Читать книгу Goschamarie Mofacup - Stefan Mitrenga - Страница 13

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„Und du meinst, sie lassen die Obduktion machen?“, fragte Liesl. Walter hatte ihr von der seltsamen Begegnung mit der Gesundbeterin am Vortag erzählt. Sie hatten gemeinsam Mittag gegessen und saßen mit einer Tasse Kaffee unter dem großen Sonnenschirm auf Walters Terrasse.

„Das weiß ich nicht“, antwortete er. „Ich würde es tun. Kostet ja nichts. Dann hast du Sicherheit.“

„Kannst du nicht mal Anne fragen, ob sie Panky reinbekommen haben? Sie arbeitet jetzt doch wieder.“ Elmars Freundin hatte vor ihrer Schwangerschaft als Assistentin in der Pathologie gearbeitet. Vor zwei Monaten war sie halbtags wieder in ihren Beruf zurückgekehrt.

Anne gehörte zu der kleinen Ermittlergruppe, die in den letzten Jahren mehrere Mordfälle in und um Taldorf aufgeklärt hatte. Auch Walter gehörte dazu, genauso wie sein alter Freund und Polizist Manni, dessen Streifenkollege Hans und Hubert von der Kriminalpolizei. Auch wenn sie nicht ermittelten, trafen sie sich am Samstagmorgen auf dem Ravensburger Wochenmarkt an Francescos Kaffeestand. Letzten Samstag hatten sie ihr Treffen jedoch ausfallen lassen, da alle, außer Anne und Walter, im Urlaub gewesen waren.

„Ich frag sie über Whatsapp“, beschloss Walter und nahm sein iPhone vom Tisch. Es war mit seiner Bluetoothbox verbunden, die leise Walters neuen Lieblingssender von sich gab. Chris Country – ein englischer Sender, der ausschließlich Countrymusik spielte.

„Störe ich?“, fragte Eugen Heesterkamp und blickte neugierig hinter der Hausecke hervor.

„Immer“, antwortete Walter wahrheitsgemäß und erntete dafür von Liesl einen Tritt vors Schienbein.

„Natürlich stören Sie nicht“, flötete Liesl und sah Walter streng an.

Der pensionierte Lehrer nahm sich einen Gartenstuhl und setzte sich zu ihnen unter den Schirm.

„Was verschafft uns denn das … ähm … Vergnügen?“, wollte Walter wissen.

„Ich hatte noch Zeit, da dachte ich, ich schaue mal vorbei. Ich kann nachher endlich meine Bienen holen.“

„Was für Bienen?“, fragte Liesl überrascht. „So richtige … also Insekten?“

Eugen nickte. „Ich bekomme von einem Imker in Horgenzell vier Völker. Ich bin schon ganz aufgeregt.“

Walter runzelte die Stirn. „Und die wohnen dann in Ihrem Garten?“

„Aber nein. Das wäre mir doch etwas zu nah am Haus. Ich habe mit den Erben von Karl-Heinz geredet. Ich darf seinen Bienenstand hinten im Tal benutzen.“

Karl-Heinz war einer der beiden Landwirte, die vor einiger Zeit bei den Bauernmorden ums Leben gekommen waren. Er war ein leidenschaftlicher Imker gewesen und hatte mit seinem Honig das halbe Dorf versorgt. Seine Erben hatten die Imkerei nicht fortführen wollen und hatten seine Völker verkauft. Seitdem stand der alte Bienenstand leer.

„Und Sie kennen sich damit aus?“, wollte Liesl wissen. „Ich stelle mir das nicht so einfach vor.“

„Ich habe mich bestens vorbereitet. Im Internet findet man eigentlich alles, was man wissen muss, aber natürlich habe ich mir auch Fachliteratur besorgt. Wenn alles gut läuft, kann ich demnächst meinen eigenen Honig ernten. Darf ich Sie denn auf meine Kundenliste setzen?“

„Aber gerne“, kam Liesl Walter zuvor, der etwas anderes sagen wollte. „Ich liebe Honig und wenn ich dann noch weiß, dass er von hier kommt, ist das großartig.“

Walter erinnerte sich an Karl-Heinz, bei dem er nie Honig gekauft hatte, da der es mit der Hygiene nicht so genau genommen hatte. Er hoffte, dass Eugen in dieser Hinsicht gründlicher war.

„Haben Sie denn schon die ganze Ausrüstung, die man braucht?“

Eugen winkte ab. „Da braucht es gar nicht so viel. Das meiste hab ich über ebay-Kleinanzeigen gekauft: die Bienenkästen, eine Rauchflasche und einen Kasten, mit dem man ausgeflogene Schwärme einfangen kann.“

„Und so ein Imkeranzug wäre auch nicht schlecht“, überlegte Walter.

Eugen schüttelte den Kopf. „Das ist doch nur was für Anfänger!“

Und du bist kein Anfänger?, dachte Walter, hielt sich aber zurück.

„Wissen Sie … das hat was mit der richtigen Einstellung zu tun“, dozierte Eugen. „Die Bienen spüren, ob man ihnen etwas antun will. Wenn man nur gelassen und ruhig vorgeht, tun sie einem nichts. Und dank meiner Yoga-Erfahrung habe ich meine Ausstrahlung immer unter Kontrolle.“

„Das müssen Sie mir dann mal zeigen“, sagte Liesl. „Also, ich würde mich das ja nicht trauen. Ohne Schutzkleidung. Ich habe schon Panik, wenn hier eine Biene um den Kuchen kreist.“

„Sehen Sie meine Liebe, genau da liegt das Problem: die Biene spürt Ihre Panik und wird dann aggressiv. Sie müssen versuchen, ruhig zu bleiben, dann passiert nichts. Probieren Sie das beim nächsten Mal.“

Walter bevorzugte bei Bienenangriffen die Zeitungsmethode: Zeitung zusammenrollen und dann wie einen Baseballschläger schwingen. Bei einem Treffer wird die Biene weggeschleudert, aber nicht verletzt. Zumindest glaubte Walter das.

Eugen sah auf die Uhr. „Dann geh ich mal und hole meine fleißigen Mädels. Ich erzähle Ihnen dann, wie es gelaufen ist.“

Walter überlegte ob es bei Imkern einen speziellen Gruß gab, wie „Waidmanns Heil“ bei den Jägern, oder „Hals und Beinbruch“. Da ihm nichts einfiel, hob er wortlos die Hand.

„Ist ja schon spannend, dass der Eugen unter die Imker geht“, sagte Liesl nachdenklich. „Vielleicht solltest du dir auch ein Hobby zulegen.“

Sofort klingelten bei Walter die Alarmglocken. Das Schreckgespenst „Tanzkurs“ lugte in seiner Fantasie schon ums Eck.

„Ich hab doch auch so schon genug zu tun“, versuchte er abzulenken. „Und wenn ich mal Zeit habe, verbringe ich die gerne mit dir oder meinen Freunden. Ein Hobby wäre da nur im Weg.“

Mit einem „Ping“ meldete Walters Handy die Antwort von Anne.

„Ja. Pankratz Wagner ist bei uns zur Autopsie. Vermutlich am Freitag. Viel los gerade.“

Ein Herzchen-Emoji beendete ihre Nachricht.

Walter drehte das iPhone zu Liesl. „Panky ist in der Autopsie. Dann hat Andrea doch auf Creszenz gehört.“

Liesl überflog die Nachricht und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Dann hoffen wir mal, dass eure Gesundbeterin falsch lag.“

Goschamarie Mofacup

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