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Kapitel 5

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Als sie wieder ins Auto einstiegen, war jeder mit einer Tüte vollgepackt, die zum Bersten gefüllt war mit Kleinigkeiten, bei denen Halli angemerkt hatte, die müsste sie unbedingt einmal in Island gegessen haben.

Kristín war so belustigt über die Art, wie er sie durch den Supermarkt lotste, dass sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen alles in den Einkaufswagen packte, was er ihr begeistert in die Hand drückte.

Jetzt sassen sie beide draussen im Auto, jeder eine Flasche Limonade zwischen die Beine geklemmt und bissen hungrig in ihre belegten Brote.

„Was hältst du davon…“, schmatzte Halli, schluckte geräuschvoll und spülte mit einem Schluck Limonade nach, ehe er sich ihr zuwandte.

„… wenn wir unsere erste Nacht in Reykjavík verbringen?“

Kristín verschluckte sich beinahe an ihrem Sandwich, als ihr die Zweideutigkeit dieses Satzes bewusst wurde.

Als sich ihr Hustenanfall wieder beruhigt hatte, begegnete sie dem schelmischen Blick des Isländers.

„Unsere erste Nacht?“, lachte sie und trank erneut einen Schluck aus der Flasche.

„Werden denn noch viele folgen?“

Sie bemerkte die Verlegenheit in Hallis Gesicht, als er ihr antwortete.

„Ich kann es dir nicht sagen, Kristín. Kommt darauf an, wie schnell wir deine Schwester finden. Und auch wo genau sie hier auf Island lebt.“

Er suchte ihren Blick.

„Du hast wirklich keine weiteren Hinweise? Nur dieses Foto?“

Kristín schüttelte traurig den Kopf.

„Nein, leider nicht. Nur die Namen Sigrún und Guðrún und dieses alte Foto.“

Sie war sich im Klaren darüber, dass sie die Namen völlig falsch aussprach, schliesslich hatte sie keinerlei Kenntnisse über die isländische Sprache, aber der Isländer verstand sie trotzdem.

„Sigrún...“, ,wiederholte Halli abwesend und schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.

Dann seufzte er tief.

„Das ist nicht viel…“

Er stupste sie leicht in den Oberarm und grinste breit.

„Aber wir Isländer sind ja nur ca. 330‘000. Da wird wohl jemand darunter sein, der deine Schwester oder deine Mutter kennt und uns weiterhelfen kann. Und genau den Menschen suchen wir jetzt. Ich bin überzeugt, wir werden ihn finden.“

Halli tätschelte aufmunternd ihr Knie, bevor er nach seiner Flasche griff, den letzten Schluck nahm und sie dann hinter sich auf den Rücksitz warf.

Der Blick der jungen Frau folgte dieser Bewegung missbilligend.

Der Isländer kratzte sich verlegen am Kopf, als er sich das Chaos auf der Rückbank wieder ins Gedächtnis rief.

„Ich verspreche dir, mich in Reykjavík um dieses Dilemma zu kümmern.“

Kristíns Blick wanderte erneut über all den Müll.

In diesem Moment spürte sie, wie er sie sanft am Kinn anfasste und sie so zwang, ihn anzusehen.

Er lächelte warm.

„Ich schwöre.“

Er legte sich die Hand auf seine Brust, um sein Versprechen zu unterstreichen.

Als sie die Röte auf ihren Wangen spürte, weil ihr sein Lächeln so durch und durch ging, wandte sie sich hastig ab und gab vor, in der Plastiktüte aus dem Supermarkt etwas zu suchen.

Dann zog sie zufrieden eine kleine Kartonschachtel heraus.

„Lass uns auf dem Weg nach Reykjavík diese Schokoladenrosinen testen.“

Sie öffnete die Packung und hielt sie dem Isländer unter die Nase.

Beherzt griff dieser hinein und liess eine Hand voll in seinem Mund verschwinden.

„Na dann, los. Die Hauptstadt wartet auf uns.“

Er startete das rote Ungetüm und lenkte es zurück auf die Strasse.

Der Ruf der wilden Insel

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