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Kapitel 8

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Mit einem warmen Pullover, einer neuen Jacke, einem Schal und einer Mütze bewaffnet verliess Kristín sauer den Laden.

Wütend stapfte sie die Strasse hinunter, aus der sie vorhin gekommen waren.

Nicht ein einziges Mal drehte sie sich herum, um zu sehen, ob Halli ihr folgte.

Aber sie konnte deutlich hören, dass er hinter ihr war.

Er rief ihren Namen, doch sie reagierte nicht.

Sie konnte hören, wie der Isländer hinter ihr erneut zu telefonieren begann.

Sein Tonfall war sehr harsch und es schwang deutlich Verärgerung mit, als er mit seinem Gegenüber sprach.

Doch sein Isländisch war so fliessend und schnell, dass Kristín nicht ein Wort aufschnappen konnte.

Aber es war ihr auch egal.

Erneut rief Halli ihren Namen.

Die Leute auf der Strasse drehten sich nach ihnen um, doch die junge Frau stürmte einfach weiter.

Und erst, als sie den Laugavegur erreichte und in die Masse von Touristen eintauchte, verlangsamte sie ihre Schritte.

Ihr Kopf glitt von links nach rechts.

Wie sollte sie sich nur ohne Halli hier zurechtfinden?

Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, griff eine grosse Hand nach ihrer Schulter und drehte sie zu sich herum.

Mit hochrotem Kopf und ein wenig ausser Atem stand Halli vor ihr und funkelte sie wütend an.

„Was sollte das?!“

Sie wich seinem Blick nicht aus.

„Wie bitte?! Erklär du mir lieber, was das eben sollte!“

Ihr Finger bohrte sich in seine Brust, was ihn aber nicht zu interessieren schien.

„Was fällt dir ein, mich an der Kasse so zu demütigen!

Was fällt dir ein, meine Einkäufe für mich zahlen zu wollen?!“

Die Leute um sie herum blieben neugierig stehen, betrachteten das ungleiche Paar.

„Darum ging es dir? Das ist der Grund, warum du aus dem Laden gestürmt bist?“

Der Isländer schnaubte.

„Das ist doch lächerlich!“

Kristín holte tief Luft.

„Lächerlich, sagst du? Du findest es selbstverständlich, dass du den Einkauf für eine völlig fremde Frau bezahlst? In was für einer Welt lebst du eigentlich, Halli?“

Er starrte sie an, der Zorn war aus seinem Gesicht gewichen.

Dann lächelte er plötzlich warm.

„Du bist schön, wenn du wütend bist.“

Und mit diesem Satz nahm er ihr komplett den Wind aus den Segeln.

Sie lächelte verlegen und wurde sich plötzlich der neugierigen Menschenansammlung bewusst.

Diese setzten sich wieder in Bewegung, als sie merkten, dass den beiden Streithähnen wohl die Puste ausgegangen war.

Ihr Blick wanderte wieder zurück zu Halli, der noch immer vergnügt auf sie herunter sah.

„Ich wollte dir etwas Gutes tun, Kristín. Dass es bei dir so falsch ankommt, war nicht meine Absicht. Tut mir leid.“

Er kratzte sich, in seiner für ihn wohl typischen Art, verlegen am Kopf.

„Wenn es dir hilft, könnten wir uns darauf einigen, dass du mir das Geld am Ende deines Urlaubs, bzw. deiner Suche, zurückzahlst.“

Am Ende ihres Urlaubs?

Am Ende ihrer Suche?

Kristín schluckte schwer.

Natürlich.

Die Suche.

Sie dachte an ihr Foto.

War wirklich noch kein Tag vergangen, seit sie auf dieser Insel gelandet war?

War es wirklich erst Stunden her, dass sie diesem rothaarigen Isländer begegnet war?

Kristín schüttelte ungläubig den Kopf.

Halli sah sie verdutzt an.

Doch ehe er eine Frage stellen konnte, lächelte die junge Frau ihn an.

„Das ist ein gutes Angebot.“

Sie hielt ihm ihre zierliche Hand hin.

Einen Moment zögerte er unsicher, doch dann umschloss er ihre Hand vorsichtig.

„Friede?“

„Friede.“, bestätigte Kristín lächelnd.

Dann wies sie mit ihrer Hand nach links.

„Darf ich mir nun die Läden in dieser Strasse in Ruhe ansehen?“

Halli lachte belustigt.

„Du meinst ohne Hast und Hektik?“

Sie nickte bestätigend.

„In meinem eigenen Tempo.“

Sie lächelte warm.

„Und als Belohnung darfst du mit mir Hummersuppe essen gehen.“

Ein Strahlen legte sich auf das Gesicht des Isländers.

„Ich wusste doch, dass du der Suppe nicht widerstehen kannst.“

Er stupste sie leicht an.

„Los, geh voran. Du bestimmst schliesslich die Schrittgeschwindigkeit.“

Kristín machte ein paar zögerliche Schritte, als sie sich nochmals zu Halli herumdrehte.

„Danke.“

Er hob verdutzt eine Augenbraue.

„Danke wofür?“

„Für alles.“, flüsterte sie leise, drehte sich herum und schritt voran.

Der Ruf der wilden Insel

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