Читать книгу Goschamarie Mofacup - Stefan Mitrenga - Страница 12
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„Und was heißt das jetzt?“, fragte Theo verwirrt. „Machen die bei Panky jetzt eine Obduktion?“
„Ich weiß nicht, wie das abläuft“, gab Walter zu. „Ich habe keine Ahnung, ob überhaupt jemand auf die Aussage einer alten Gesundbeterin hört.“
Walter war nach seinem Besuch auf dem Wagnerhof direkt in die Wirtschaft gegangen. Überrascht hatte er festgestellt, dass Theo, Peter und Max schon am Stammtisch saßen. Als er ihnen erzählte, was vorgefallen war, konnte sich niemand einen Reim darauf machen.
„Wänn d’Creszenz des sagt, dänn isch des au so“, warf Marie ein, die Walter ebenfalls zugehört hatte. „In hon se mol zufällig beim Eikaufa droffa. Da sagtse, i sott doch mol beim Doktr vorbeiluaga und nachm Blutdruck gucka lossa. Des hon i gmacht und des war guat so. Viel z‘hoch ischer gwäa. Des hätt bees ausganga kenna. Jetzt nimm i halt jeden Dag zwoi Tablettla und älles isch guat.“
„Meinst du nicht, das war nur gut geraten?“, wandte Max ein. „Sie kennt dich ja und weiß wie alt du bist und sieht, dass du ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hast …“
„Wa willsch du mir damit saga? Etwa, dass i fätt wär?“ Marie baute sich mit den Händen in den Hüften bedrohlich vor Max auf.
„Ich mein ja nur“, ruderte dieser zurück. „Die Chance auf einen Treffer war da schon recht hoch.“
„Deshalb muss mr aber it glei so frech wärra“, schimpfte Marie im Weggehen und gab Max einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Den Rest des Abends darfst du dich über warmes Bier freuen“, sagte Theo leise, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Marie außer Hörweite war.
„Aber was ist denn jetzt mit Panky?“, griff Peter das Thema wieder auf. „Nehmen wir mal an, die machen eine Obduktion und es stellt sich raus, dass er tatsächlich nicht einfach so gestorben ist. Ist das dann ein Fall für die Polizei?“
Walter zuckte zusammen. „Jetzt mal langsam. Da gibt es viele Möglichkeiten … vielleicht hat Panky irgendwelche Tabletten nicht vertragen … oder was Schlechtes gegessen … oder was Falsches verschluckt: auf so einem Hof gibt es genug giftige Chemikalien. Oder was am Wahrscheinlichsten ist: die Creszens hat sich einfach geirrt. Sie leistet sicher gute Arbeit, wenn es um Warzen geht … aber das jetzt … sie ist doch kein Arzt.“
„Hat Andrea denn gesagt, was sie vorhat?“, wollte Peter wissen. „Eine Obduktion muss doch ein enger Angehöriger beantragen. Das sind ja nur sie und ihr Mann.“
Walter schüttelte den Kopf. „Sie war nach Creszenz‘ Auftritt total erschüttert und ist ins Haus zurückgegangen. Ich denke mal, sie wird das mit Steffen besprechen, wobei der, glaube ich, kein Interesse daran hat.“
„Wie kommst du darauf?“, fragte Max und zündete sich eine Zigarre an.
„Ich habe das Gefühl, er will es nur schnell hinter sich bringen. Die Beerdigung und das alles. Ich habe zufällig gehört, wie er sich mit Andrea gestritten hat. Er meinte, Panky hätte sich eine Einäscherung gewünscht und sie müssten sich beeilen, aber Andrea wollte davon nichts wissen.“
Die Tür wurde aufgestoßen und eine Schar verschwitzter Zeltaufbauer strömte herein und verteilte sich an den freien Tischen. Nur Elmar steuerte zielsicher den Stammtisch an.
„Ihr lasst es euch in der Wirtschaft gut gehen, während wir bei der Hitze den Zeltboden verlegt haben“, meckerte er. „Aber wir sind jetzt mit dem Boden fertig. Ab morgen sind andere dran. Die bauen die Bühne auf, die Tresen an der Essen- und Getränkeausgabe, den Weizenbierstand und die Bar. Wir liegen prima im Zeitplan.“ Elmar klopfte eine Lord aus der Schachtel und inhalierte genüsslich. Der Rauch stieg zur Decke und verband sich mit Max‘ Zigarrennebel. Walter war froh, dass es Sommer war und alle Fenster offenstanden. In der kalten Jahreszeit war der Rauch manchmal so dicht, dass man nicht mehr bis zum anderen Ende der Gaststube sehen konnte.
