des Apollinaris Lehrvorträge gehört. Inzwischen hatte Damasus auch Gelegenheit, die wissenschaftliche Befähigung des hl. Hieronymus kennenzulernen, der ihm 381 eine exegetische Abhandlung über die Vision des Propheten Isaias von den Seraphim und der glühenden Kohle gewidmet und übersandt hatte. 2498 In Rom gestalteten sich dann die Beziehungen zwischen den beiden hervorragenden Männern recht eng. Hieronymus wurde der Vertraute, der „Staatssekretär“ und auch der wissenschaftliche Berater des Papstes. 2499
Auch dieser Brief fällt in die Zeit zwischen 376—379. Er ist mit Rücksicht auf die schwierigen Verkehrsverhältnisse und die gebotene Anstandsfrist etwa ein Jahr später anzusetzen als der voraufgegangene Brief.
1.
Die ungestüme Frau im Evangelium fand schließlich doch noch Erhörung, 2500 und der Freund erhielt vom Freunde, der sich bereits mit seinen Sklaven hinter verschlossenen Türen gesichert hatte, sogar mitten in der Nacht die erbetenen Brote. 2501 Der Herr selbst, über den keine feindliche Macht Gewalt hat, läßt sich durch Bitten des Zöllners erweichen. 2502 Die Stadt Ninive, ihrer Sünde wegen bereits dem Untergange geweiht, rettete sich durch ihr reumütiges Bittgebet. 2503 Warum mag ich wohl so weit ausholen? Du, der Große, sollst den Kleinen nicht verachten. Du, der reiche Hirte, sollst das kranke Schäflein nicht zurückstoßen. Christus hat den Schächer vom Kreuze ins Paradies geleitet. 2504 Um zu zeigen, daß die Bekehrung nie zu spät kommt, 2505 wurde aus der Strafe für den begangenen Mord ein verdienstvolles Martyrium. Christus schloß den verlorenen Sohn bei seiner Heimkehr freudig in die Arme. 2506 Neunundneunzig gesunde Schafe ließ er im Stiche, damit das eine verirrte Schäflein auf den Schultern des guten Hirten heimfinde. 2507 Paulus, ursprünglich ein Verfolger der Kirche, wird zum Glaubensboten. Blindheit schlägt sein leibliches Auge, damit es in seinem Innern um so heller werde. Er, der die Diener Christi gefesselt vor den Hohen Rat der Juden zu bringen pflegte, rühmt sich später selbst der Fesseln Christi. 2508
2.
Wie ich schon früher schrieb, habe ich zu Rom das Kleid Christi empfangen 2509 und wohne jetzt, von der Kultur abgeschnitten, an der Grenze Syriens. Glaube nicht, ein anderer habe mir diese Verbannung aufgezwungen, nein, ich selbst habe mir die Strafe auferlegt, die ich meine verdient zu haben. Aber wie ein heidnischer Dichter sagt: „Wer das Meer durchfurcht, tauscht wohl ein anderes Klima, aber nicht einen anderen Charakter ein“, 2510 so ist der stets drängende Feind auch mir auf dem Fuße nachgefolgt, damit ich jetzt in der Einöde noch schwerere Kämpfe zu bestehen lerne. Denn hier wütet unter dem Schutze der weltlichen Macht 2511 der Ingrimm der arianischen Meute. Die hier in drei Parteien zerrissene Kirche bemüht sich geschäftig, mich zu sich herüberzuziehen. Die in der Umgegend wohnenden Mönche suchen ihr althergebrachtes Ansehen gegen mich geltend zu machen. Ich indessen bekenne laut: „Zu mir gehört, wer mit dem Stuhle Petri in kirchlicher Gemeinschaft steht!“ Meletius, Vitalis und Paulinus geben sich als Deine Anhänger aus. Ich könnte ihnen glauben, wenn nur einer es sein wollte. Jetzt aber lügen wenigstens zwei, vielleicht auch alle. Deshalb beschwöre ich Deine Heiligkeit beim Kreuze des Herrn, beim Leiden Christi, im Interesse der unentbehrlichen Würde unseres Glaubens, nicht nur Deinem erhabenen Amte nach, sondern auch durch Deinen Eifer ein Nachfolger der Apostel zu sein. Dann wirst Du auch auf dem Throne sitzend mit den Zwölfen zusammen richten, 2512 dann wird Dich nach dem Beispiele Petri ein anderer in Deinem Alter gürten, 2513 dann wirst Du mit Paulus das Bürgerrecht im Himmel erhalten. 2514 Teile mir also in einem Briefe mit, zu wem ich mich in Syrien halten soll! Schätze eine Seele nicht gering ein, für die Christus gestorben ist!