„Sodele, do hosch a eiskalts Bierle. Die Fleißige kriagat immers Beschte“, sagte Marie freundlich. Dann knallte sie eine Flasche vor Max auf den Tisch. „Und fier die Frecha und Faule gibt’s dr Rescht!“
Max lächelte unbeholfen und griff nach seinem Bier. Es war lauwarm.
„Was gibt’s denn Neues?“, wollte Elmar wissen und Walter erzählte noch einmal, was er auf dem Wagnerhof erlebt hatte.
„Auf die Creszenz sollte man hören“, sagte Elmar bestimmt und trank einen Schluck Bier. Eiskalt. „Sie macht ja nicht nur das mit dem Gesundbeten. Sie träumt auch manchmal Sachen, die dann wirklich passieren. Manche würden das Visionen nennen. Muss man das glauben? Nicht unbedingt, aber ganz sicher hat die Frau ein paar Sinne mehr als normale Menschen.“
Max verzog das Gesicht. „Visionen … die hab ich auch manchmal … vor allem, wenn ich zu viel warmes Bier getrunken habe.“ Marie warf ihm vom Tresen aus einen bösen Blick zu.
„Mir hat sie auch mal von einem ihrer Träume erzählt“, fuhr Elmar fort. „Sie sagte, sie hätte mich in einem eigenen Fliesenlegerbus gesehen und hat mir sogar das Logo auf dem Fahrzeug beschrieben. Damals hatte ich schon länger überlegt, ob ich mich selbständig machen soll, hab mich bis dahin aber nicht getraut. Ihr Traum hat mir dann den letzten Kick gegeben und ich habe es durchgezogen. Das habe ich nie bereut.“
„Also hat sie dir eigentlich nur erzählt, was du hören wolltest“, grummelte Max. „Da hättest du auch eine Münze werfen können.“
„Ich weiß nur, dass das mit den Warzen damals funktioniert hat“, warf Walter ein. „Der Rest ist mir eigentlich egal.“
Er sah auf die Uhr und signalisierte Marie, dass er bezahlen wollte. „Ich muss ja wieder früh raus“, reagierte er auf Elmars fragenden Blick. „Ist ja nicht jeder selbständig und kann bis Mittag im Bett liegen.“ Elmar registrierte den Seitenhieb, reagierte aber nicht darauf.
Marie kam, um zu kassieren. „So, no a Schnäpsle auf dr Wäg. Där isch au ausm Kielschrank“, sagte sie und lächelte Max an, der an seinem warmen Bier nuckelte. Wenigstens war ihr Lächeln eiskalt.
Walter stand auf und ging mit Manne und Otto, die sich ebenfalls auf den Heimweg machten, zur Tür.
Marie stand am Tresen und winkte ihnen hinterher: „Machet‘s guat, ziernet nix, kommet wieder!“
„Warum geht ihr denn schon Heim?“, wunderte sich Walter über die beiden weißhaarigen Rentner.
„Wir wollten lieber mit dir und Balu gehen“, erklärte Otto. „Marie hat gesagt, in dem Haus da spukt es. Da gehen wir auf Nummer sicher.“
Die drei beäugten das verlassene Haus misstrauisch, als sie im Halbdunkel daran vorbeiliefen. Nur Balu trabte mit Kitty gelangweilt nebenher. Die Tigerkatze hatte vor der Wirtschaft auf ihn gewartet und er hatte ihr berichtet, was geschehen war.
„Vielleicht riecht diese Creszenz einfach nur besser, als die anderen Menschen“, vermutete Kitty. „Zu blöd, dass sie Panky schon abgeholt haben. Da hätte ich auch mal gerne geschnüffelt.“ „Hauptsache es war kein Mord“, jammerte der Wolfsspitz. „Da wäre Walter doch bestimmt wieder dabei.“„Es kommt, wie es kommt“, orakelte Kitty wenig hilfreich. „Und genau das macht mir Sorgen.“